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Das Vorhaben, mit der Fernsehserie „Imperium“ den Fall des römischen Weltreiches ansprechend ausgestattet einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, ist löblich und eine Wohltat verglichen mit dem immer währenden Eifer, das Lebenswerk von Rosamunde Pilcher zu verfilmen.

Nach dem recht geglückten „Augustus“ ist „Nero“ der zweite Teil der Serie. Sie erzählt das Leiden des jungen Nero unter Caligula, seine Reintegration in das Kaiserhaus unter Claudius und seine Herrschaftszeit bis zu seinem Selbstmord. Es wird thematisiert, wie der an sich hoch anständige Nero durch die Zwänge des Regierens, die Verkommenheit der Herrschenden und falsche Berater und Frauen zu einem Tyrannen wird, der sich von seinem Ziel, die Welt besser zu machen, immer weiter entfernt.

Das Drehbuch hat mit dem historischen Vorbild nur ansatzweise zu tun. Die Fehler aufzuzählen würde jeglichen Rahmen sprengen, aber wir sollten einer derartigen Produktion auch künstlerische Freiheit zubilligen. Anerkennenswert ist auf jeden Fall, dass hier das Bemühen vorliegt, ein zeitgemäßeres Bild des Kaisers abzugeben und sich nicht auf die fälschlichen Darstellungen als mordende Bestie zurück zu besinnen. Auch der Wahnsinn, dessen fette Beute der historische Nero nur in bestimmten Bereichen war, wird hier nicht übermäßig strapaziert. Trotzdem hätte die Lektüre von Sueton den Drehbuchautoren sicher geholfen, aus diesem hoch interessanten Leben mehr herauszuholen. Zumindest bei der Besetzung der Hauptrolle hätte ein Blick in die historischen Quellen genutzt.

Bei fast jeder Verfilmung über das römische Kaiserreich gibt es ein Problem. Es gibt fast immer schon einen Film, in dem die jeweilige Hauptperson schon einmal perfekt dargestellt worden ist. Und an dieser Darbietung muss sich der neue Film messen. In einigen Fällen geht dieser Vergleich gut (sowohl Alec Guiness als auch Richard Harris waren sehr gut als Marc Aurel), aber fast immer gibt es schon einen großen Namen, der unüberwindbar erscheint (Orson Wells als Justinian, Peter O’Toole als Tiberius, Malcom McDowell als Caligula). So wartet auf Hans Matheson, der für die Rolle des Nero ausgewählt wurde, der Vergleich mit Peter Ustinov, der schon Brandauer gezeigt hat, dass niemand so schnell an seine Darstellung des Nero herankommt.

Um es kurz zu machen: Matheson schafft es nicht ansatzweise und kann sowohl von seinem schauspielerischen Vermögen als auch optisch nur als Ausfall bezeichnet werden. Dafür sind andere Mimen sehr brauchbar. Mir haben die Besetzung von Seneca, Agrippina und Claudius recht gut gefallen. Zumindest optisch sehr gut sind Messalina und Poppea. Aber denen wurde leider zu wenige Zeit eingeräumt. Was irritierend ist bei einem Film von 172 Minuten.

Dem geneigten Zuschauer kann dies egal sein. Jeder Film über das Julisch-claudische Geschlecht hat einen derartigen Vorrat an Blut und Intrigen, dass man viele Stunden voll bekommt. Aber was macht Paul Marcus, der Regisseur dieses Großvorhabens? Er säuselt uns über Stunden eine ausgewalzte Liebesbeziehung zwischen Nero und Akte vor, die historisch mit Sicherheit ohne jeden Belang und, was noch viel schlimmer ist, absolut langweilig ist. Da ist es dann doch wieder Rosamunde Pilcher.

Es ist ja klar, dass eine Fernsehproduktion mit FSK 12 nicht die Potentiale des historischen Stoffes ausspielt, wie es bei „Caligula“ geschehen ist. Aber wenn man sich an „Ich, Claudius, Kaiser und Gott“ orientiert, muss man feststellen, dass man anspruchsvolle Fernsehserien produzieren kann, die auch den etwas adulteren Geschmack erfreuen.

Filme dieser Art leben auch von der Ausstattung. Sie ist bei „Nero“ nicht schlecht, aber auch nicht berauschend. Über die Bauten muss man nicht jammern, über die Zahl der Statisten schon. Und der Brand von Rom ist wirklich nicht doll.

Das Ende des Films ist soweit in Ordnung, dass der Selbstmord von Nero und die Trauer von Akte stimmig sind. Was aber völlig fehlt ist die Zerrissenheit des Reiches, das vor Beginn des ersten Vier-Kaiser-Jahres steht. Und über Galba reden wir gar nicht erst…

Auch wenn es so klingt, dass dieser Film für die Tonne ist, muss ich trotzdem anerkennen, dass man ihn durchaus sehen kann. Ich hatte persönlich nur mehr erwartet. Was soll’s, vielleicht werden die kommenden Teile wieder besser. Ich kann diesem Film 4 von 10 Punkte geben. Und spreche die Empfehlung aus, in einem Rutsch zuerst „Ich, Claudius“ und dann „Quo vadis“ zu sehen. Da hat man das frühe Kaiserreich in guter Form.

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