Review
von Mein Senf
Schon komisch, was in den 80ern als State of the Art
durchging. „Freitag der 13. Teil VII„ (römische Zahlen wirken einfach so
dramatisch) ist in gewisser Hinsicht der Archetyp eines Teenieslashers. So
streng in den Genreregeln verhaftet, dass er
mir auf der einen Seite ein gewisses Maß an Respekt abgerungen hat, auf
der anderen Seite aber einfach nur stinklangweilig ist. Schlecht
geschauspielert, formelhaft, redundant – dass sind alles Kritikpunkte, die ich
bei einem billigen Horrofilm verschmerzen könnte. Zu allem Unglück kommt
„Freitag der 13. Teil VII„ aber darüberhinaus auch noch ziemlich blutleer daher.
Von der staatlichen Zensurbehörde mit zahlreichen Schnittauflagen bedacht,
wirkt jede Tötungssequenz so verstümmelt, als hätte Jason höchst selbst Hand
angelegt. Und seien wir doch mal ehrlich. Ein zensierter Slasher macht in etwa
genauso viel Sinn, wie ein Pornofilm ohne Sexszenen. Selbst die gute Effekte
und das ansehnlich Finale können den Gesamteindruck kaum heben.
Die Story strotzt erwartungsgemäß nicht gerade von
Originalität bietet aber ein solides Element für Jason siebten „Blutrausch“
Die telekinetisch begabte Tina (Lar Park-Lincoln) kehrt
gemeinsam mit ihrer Mutter Amanda (Susan Blu) zurück zum Crystal Lake, um mit
Hilfe des dubiosen Psychiaters Dr. Chews (Terry Kiser) ein traumatisches
Erlebnis aus ihrer Kindheit aufzuarbeiten. Vor Jahren hatte sie mit ihren
Kräften versehentlich den Tod ihres Vaters verschuldet. Bei einem ähnlichen
Vorfall erweckt sie nun dem im See ertränkten Jason Voorhees zum Leben und
bringt damit sich und die benachbarte Teenieclique um den smarten Michael
(William Butler) in höchste Gefahr.
Die telekinetischen Fähigkeiten Tina entpuppen sich von der
ersten Minute an als mehr oder weniger geschickter Schachzug, um den inzwischen
zur Unmenschlichkeit degenerierten Jason einen halbwegs ebenbürtigen
Widersacher entgegenzustellen. Das eingangs erwähnte Trauma wird dann auch zu
Lasten einer tricktechnisch recht spektakulären Sequenz gleich am Anfang
verbraten. Eine in Häppchen servierte Aufdröselung der Ereignisse zwecks
zusätzlicher Spannung war den Drehbuchschreibern offensichtlich zu mühsam und
hätte unter der auf Gradlinigkeit pochenden Fangemeinde wohl auch eher für
Verwirrung gesorgt. Mit dem ersten Auftritt des dubiosen Psychiaters, dessen Heilmethoden
sich auf den Patienten anschreien und den
Patienten einschüchtern beschränken ist natürlich auch von Anfang an klar,
dass er in Wahrheit etwas ganz anderes im Schilde führt. Was das genau sein
soll, wird aufgrund der laienhaften Regie allerdings noch nicht einmal im
Ansatz klar. Wollte Dr. Chews das Ungeheuer Jason mit Hilfe der übersinnlichen
Fähigkeiten Tina einfangen, oder das Mädchen für irgendwelche anderen
Machenschaften missbrauchen? Der Zuschauer wird darüber ärgerlicherweise
komplett im Dunkeln gelassen. Zu diesem Punkt leistet sich „Freitag der 13.
Teil VII„ inhaltlich den größten Schnitzer. Ansonsten geradezu penibelst auf
Einhaltung sämtlicher Genreregel bedacht, wird die obligatorische Beleuchtung
der Hintergrundgeschichte des Ungeheuers hier völlig außen vor gelassen. Im
Rahmen einer entsprechend abgesteckten Erwartung, kann man allerdings mit Fug
und Recht behaupten, dass „Freitag der 13. Teil VII“ inhaltlich in dem meisten
Punkten eine verhältnismäßig brauchbare Plattform für Jason abgibt. Dort haben
wir den zwielichtigen Nebencharakter, eine Teenieclique die sich recht
professionell aus nahezu allen denkbaren Klischeefiguren zusammensetzt, die als
frischer Wind angelegten mystischen Elemente und natürlich Jason persönlich.
Der Film scheitert vielmehr an der Umsetzung. Gerade die Tötungssequenzen,
zentrales Element eines jeden Slasher hinterlassen einen äußerst zwiespältigen
Eindruck. Eine abschließende Bewertung ist hier zwar unangebracht, da die
Macher zu Gunsten eines R-Ratings einige Brachialschnitte vornehmen mussten. Allerdings
stört die Tatsache, dass ausgefallene Mordwerkzeuge in Crystal Lake anscheinend
vom Himmel fallen, so dass Jason auf irrwitzige Weise und teilweise ohne den
Hauch einer Erklärung von einem Moment zum anderen neue Waffen an die Hand
bekommt. Das hätte an sich spaßig ausfallen können, wenn sich die Sequenzen
nicht teilweise bis in die Kameraeinstellung gleichen würden. Noch viel
eklatanter ist allerdings, dass die comichaften Waffenwechsel den recht
ironielosen Grundton des Films völlig konterkarikieren und so ein äußerst
heterogenes Gesamtbild hinterlassen. Gleiches lässt sich auch im Vergleich von
Jasons und seinem Kanonenfutter sagen. Während der liebevoll ausgestaltete
Titelheld stets hochwertig ausgeleuchtet und bebildert durch die Landschaft
pflügt, machen die normalen Handlungssequenzen, unterstützt von einer deutschen
Synchro, die sich aus Pornofilmsprecher zu rekrutieren scheint, einen äußerst
billigen Eindruck. Alle diese Faktoren geben dem Streifen den Anstrich eines
besseren Amateurfilms und machen verständlich, warum sich Jason hinter Freddy
Krüger und Michael Myers stets mit Platz Drei der Slasherrangliste begnügen
musste.
Sich an dieser Stelle über die Regeln der Slasherfilms zu
beschweren ist zwar unangebracht, aber die Bestrafung von vorehelichen Sex und
illegalem Drogenkonsum nimmt in diesem Film eine derart zentrale Position ein,
dass man vermuten könnte, Jason wurde vom puritanischen US-Präsident George W.
Bush höchstpersönlich geschickt, um den Kids zu zeigen, was man lieber lassen
sollte. In dieser Hinsicht ist der eigentlich auf Tabubruch angelegte
Slasherfilm äußerst konservativ. Wer sich für moderne Slasher interessiert und
sein Wissen darüber um die Ursprünge des Genres ergänzen will, kommt an dem
Crystal-Lake-Killer eh nicht vorbei, allen anderen sei von diesem Streifen
abgeraten, da er schon aufgrund seiner angestaubten 80er-Optik zu keinem
Zeitpunkt fesseln kann.