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Die Story des TV-Movies “the Last Ride“ stammt aus Rob Cohen´s Feder – also von einem Mann, der in seiner Funktion als Regisseur die Welt um solch tiefsinnige Werke wie “the Fast and the Furious“, “xXx“ oder “Stealth“ bereichert hat. Hier ist er ebenso als Produzent mit von der Partie, die Inszenierung selbst überließ er allerdings seinem Kollegen Guy Norman Bee, während der „General Motors“-Konzern das Projekt großzügig sponserte, um sicher zu stellen, dass die aktuelle Variante seines Pontiac-GTO-Klassikers möglichst verkaufsfördernd ins rechte Licht bzw Bild gerückt wird. Klingt spontan nach einem überlangen Werbeclip mit wenig Inhalt und Substanz für alle „Tuning-Spinner“ dieser Welt? Ja und nein. Zwar werden die jeweiligen Fahrzeuge schnieke und auffällig in Szene gesetzt, doch das befürchtete, ins bodenlose tendierende Niveau der drei oben genannten Werke wird glücklicherweise zu keiner Zeit erreicht, was die erwähnte „Pimp my Ride“-Randgruppe zweifellos enttäuschen dürfte. Stattdessen bekommt der Betrachter eine recht seriöse Geschichte mitsamt einer relativ gediegenen, geradezu unaufdringlichen Inszenierung und Musikuntermalung geboten, welche eher die dramatischen Elemente der Charaktere betont, anstatt bloß möglichst auf „cool“ gebürstet zu wirken.

Irgendwann in den 70er Jahren: Nach einem misslungenen bewaffneten Überfall steuert Ronnie Purnell seinen 1969er GTO, verfolgt von der Polizei sowie mit seiner angeschossenen Frau auf dem Rücksitz, geradewegs auf die mexikanische Grenze zu – doch noch bevor das Ziel erreicht werden kann, ist sie bereits verblutet, worauf er, auch wegen seines Sohnes Aaron, aufgibt und sich dem zuständigen Sheriff Darryl Kurtz stellt. 30 Jahre später erhält Ronnie (Dennis Hopper) Bewährung. Nach der Verhaftung hatte Kurtz (Fred Ward) Aaron bei sich aufgenommen, und inzwischen ist jener zu einem vorbildlichen Polizisten (Will Patton) herangewachsen, welcher nichts mehr mit seinem kriminellen Vater zutun haben will. Dafür hält Sohn Matt (Chris Carmack), der sich mit illegalen Autorennen und Diebstählen über Wasser hält, seinen Großvater für einen Helden. Nachdem er ihn vom Gefängnis abholt hat, erfährt er zum ersten Mal, dass Kurtz, der seither ein privates Sicherheitsunternehmen leitet, ebenfalls in die Sache damals verstrickt war – in dieser Beziehung hat Grandpa sogar noch ein Ass im Ärmel: Belastende Beweise gegen seinen Erzfeind in einem Schließfach. Der Schlüssel dazu befindet sich jedoch in seinem alten Wagen versteckt, und so machen sich Ronnie, Matt und dessen Freundin, die Mechanikerin JJ Cruz (Nadine Velazquez), auf, den Pontiac zurück zu beschaffen, was soviel wie „stehlen“ heißt. Auf einer Ausstellung entdecken sie das Sammlerstück schließlich und reißen sich den Wagen unter den Nagel – genauso wie einen brandneuen 2004er GTO, welchen JJ folgend erst einmal, zwecks Verwischung ihrer Spuren, geringfügig umbaut. Derweil sind jedoch nicht nur die Cops hinter ihnen her, sondern auch Kurtz´Leute, welche sie zusätzlich (per Auslegen einer falschen Fährte) mit der Ermordung zweier Matt´s Freunde in Verbindung gebracht haben. Im Besitz der Beweise, muss jetzt nur noch Aaron davon überzeugt werden, was für ein Mann sein Ziehvater in Wirklichkeit ist…

Für eine US-Kabelsender-Produktion ist “the Last Ride“ erstaunlich solide geraten – besonders wenn man die Hintergründe in Betracht zieht. Tatsächlich stammen alle auftauchenden Fahrzeuge, mit Ausnahme von Matt´s Mitsubishi Eclipse am Anfang, aus der „General Motors“-Firmengruppe. Es ist schon ziemlich ansprechend, den alten und neuen GTO gemeinsam in einem Film zu sehen, und so penetrant wie befürchtet ist dieses Produkt-Placement letzten Endes gar nicht mal ausgefallen – im Abspann gibt es dafür ein ausführliches „Best of“ der betreffenden Szenen zu goutieren. Ron McGee hat Rob Cohen´s ursprüngliche Geschichte nachträglich noch etwas überarbeitet, wodurch eventuell einige Klischees ausgebügelt werden konnten – sofern man annimmt, letzterer wäre seiner bisherigen Linie treu geblieben. Zwar wirken etliche Elemente um illegale Autorennen, Tuning-Shops sowie die Verbindung zwischen Matt und JJ wie aus dem Diesel-/Walker-Kinoerfolg, aber sie werden gezügelt im Hintergrund gehalten, wofür ich den Machern äußerst dankbar bin. Versteht mich nicht falsch, ich mochte “the Fast and the Furious“ und sehe ihn im Vergleich gar als den spaßigeren Flick an, nur auf Dauer ist jenes Niveau kaum zu ertragen – dafür kann man ja, bei Bedarf, problemlos auf die beiden Fortsetzungen zurückgreifen.

Die Inszenierung von TV-Regisseur Guy Norman Bee (“Alias“ oder “Fastlane“) ist solide und nicht unbedingt nur auf lässig / hip / cool getrimmt. Videoclipästhetik sucht man größtenteils vergeblich – nur die Szenenübergänge hat man reichlich „flashy“ gestaltet. Insgesamt ist das Tempo verhältnismäßig ruhig, denn es geht hauptsächlich um die Figuren sowie ihre Verbindungen zu- und untereinander. Dieser Faktor funktioniert erstaunlich gut, denn die Generationskonflikte werden glaubhaft vermittelt, was den erfahrenen Darstellern zu verdanken ist. Speziell die Szenen zwischen Dennis Hopper und Will Patton entfalten sich authentisch: Hopper (“Speed“), der es nach “Apocalypse Now“ erneut mit einem „Kurtz“ zutun hat, spielt seine Rolle zwar nicht überragend, dafür aber mit der nötigen Ruhe und Routine, was genauso für Patton (“Armageddon“/“Gone in 60 Seconds“) gilt. Fred Ward (“Tremors“) agiert okay, spult allerdings seine gewohnte Bösewicht-Show ab (siehe z.B.“the Crow 3“) – darüber hinaus verbleibt Chris Carmack (TV´s“the OC“) blass und Nadine Velazquez (“Biker Boyz“) stellt bloßes Augenfutter fürs männliche Publikum dar.

Der geruhsame Einsteig weicht im Verlauf immer stärker der ereignisreicheren Krimihandlung, welche einige nette Verfolgungsjagden mit sich bringt, bei denen der GTO in Form typischer Werbespot-Einstellungen vorgeführt wird. Leider handelt es sich bei dem Rahmengerüst nur um ein Standardmodell, das kaum Begeisterung auszulösen vermag – alles geht seinen gewohnten Gang ohne größere Überraschungen. Die Anspielungen auf „Robin Hood“ oder „Bonnie und Clyde“ erzeugen einen leicht aufgesetzten Eindruck, aber so konnte Hopper wenigstens erneut in eine Rolle mit Anti-Vietnam-(Protest)-Hintergrund schlüpfen. Der Schlussakt gefiel mir relativ gut, vor allem angesichts des 08/15-Mittelteils – das Ende ist nett, nicht allzu klischeehaft und passt treffend ins Gesamtbild.

Fazit: Wer sinnentleerte Vollgas-Action erwartet, sollte lieber ein weiteres Mal auf “the Fast and the Furious“ oder “Torque“ ausweichen, anstatt sich “the Last Ride“ anzusehen, welcher höchstens GTO-Fans vollends zusagen dürfte. Routiniert inszeniert, funktioniert dieser Film primär als ein Generationsdrama mit guten Schauspielveteranen unter dem Deckmantel eines Krimis, welchen General Motors ein wenig „gepimpt“ hat. Nicht sonderlich aufregend, zugleich aber keinesfalls schlecht … „4 von 10“ (mit einer gewissen Tendenz hin zur „5“)

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