„Dolls“ gehört zu den Frühwerken Stuart Gordons und war wohl auch recht knapp budgetiert, was sich unter anderem in der sehr kurzen Laufzeit niederschlägt.
David Bower (Ian Patrick Williams) fährt mit seiner neuen Frau Rosemary (Carolyn Purdy-Gordon) und seiner Tochter aus erster Ehe Judy (Carrie Lorraine) in den Urlaub, allerdings bleibt das Auto Unwetterbedingt stecken. Im Regen flüchtet die disfunktionale Kleinfamilie zu einem nahen Landhaus, ebenso wie eine Handvoll andere Leute mit ähnlichem Schicksal. Vom freundlichen Puppenmacherehepaar werden alle nett aufgenommen, doch der Zuschauer riecht bereits den Braten, böser Omen sei Dank. Außerdem: Wer öffnet Fremden noch so überfreundlich Tür und Tor, Alter sowie Einsamkeit hin oder her.
Judy bemerkt als aufgewecktes Kind schnell, dass die Puppen in dem Haus ein Eigenleben führen, doch Kindern glaubt man ja per se nicht. Was nicht allen gut bekommt, da sich die Spielzeuge als ausgesprochen tödlich entpuppen...
Die Voraussetzungen für „Dolls“ waren nicht die besten, auch was das Script angeht. So ist die Geschichte ausgesprochen simpel, wer überlebt und wer den Löffel abgibt steht nach wenigen Filmminuten fest. Auch die Motivation hinter den Taten ist doch etwas dürftig erklärt, die Parabel, dass Kinder und Kindgebliebene mit reinen Herzen die besseren Menschen sind, kommt schon etwas sehr mit dem Holzhammer. Doch immerhin versucht „Dolls“ seinen Plot nicht aufzublasen, um ihn nach mehr wirken zu lassen und versucht sich als reines Genrekino.
Und genau da liegt die Stärke von dem Film aus der Full Moon Schmiede, die (von Ausnahmen wie „Chucky“ mal abgesehen) ja fast das Monopol im Bereich des Puppenhorrors innehat. Im Gegensatz zu manch anderem für die Firma tätigen Regisseur beherrscht Stuart Gordon sein Handwerk nämlich wirklich sehr gut und erzeugt soviel Spannung wie möglich. Suspense, vor allem wenn die Kamera den Blickwinkel der Mörderpuppen einnimmt, wohlplatzierte Schockeffekte und eine düstere Atmosphäre machen „Dolls“ zum vielleicht besten Puppenfilm Full Moons. Auch die Begrenzung des Handlungsraumes auf das Haus dreht noch mal an der Spannungsschraube, egal wie vorhersehbar „Dolls“ im Grunde ist.
Trotz des knappen Geldrahmens sind auch die Trickeffekte durchweg sehenswert, die neben den Puppen auch einen aggressiven Riesenteddy und schießende Spielzeugsoldaten auf den Schirm bringen. Da kann sich der Effektfan an sauberer Arbeit freuen, während die Gorehounds nicht zu viele FX erwarten sollten: Die Morde sind meist nicht zu graphisch und auch nicht von großer Zahl, obwohl Stuart Gordon ja sonst für eher splattrige Filme kennt. Macht aber nichts, denn „Dolls“ funktioniert trotzdem ziemlich gut.
Einen großen Wehrmutstropfen gilt es allerdings zu verschmerzen und das sind die allesamt recht mäßigen Darstellerleistungen. Sicherlich war das Horrorkino der 80er nicht reich an Meisterdarbietungen, doch man hat schon Solideres gesehen als die Darsteller hier, die allesamt klischeehafte Rollen auf absolut klischeehafte Weise verkörpern, von der rebellischen Pseudo-Punkerin bis zur gestrengen Stiefmama.
Alles in allem ist „Dolls“ ein netter Film, dem man das große Können seines Regisseurs bereits ansieht, denn vor allem durch Inszenierung und Atmosphäre gewinnt Stuart Gordons Werk. Die einfallsarme Geschichte und die mäßigen Darstellerleistungen kann das aber nur teilweise kaschieren.