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Sechs Jahre nach dem letzten Fall Tatort: Der Fall Schimanski und damit der letzten Erstausstrahlung die Wiederbelebung und erneute Rekrutierung des schon einst wenig strahlenden, aber zumindest körperlich in der Blüte des Lebens stehenden Recken, der nunmehr nicht nur der alten Zeit, sondern auch der Form hinterherläuft und sich derart herausgefordert gleich mehreren Schwierigkeiten stellen muss. Ein Spinoff vom Tatort, mit manchen übernommenen Mit- und Zuarbeiten aus den guten alten Tagen, die zusehen und aufpassen, dass der Sturz in die neue Generation nicht allzu rapide ausfällt und nur einige Blessuren mitnimmt. Von nun an bis 2013 wurden weitere 17 Folgen um den ehedem aus Duisburg stammenden bzw. dort wohnenden und hausenden Ruhrpott-Cop mit dem aus Berlin kommenden Darsteller gedreht, ein Zusatz in der Fernsehgeschichte, der trotz auch vielerlei Aufmerksamkeit natürlich und guten Einschaltquoten (durchschnittlich 8 Mio.) bei den Zuschauern vom Gefühl her dennoch die zweite Geige, der Nachtrag eben, nicht das Original spielt:

Da nach einem blutigen Überfall in Präzisionsarbeit auf ein von Albanern geführtes Bordell und der Ermordung von KHK Christian Thanner ein Maulwurf in der Duisburger Polizei vermutet wird, wird der zuvor geschasste KHK Horst Schimanski [ Götz George ] von der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft unter Oberstaatsanwältin Ilse Bonner [ Geno Lechner ] wird reaktiviert und speziell dem Kollegen Tobias Schrader [ Steffen Wink ] zur Beobachtung zugeteilt. Während das ungleiche und sich gegenseitig misstrauende Team sich auf die Suche nach dem einzigen Überlebenden des Massakers, Amecaj [ Diego Wallraff ] macht, wendet sich Thanners Tochter Nina [ Laura Tonke ] als Augenzeugin des Anschlags auf ihren Vater an den ehemaligen Partner 'Schimmi'.

Getreu der Veränderung der Umstände, die trotz der zahlenmäßig überschaubar vergangenen Jahre umso größer und entscheidender sind, wird hier der Status Quo gleich wieder reguliert. Ähnlich wie auch der ideelle und narrativ angepasst übernommene geistige Vorgänger von Dirty Harry II – Calahan (1973) seinen (Anti-)Helden wieder in das richtige Licht rückt, indem man ihm quasi ein Spiegelbild in Verzerrungen gegenüberstellt, so wird auch hier das bekannte Einzelgänger- und Raubeingeschehen, die ganzen Gänge gegen die eigenen Leute und das Durchsetzen des eigenen Rechtes auf eigene Faust durch neue Antagonisten wieder abgemildert und ein 'Alles halb so wild' und 'so war das nicht gemeint' gepresst. Auch Panther II – Eiskalt wie Feuer (1988) mit seiner reaktionären, auf Nichts und Niemand Rücksicht nehmenden Legion innerhalb der Polizei, ein illegaler Trupp innerhalb der Gesetzeshüter und die einzige Gegenwehr durch einen zuvor nicht gerade als Bürokraten bekannten Polizisten Stand hier Pate; ein Erinnern an große Vorbilder und das Übernehmen dortiger Ideen:

Angefangen vom Serienvorspann schon, der zu besserer Fahrstuhlmusik, zu Muzak also eine straff geschnittene Palette kommender Actionszenen und viel George als Blickfang bereithält und ein Zeugnis der notorisch auffälligen Neunziger ist, muss sich der Zuschauer etwas umstellen und bald überhaupt wie Schimanski selber auch in fremde Gesichter blicken. Thanner gibt's nicht mehr, winkt nur noch aus dem Jenseits quasi, wird sein Tod vor einer Woche schmählich auch als Ausrede benutzt, um den alten Haudegen, der auch immer noch so aussieht und so ist wie immer, emotional auf die richtige Spur zu lenken und die alten Energien noch einmal aufzurütteln. Die Bilder eher weich und trotzdem seltsam grobkörnig, nicht so richtig plastisch, sondern wie Zuhause mit der Kamera gedreht, dazu schlecht sitzende Anzüge allerorten, wobei 'Schimmi' anfänglich mit seiner mausgrauen Trainingshose zur abgewetzten braunen Lederjacke jetzt auch nicht besser aussieht. Die Frau im Raum ist nicht für den Kaffee zuständig, sondern die Chefin, die Staatsanwältin, deren Idee das war, die die Richtung vorgibt und die nach der ersten Viertelstunde dennoch schon im Arm vom 'Provinzloddel' liegt.

Inszeniert und co-geschrieben wird das Ganze von Josef Rusnak, der kurz darauf eine vorübergehende Karriere in (Klein) Hollywood anstrebte, mehrfach mit Wesley Snipes seine DtV-Abenteuer bspw. dreht (The Contractor, 2007, und The Art of War II: Betrayal, 2008) und hier quasi dafür übt. Ein Einstieg nach Maß im Grunde auch, der hier und da die Möglichkeit zu einem Aktionfilm mit der Erstürmung eines Bordells gleich zu Anfang, der Verfolgungsjagd per S-Bahn direkt nach Oberhausen mitsamt einer blutigen Auseinandersetzung auf dem Bahnhofsvorplatz und einer Karambolage mit mehreren Toten auf der Duisburger Rheinbrücke gibt. Möglichkeiten, die nur vereinzelt genutzt werden und wo oftmals rein das Chaos auch in der Inszenierung, das Verwackeln der Ereignisse und nur das Erahnen von Ursache und Wirkung und die Ungelenkigkeit der Montage trotz einiger guter Zwischenbilder das qualitativ durchschnittliche Endergebnis ist.

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