Zwei Tote führen Schimanski und Thanner auf die Spur eines Binnenschiffers, der für türkische Faschisten Waffen transportiert. Der ist allerdings - ganz gegen Schimanskis Überzeugung - nur für einen der beiden Morde verantwortlich. Der andere Tote wurde Opfer einer Eifersuchtstat.
Ein solider Einstieg in die Serie. Bereits die erste Szene macht uns – nach einem Blick aus dem Fenster auf die berühmte Duisburger Industriekulisse der Thyssen-Werke - mit einem Kommissar bekannt, wie ihn das deutsche Fernsehen noch nicht gesehen hat: Da Schimmi zwischen all seinem Müll und schmutzigem Geschirr keine saubere Pfanne findet, nimmt er seine Frühstückseier roh zu sich, wobei das Sweatshirt als Handtuch und Wischlappen gleichermaßen dient. Die Wohnung verläßt er dann, angetan mit der berühmt-berüchtigten „Schimanski-Jacke“ (nebenbei: Feldjacke M-65 der US-Streitkräfte), ohne weitere Verrichtungen mit einer rasch zusammengerafften Sammlung von Bierflaschen-Leergut in einer Plastiktüte. Sauberere Verhältnisse findet er im Hause seines Arbeitskollegen Thanner vor, wo er zum Leidwesen von dessen Lebensgefährtin Silvia auch gerne mal seinen Rausch ausschläft und nur mit Unterhose bekleidet am Frühstückstisch Platz nimmt..
Das Motiv des Irrtums im Täter - was Schimmi nur schlecht ertragen kann - verweist auf die erste Folge der österreichischen Krimiserie „Kottan ermittelt", an die sich die Autoren wohl leicht anlehnen mochten (so wird z.B. wie beim "Inschpektor gibts kaan" die Einleitungssequenz von einem Song begleitet, hier Schimmi-gemäß "Leader of the Pack" von den Shangrilas). Die Geschichte bleibt im gut präsentierten Duisburger Kohlenpott-Milieu und setzt damit Maßstäbe, die später kaum noch eingehalten wurden.
Kaum ist der Zuschauer in Duisburg eingeführt, möchte der Protagonist weg von dort: Als Schimanski die Fahrtroute eines französischen Binnenschiffers erfährt, bekommt er bei der Erwähnung von "Marseille" einen verträumten Blick, und am nächsten Tag studiert er im Büro seines Chefs Karl Königsberg (Ulrich Matschoss) nachdenklich eine Karte von Südfrankreich (in der Folge "Zahn um Zahn" spendiert Regisseur Gies ihm endlich die Reise).
Bereits in diesem ersten Schimanski-Tatort wurde eine Plot-Idee umgesetzt, die in den meisten folgenden Filmen auch Anwendung fand: der Bezug auf ein aktuelles gesellschaftspolitisches Thema als Aufhänger. Ein paar Beispiele neben den türkischen „Grauen Wölfen" (die in „Duisburg-Ruhrort" gleichwohl keine namentliche Erwähnung finden): Einsatz von polizeilichen Undercoveragenten („Grenzgänger", „Der Pott"), Adoptionsmißbrauch bzw. Kinderhandel („Kuscheltiere"), Wasserverschmutzung („Kielwasser"), gewalttätige Fußballfans („Zweierlei Blut"), Sekten („Doppelspiel"), Kindesmißbrauch („Kinderlieb"), Wiedervereinigung („Unter Brüdern"), Klassenkampf („Der Pott"), Hormon-Kälbermast ("Bis zum Hals in Dreck") etc.
Kleiner Irrtum am Rande: Eine Wiederholung dieser Folge auf „1plus", dem ehemaligen Satellitensender der ARD, wurde fälschlich unter dem Titel „Duisburg-Ruhrpott" angekündigt.
Schimanski-Tatort Sonderwertung: 8