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ACHTUNG ! SPOILER !

Ausführliche Zusammenfassung der Handlung:
Ein Flugzeug der „Japan Air" befindet sich auf dem Flug von Tokio nach Itami. An Bord befinden sich u.a. der Politiker Gozo Mano (Eizo Kitamura), der Waffenhändler Mr. Tokuyaso (Nobuo Kaneko), dessen Frau Noriko (Yuko Kusunoki), der Weltraumbiologe Mr. Saka (Masaya Takahashi), der Psychiater Dr. Momotake (Kazuo Kato), die Amerikanerin Mrs. Neal (Cathy Holan) sowie die Stewardess Kazumi Asakura (Tomomi Sato). Da erreicht den Piloten (Hiroyuki Nishimoto) über Funk die Nachricht, dass sich eine Zeitbombe an Bord des Flugzeuges befinden soll. Der Co-Pilot Sugisaka (Teruo Yoshida) und Kazumi durchsuchen daraufhin das Flugzeug und entdecken einen versteckten Koffer. Darin befindet sich jedoch keine Bombe, sondern ein Gewehr.
In diesem Moment betritt einer der Passagiere das Cockpit und bedroht den Piloten mit einer Pistole. Er zerstört das Funkgerät und verlangt eine Kursänderung nach Nord Korea. Es handelt sich bei dem Mann um einen Attentäter (Hideo Ko), der kurz zuvor in Japan den amerikanischen Botschafter ermordet hat. Während der Pilot den Kurs ändert, hört einer der Passagiere im Radio die Meldung, dass UFOs über Japan gesichtet wurden. Gleich darauf wird der Pilot von einem blendend weißen Objekt irritiert, das auf das Flugzeug zurast. Es kommt zu einer Kollision, und das Flugzeug stürzt in einer unwegsamen Bergregion ab. Der Pilot kommt dabei ums Leben, doch die anderen Insassen erleiden nur leichte Blessuren.

Nachdem sich alle etwas beruhigt haben, beratschlagen die Überlebenden, was nun zu tun ist. Sugisaka schlägt vor, auf die Suchmannschaft zu warten, die seiner Meinung nach gebildet werden wird. In diesem Moment überwältigt der Attentäter die Stewardess und nimmt sie als Geisel. Er flüchtet mit ihr in eine in der Nähe gelegene Schlucht. Plötzlich taucht ein seltsames, leuchtendes Objekt vor ihnen auf: es handelt sich um das UFO, mit dem der Jet kollidiert ist. Wie unter Hypnose bewegt sich nun der Mann auf das UFO zu und verschwindet im Innern. Plötzlich öffnet sich eine vertikale Wunde mitten im Gesicht des Mannes und ein unheimlicher, pulsierender Schleim dringt in dessen Kopf ein.

An der Absturzstelle verlieren die Überlebenden langsam die Nerven, da der Wasservorrat zur Neige geht. Es kommt zu einem handgreiflichen Streit zwischen Dr. Momotake und einem jungen Mann, in dessen Verlauf der Psychiater in eine Felsspalte stürzt. Er überlebt zwar den Sturz, doch aus dem dunklen schleicht eine unheimliche Gestalt auf ihn zu. Es ist der Attentäter, der über Dr. Momotake herfällt und der ihm, wie ein Vampir, das Blut aussaugt, ohne dass die anderen dies bemerken. Etwas später klopft der Killer an die Tür des Flugzeugwracks. Die anwesenden lassen ihn arglos herein, da sie seine Kopfwunde für eine schwere Verletzung halten. Kurz darauf kommt es zu einem heftigen Wortgefecht zwischen dem Politiker Mr. Mano und dem Waffenhändler Mr. Tokuyasu, der von dem korrupten Mano abhängig ist und ihm sogar seine Frau als Gespielin überlassen hat. Der von Mano gedemütigte Tokuyasu dreht schließlich durch und bedroht die anderen mit einem Gewehr. Er zwingt sie dazu, die Maschine zu verlassen. Doch dann wird auch Tokuyasu ein Opfer des Blutsaugers, der sich an Bord versteckt hatte. Als die anderen sich wieder Zutritt zum Jet verschafft haben, finden sie nur noch die blutleere Leiche von Tokuyasu.

Unterdessen wurde Tokuyasus Frau Noriko von dem Vampir verschleppt. Einige der Passagiere machen sich auf die Suche nach der Noriko und entdecken die Frau, die hoch auf einem Felsen steht. Die Aliens aus dem UFO haben die Kontrolle über sie übernommen und sprechen nun durch Noriko zu den Menschen. Demnach gehören die Aliens zu einem Volk namens „Gokemidoro" welches von einem 14 Millionen Lichtjahre entfernten Planeten kommt. Ihre Absicht ist es, die Erde zu erobern und nur einen kleinen Teil der Menschheit am Leben zu lassen, da sie diesen als Nahrungsmittel benötigen. Nachdem das letzte Wort gesprochen ist, stürzt sich Noriko lauthals lachend in die Tiefe. Ihre Leiche bleibt in mumifizierte Form zurück.

Wieder an Bord zurück gekehrt, beschließen Mr. Saka und Mr. Mano den Vampir mit einem Lockvogel in eine Falle zu locken. Zunächst soll Mrs. Neal geopfert werden, denn, so Mr.Mano: „Sie ist eine Ausländerin, niemand wird nach Ihr fragen!" Sugisaka kann das aber verhindern. Nun soll der junge Mann, der den Absturz des Psychiaters verursacht hat, als unfreiwilliges Opfer herhalten. Als Sugisaka und Kazumi auch dies unterbinden wollen, werden sie von den anderen in das Cockpit gesperrt. Dann wird der junge Mann vor die Tür gesetzt. Als der Vampir schließlich erscheint, zückt der junge Mann plötzlich eine Stange Dynamit, die er die ganze Zeit am Körper mit sich getragen hat. Er sprengt sich selbst in die Luft, wobei auch ein großes Loch in die Außenwand des Flugzeuges gerissen wird. Während der Vampir unbeschadet entkommt, erleidet Mr. Saka schwere Beinverletzungen. Mano beschließt nun, ohne Rücksicht auf Saka, sich zu Fuß in die Zivilisation durchzuschlagen. Während sich ihm die Amerikanerin Mrs. Neal anschließt, bleiben Sugisaka und Kazumi bei Mr. Saka.

Der Vampir aber erwartet die Flüchtenden schon, und Mrs. Neal wird sein nächstes Opfer. Mano dagegen kehrt zum Wrack zurück. Es gelingt dem charakterlosen Politiker erneut, Sugisaka und Kazumi auszusperren und sich im Innern des Flugzeugs zu verbarrikadieren. Sugisaka und Kazumi werden dann auch sofort von dem Vampir angefallen. Es gelingt ihnen jedoch, den Blutsauger mit Benzin zu übergießen und anzuzünden. Da verlässt der außerirdische Schleim den Mann durch die Kopfwunde und der Körper des Mannes verbrennt vollständig. Ein Windhauch weht die Asche des Mannes davon. Der Schleim aber geht auf den Biologen Saka über, der anschließend den Politiker Mano tötet.

Sugisaka und Kazumi ergreifen die Flucht, verfolgt von dem nun zum Vampir gewordenen Mr. Saka. Dieser wird jedoch von einer Steinlawine in die Tiefe gerissen.
Sugisaka und Kazumi erreichen bald eine Straße, müssen aber mit Schrecken feststellen, dass alle Insassen in den Autos tot sind. Die Beiden flüchten weiter und erreichen bald eine große Stadt. Doch auch hier finden sie nur noch tote Menschen. Verzweifelt klammern sie sich aneinander, während sich aus dem All eine gigantische Flotte von UFOs der Erde nähert...

KYUKETSUKI GOKEMIDORO ist ein bemerkenswert pessimistischer Film. Zweifellos unter dem Eindruck des Krieges in Vietnam entstanden, zeichnet der Regisseur Hajime Sato ein hoffnungslos negatives Bild der menschlichen Rasse, die auch aus zwei grauenhaften Weltkriegen scheinbar nichts gelernt hat. Auf engstem Raum, wie in einer Versuchsanordnung, bringt Sato hier Vertreter unterschiedlicher gesellschaftlicher Kräfte zusammen und schildert anhand der Situation exemplarisch menschliche Unzulänglichkeiten und die Unfähigkeit, mit Krisensituationen fertig zu werden.

So macht der Politiker zwar große Sprüche, wenn er heraus posaunt: „Als Politiker darf man keine Angst vor dem Sterben haben!" Letztlich erweist er sich aber als unmoralisch, korrupt und egoistisch. Er ist ein Schmarotzer, der über Leichen geht und sich den wechselnden gesellschaftlichen Bedingungen wie ein Chamäleon anpasst, diese für seine eigennützigen Interessen ausnutzt und der gleichzeitig nüchtern diagnostiziert: „Wir leben in einer ungemütlichen Zeit. Es dreht sich alles ums Geld. Dafür gibt man Freundschaften auf und ermordet Menschen."

Der Waffenhändler ist ein rückgratloser Opportunist, der Politiker schmiert und am Krieg verdient. Selbst seine Frau benutzt er nur, um Vorteile für sich zu gewinnen. Seine Frau wiederum ist in den moralischen Konventionen der Zeit gefangen. Als Ehefrau hat sie ihrem Mann zu gehorchen. Erst als dieser tot ist, fühlt sie sich befreit.
Auch die Jugend, eigentlich Hoffnungsträger jeder Gesellschaft, erweist sich als Gruppe ohne Werte und ohne Ziel. Sie verweigert sich hilflos dem erwachsen werden und treibt gefährliche, als „Studentenulk" verharmloste Spielchen, über die sie die Kontrolle verliert.

Der Wissenschaftler erweist sich als desillusioniert und zynisch. Sein Wissen hat ihn dazu gebracht, die Menschen zu verachten, die sich wie Barbaren aufführen: „Seit der Bombardierung von Hiroshima nehmen diese Fälle [UFO-Sichtungen] ständig zu. Während der Mensch auf der Erde sich mit sinnlosen Kriegen beschäftigt, planen außerirdische Wesen die Invasion." Später erneuert er seine Anklage und erwähnt eine erstaunliche These eines Kollegen: „Wir sind doch mehr daran interessiert, sinnlose Kriege zu führen und uns möglichst perfekt zu töten. Ich erinnere mich an den Bericht eines Futurologen. Er behauptete Dinge, die höchst merkwürdig erschienen. Demnach werden die Opfer aller Kriege wieder geboren, auf einem Planeten, den er die Anti-Erde nannte und von dem aus sie eines Tages die Erde vernichten werden." So weit hergeholt diese Hypothese auch sein mag, so faszinierend und geradezu aufreizend ist sie doch zur gleichen Zeit in ihrer abstrusen Grundidee...

Letztlich erweisen sich allein der Co-Pilot und die Stewardess als rational handelnde, selbstlose Menschen, die aber allein zu schwach sind, um die auseinander strebenden Kräfte zusammen zuhalten.
Am Ende melden sich noch einmal die Aliens: „Listen now: we are the Gokemidoro people, living on a distant planet. We are going to destroy your entire world. You have come to the day of final judgement. Meet your doom, for not one of you creatures shall live. It is to late now, to wish that you would have lived differently."

KYUKETSUKI GOKEMIDORO offenbart einen massiven Zweifel an der Funktionstüchtigkeit der modernen, hochtechnisierten menschlichen Kultur. Diese wird gezeichnet als eine, in der es keinen Zusammenhalt mehr gibt, kein Vertrauen, keine Einigkeit, bzw. nur die im einhelligen Streben nach Geld. In einem Dialog zwischen dem Wissenschaftler und dem Co-Piloten tritt diese Skepsis deutlich hervor: „Wissen sie, ich habe eigentlich noch nie sehr viel von den Menschen gehalten." - „Ich finde, ohne ein bisschen Vertrauen ist dieses Leben nicht zu ertragen." - „Ja, das ist wahr. Aber wem kann man schon vertrauen?"
Soziale Gemeinschaften, die von Misstrauen geprägt sind, erscheinen besonders anfällig für Angriffe von außen, aber auch von innen heraus. So ist das erste Opfer, welches von den Aliens kontrolliert und in einen Vampir verwandelt wird, ein Attentäter, der gerade einen Politiker ermordet hat. Der Killer, respektive seine Auftraggeber, haben es schon von sich aus auf die Störung bzw. Zerstörung herrschender Strukturen abgesehen. Sie stehen außerhalb der Gesellschaft, sind selber „Aliens", und daher empfänglich für fremde Einflüsse.

Im Rahmen seiner unleugbaren Trivialität ist KYUKETSUKI GOKEMIDORO ein durchaus achtbarer, wenn auch gescheiterter Versuch, etwas über den Zustand der menschlichen Gesellschaft Ende der 60er Jahre auszusagen.
Gescheitert, weil die Figuren einer allzu klischeehaften s/w-Zeichnung unterliegen und eher wie Abziehbilder denn echte Charaktere erscheinen; gescheitert, weil das Drehbuch nicht konsequent durchdacht und die „Message" zu verworren und undurchsichtig geraten ist; gescheitert aber auch, weil der Film dramaturgisch ein echtes Fiasko ist.
Schon aufgrund der räumlichen Enge (nicht generell von Nachteil), bietet der Film wenig Platz für eine ausgefeilte Dramaturgie, und so musste Sato einige Male wahrlich abstruse Wendungen und unmotivierte Reaktionen der Akteure in die Story einbauen, um den Film voran zu bringen. Auch die ein wenig zum Overacting neigenden Darsteller untergraben die von Hajime Sato angestrebte beklemmende Atmosphäre des Films.

Visuell sind Sato hingegen einige sehr schöne, nachhaltig Eindruck hinterlassende Sequenzen gelungen. Schon das Erscheinungsbild des Killers, der ganz in weiß gekleidet ist, mit weißen Handschuhen, pechschwarzen Haaren, einer schwarzen Sonnenbrille und schwarzem Einstecktuch, ist äußerst beeindruckend. Die dämonische Figur wirkt zugleich faszinierend und in höchstem Maße bedrohlich. Verstärkt wird dieser Eindruck zudem durch die besondere Physiognomie des Darstellers Hideo Ko. Auch später, wenn der Mann zum Vampir geworden ist, sind seine Auftritte großartig in Szene gesetzt. Wie ein Scherenschnitt aus dem dunklen auftauchend, das Gesicht nur teilweise ausgeleuchtet, hat er, mit seiner großen, blutigen, einer Vagina ähnlichen Wunde auf der Stirn, kaum noch etwas menschliches an sich.
Schließlich endet der Film, indem sich die Kamera immer weiter von den beiden einsam auf einer Klippe stehenden und sich angstvoll umklammernden Protagonisten entfernt, bis wir die im All schwebende Erde sehen, der sich unaufhaltsam die Raumflotte der Aliens nähert... Ein eindringliches Bild, dass lange in Erinnerung bleibt.

Die alte deutsche VHS-Fassung des Films von „VMP" war mit einer Laufzeit von 74:35 Minuten um rund 10 Minuten gegenüber der Originalfassung gekürzt.* Die Filmkopie, die für die deutsche VHS-Fassung verwendet wurde, befand sich zudem in einem sehr schlechten Zustand und weist zahlreiche Bild- und Tonsprünge auf. In dieser Version waren die Original-Credits eingedeutscht, wenn auch nicht fehlerfrei. Diese Fassung wurde vom „Studio Frank, München" produziert. Laut einem Eintrag bei www.synchronkartei.de sind die folgenden Sprecher in der deutschen Fassung zu hören: Gernot Duda (Passagier), Manfred Schott (Psychiater), Klaus Kindler (Stewart), Christian Marschall (Terrorist).
Die deutsche DVD von „New Entertainment" hat eine Laufzeit von 80:22 Minuten. Ursprünglich nicht synchronisierte Passagen sind mit deutschen Untertiteln ausgestattet. Die Credits sind im japanischen Original belassen.
Die britische DVD von „Artsmagic" hat eine Laufzeit von 83:48 Minuten und ebenfalls japanische Credits, allerdings mit Untertiteln. Der Film ist nur in der Originalfassung mit englischen Untertiteln enthalten, während die deutsche DVD auch eine englische Tonspur enthält.
Die Szene kurz vor Schluss, als sich die Aliens noch einmal zu Wort melden, ist in der deutschen VHS-Version in englischer Sprache eingefügt. Während der Entführer die Maschine in der deutschen Fassung nach „Nord Korea" entführen will, heißt es in der britischen Version „Okinawa". Insgesamt ist der gesellschaftskritische Ton in der deutschen Synchronisation zudem deutlich polemischer und vehementer als in der britischen Fassung. Welche Transkription bzw. Interpretation hier näher an der Originalfassung ist, lässt sich leider nicht ohne weiteres beurteilen.

1995 ist in Japan eine Sample-CD veröffentlicht worden, auf der auch 6 Tracks aus dem Soundtrack des Films KYUKETSUKI GOKEMIDORO zu hören sind. (Main Title / The Abandoned People / Vampire From Space / Gokemidoro's Influence / The Final Escape / The Wolrd Becomes Silent - Ending)

Die Amerikanerin KATHY HORAN (auch Cathy Holan) hat laut IMDb in den späten 60er Jahren in ca. 14 japanischen Filmen mitgewirkt, u.a. in „Guila - Frankensteins Teufelsei" (1967), „King Kong - Frankensteins Sohn" (1967), „Monster aus dem All" (1968), „Genocide - Die Killerbienen greifen an" (1968), „U 4000 - Panik unter dem Ozean" (1969) und in einer Episode der TV-Serie „S.R.I. Und die unheimlichen Fälle" (1969).

* siehe auch https://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=1858870

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