ACHTUNG SPOILER
Wer nicht über diverse Details des Films informiert werden möchte, sollte hier aufhören zu lesen.
(Hinweis: Dieses Review beruht auf der ungeschnittenen R-Rated version.)
FREITAG DER 13. - JASON IM BLUTRAUSCH
Story:
Tina Shepherd ist eine junge Frau mit telekinetischen Fähigkeiten und einer Vergangenheit, die es in sich hat: als Kind versenkte sie mit eben diesen Kräften ihren Vater im Crystal Lake. Heute quälen sie jene Erinnerungen. Parallel dazu befindet sie sich an einem denkbar ungünstigen Platz: mit ihrem Psychiater und ihrer Mutter ist sie zum Ort des Geschehens zurückgekehrt, um jene Gefühle aufzuarbeiten. Da sie ihre Kräfte unter emotionaler Erregung nicht kontrollieren kann, passiert das, was passieren muss: Tina erweckt den im See vor sich hinrottenden Jason zu neuem Leben. Diesmal hat er jedoch einen härteren Gegner als bislang. Ob ihn das angesichts mit Teenies gefüllter Ferienhäuser aufhält?
Kann man sich eigentlich sparen, die Frage. Willkommen! Es ist zum siebten Mal Freitag der 13. und Jason lässt es sich nicht nehmen, seinen Hobbys nachzugehen. Willkommen in JASON IM BLUTRAUSCH!
Ursprünglich war das erst 2003 von statten gegangene Spektakel FREDDY vs. JASON bereits für das Jahr 1988 (!) geplant. Dass das Projekt erst 15 Jahre später realisiert wurde, lag daran, dass die FREITAG – und die NIGHTMARE – Reihe damals noch im Besitz verschiedener Rechteinhaber (PARAMOUNT PICTURES und NEW LINE CINEMA) waren, welche sich hinter den Kulissen nicht einigen konnten. Deshalb entschloss man sich, Jason erneut alleine auf Teeniehatz gehen zu lassen und zimmerte die Story so zusammen, dass er dennoch einen ‚übermenschlichen’ Rivalen bekam.
Sechs Filme lang wurden uns jetzt schon schier unzählige Möglichkeiten aufgezeigt, wie man Menschen töten kann. Und es blieb alles die ganze Zeit (Teil 1 und 5 mal etwas an den Rand gestellt) beim unveränderten, simplen Grundmuster: Jason ist wieder da, Teenies sind auch wieder da, es wird wieder gemordet und zwar solange bis nur noch eine Person übrig ist die Jason dann vorerst ausschaltet. Sechs (für die Logik-Fanatiker: Vier) Filme lang ging das mal mehr, mal weniger gut. Doch da weder harte Gore-Einlagen noch parodistische Ansätze einen dauerhaften Schutz vor Langeweile bieten, musste man sich handlungstechnisch mal zumindest etwas einfallen lassen, um Part 7 nicht zur altbackenen Schlachtplatte werden zu lassen. Und das tat man auch. Und siehe da: JASON IM BLUTRAUSCH ist die erste Fortsetzung der Reihe, bei der man in Ansätzen von einer Story sprechen kann. Telekinetisch begabtes Mädchen gegen blutdürstigen Serienkiller. Is immerhin reizvoller als jugendliche Camper gegen blutdürstigen Serienkiller. Oder?! Nachdem JASON LEBT die Glocken der Selbstironie läutete, inszenierte John Carl Buechler mit diesem Teil wieder einen ernsten Slasher, der erfreulich humorlos daherkommt. Die Atmosphäre ist durch die Crystal-Lake-Location, die sehr gut zur Geltung kommt und eben die Tatsache, dass sich der Film ernst nimmt, deutlich düsterer und das krasse Gegenteil von Part VI. Gruselig wird es leider dennoch nicht mehr, dafür ist die Jason Voorhees - Masche einfach inzwischen zu ausgelaugt - das angsteinflößende an der Figur hat sich zum altbekannten Kult gemausert, der inzwischen eher freudige Gefühle hervorruft anstatt Schrecken zu verbreiten. Handwerklich ist der Film dennoch recht sauber gemacht und wirkt nicht billig runtergekurbelt wie manch andere Produktionen mit ähnlich kleinem Budget (rund $3 Mio.).
Der deutsche Titel JASON IM BLUTRAUSCH fällt sehr großspurig aus. Ursprünglich wäre Teil VII wohl der Brutalste der ganzen Reihe geworden, wenn er dann nicht auch der wäre, bei dem die MPAA am meisten wegen dem R-Rating entfernte. Etliche der 16 Tötungen mussten um Gore erleichtert werden. Und das merkt man dem Film an. Teil 2,4,5 und 6 wurden hierzulande nur mit Schnittauflagen veröffentlicht, Teil 7 bekam uncut das FSK 18 – Stempel. So blutig wie in den alten Zeiten wird es nimmer und auch gegenüber den beiden Vorgängern bekommt man nicht allzu harten Stoff geboten – wie immer sind die Effekte ordentlich inszeniert, aber das alles hatten wir schon mal deftiger. Doch keine Angst: so ‚seicht’ wie in Teil 2 wird’s nicht, es gibt einige recht nette Aktionen des Jason zu bewundern. Außerdem muss man sagen, dass die Morde hier einmal mehr hübsch kreativ geworden sind. Vor allem diese riesenhafte Motorsäge mit welcher Jason Dr. Crews zerlegt (klingt brutal, ist aber auch vergleichsweise harmlos – auch hier war die Szene viel geiler gedacht) hat mir sehr gut gefallen. Insgesamt aber wie gesagt wegen den rapiden Schnittauflagen einer der etwas weniger brutalen Teile von dem man nur hoffen kann, dass da noch mal eine unrated version rauskommt, was aber wohl eher unwahrscheinlich ist.
Jason wird hier übrigens erstmals von dem Stuntman Kane Hodder verkörpert, welcher die Rolle noch dreimal in TODESFALLE MANHATTAN, JASON GOES TO HELL und JASON X übernahm. Jason hat alles nur erdenklich Menschliche an sich gänzlich verloren und sieht in diesem Teil wie ein richtiger, halb zerfressener Zombie aus. Das Kostüm rockt wirklich. Der Rücken ist offen und man kann die Wirbelsäule und die Rippen sehen, dass gleiche gilt für die Knie. Und das Gesicht erst… In Teil VI war es etwas sehr form und konturlos geraten und erinnerte mich mehr an eine Sumpfmumie. Hier sieht Jason wie ein regelrechtes Tier aus, mit zerrissener Haut und vergammeltem (aber beweglichem!) Unterkiefer. Durch und durch fies! Vom kleinen, ertrunkenen Jungen zum waschechten Monster.
Das Musikthema weicht dieses Mal vom klassischen Orchestersound etwas ab, was den Film allerdings auch nicht schlechter macht. Sie wirkt hintergründig, düster und kalt. Im Verlauf des Films wird allerdings sowohl älterer Stoff aus den Teilen 2-4 als auch die Mucke aus JASON LEBT aufgegriffen. Es lässt sich also nicht wirklich etwas aussetzen.
Was den Verlauf des Films angeht – im Grunde hat er sich (trotz der diesmal vorhandenen ‚Handlung’) nicht sonderlich verändert. Nachdem Jason seinen Crystal Lake verlassen hat, beginnt er wieder einmal, Ferienurlauber niederzumetzeln. Ähnlich wie in DAS LETZTE KAPITEL befinden sich diese nicht in einem Camp, sondern in einem Ferienhaus. Und ähnlich wie in DAS LETZTE KAPITEL feiern sie abends eine kleine Party, bei welcher die ersten schon nach kurzer Zeit in die Kiste hüpfen und gegen geltende Regeln zum Überleben in Horrorfilmen verstoßen. Jene Szenen sind nicht sonderlich lang, kommen dieses Mal aber wieder öfter als in den Vorgängern vor. Damit das Ganze nicht langweilig wird, darf uns Tina zwischendurch mal zeigen, wie toll sie per Gedankenkraft Streichholzheftchen entzünden, Glas splittern und Fernseher fliegen lassen kann. Die Logik bleibt zwar in einigen Sequenzen wieder mal auf der Strecke, macht aber alles nichts. Denn der Showdown reißt einiges raus – da verliert Jason nämlich seine Eishockeymaske und Tina versucht ihn via Telekinese zu fetzen. Obgleich das ganze Haus anschließend explodiert, ist der Schlächter nicht so wirklich totzukriegen.
JASON IM BLUTRAUSCH kann man in meinen Augen als einen weiteren überdurchschnittlichen Part der Saga bezeichnen, was schon ziemlich bewundernswert ist. Immerhin handelt es sich hier schon um den siebten Teil. Es ist übrigens der letzte ‚normale’ Freitag der 13., in welchem der ‚echte’ Jason Voorhees alleine am Crystal Lake mordet, bevor es in Teil VIII gen New York, in JASON GOES TO HELL gen Hölle, in JASON X gen Weltraum und in FREDDY vs. JASON in den Ring gegen Freddy Krueger geht. THE NEW BLOOD knüpft – verglichen mit Teil 5 und 6 – atmosphärisch wieder etwas mehr an die Wurzeln der Reihe an. Dass sich an wenigstens etwas Neues gewagt wurde, ist lobenswert und hier sehr viel besser gelungen als in Teil 5, ob die Telekinese-Geschichte nun aber hätte sein müssen, darüber lässt sich streiten – da das Ganze jedoch in passender Location und ernster, dunkler Optik stattfindet, will ich mich nicht groß über den Streifen beklagen. Was der Film definitiv gebraucht hätte, wäre mehr Gore gewesen, auf das man sich ja erst recht wegen des Titels eingestellt hat. Die abschließende Frage bleibt aber die Eine: braucht die Welt nun einen solchen Film? So gesagt: Schon Teil 2,3,4,5 und 6 waren in gewisser Hinsicht überflüssig wie ein Kropf, da sie nur aus Geldgründen produziert worden waren und wirklich kaum was in den altbekannten Quark mit reinrührten. Faktisch gesehen sieht es mit Teil 7 nicht sonderlich anders aus – aber der Film als solches bleibt dennoch passabel.
Fazit: Zwingend nötig wäre dieser Teil sicher nicht gewesen, denn vom Hocker reißen tut er nicht. Aber Teil 8 und 9 haben dann gezeigt, wie tief man eine Reihe reißen kann. Gemessen daran liegt der düstere, weniger auf Entertainment als viel mehr auf Horror konzipierte JASON IM BLUTRAUSCH noch ganz klar überm Strich – hätten sie doch die Reihe mit diesem Teil abgeschlossen und später mit FvJ weiter gemacht…