Ann Hui musste für ihren GODDESS OF MERCY allerhand Gezeter wegstecken. Zu viel handlungsirrelevante Action bemäkelten die Kritiker am neuen Werk der wichtigsten Dramatikerin des Hongkong-Kinos und stellten außerdem das Casting der Popstars Nicolas Tse und Vicky Zhao für diese Romanverfilmung in Frage. Solcherart gemeckert wurde natürlich vor allem auch aus dem Mainland, wo der gleichgeschalteten Presse der hoffnungslose Tenor der Geschichte natürlich missfallen musste. Ihre Attacken wider das Casting und die Action sind an den Haaren herbeigezogen.
Ann Hui inszenierte mit ihrem aktuellen Werk die Geschichte einer Drogenpolizistin im Grenzland der Provinz Yunnan, die sich in einen Drogenschmuggler verliebt, ohne von dessen Gewerbe zu ahnen. Ihr Gewissen zwingt sie, den jungen Mann schließlich ans Messer zu liefern, was nicht nur für ihn – seine Familie wird bei der Razzia ausgelöscht – sondern auch für sie verheerende Konsequenzen hat. Während des Prozesses wirf ihr der findige Verteidiger des Angeklagten vor, dass sie seinen Mandanten verleumdet hat, um den ehemaligen Geliebten für immer aus dem Weg zu bekommen. Denn eigentlich ist sie längst in festen Händen, eine gute Partie aus der Stadt. Das Gerücht wird gezielt gestreut, um die Zeugin zu diskreditieren, und sie kann – in der Tat mit dem Kind des Angeklagten unterm Herzen – die Behauptung nicht entkräften. Der Drogenschmuggler, ihr Ex-Geliebter und der Vater ihres Kindes, kommt frei und sinnt auf Rache ... Und mit dem sicheren Gespür der Regisseurin für ihr Genre, entwickelt sich das alles noch viel tragischer, als ich es hier jetzt hinschreiben kann, ohne meine letzte Packung Taschentücher aufzubrauchen.