„Imaginary Heroes“ ist das Regiedebüt des Drehbuchschreibers Dan Harris über eine doch-nicht-so-normale, amerikanische Durchschnittsfamilie, die hinter der perfekten Fassade mit allerlei Problemen zu kämpfen hat, die die Familie zu entzweien drohen.
Der Film beginnt mit dem Selbstmord des ältesten Sohnes Matt, der der vermutlich schon angeknacksten Familienidylle den Garaus macht und ein Einstürzen selbiger nach sich zieht. Mutter Sandy (Sigourney Weaver) flüchtet sich in Drogen, Vater Ben (Jeff Daniels) verliert jeglichen Lebensmut, Tochter Penny (Michelle Williams) zieht sich ins College zurück und Sohn Tim (Emile Hirsch), Protagonist des Dramas, entfremdet sich vollkommen von seinem Vater und hat auch mit einigen anderen Problemen zu kämpfen.
Klingt bekannt? Ist es auch. Nun hat Harris mit „Imaginary Heroes“ nicht das Rad neu erfunden. Die Geschichte des zerbrochenen Familienidylls kennt man schon aus „Ordinary People“ oder „American Beauty“, doch durch die exzellente Leistung Sigourney Weavers und Emile Hirschs lässt sich über die mäßige Originalität hinwegsehen. Zentrum des Ganzen ist, abgesehen von den familiären Problemen, die Beziehung zwischen Sandy und ihrem Sohn Tim. Angenehme, nette Dialoge und die bereits erwähnte Darbietung beider Schauspieler glänzen auch trotz des bekannten Plots und der teilweise überladenen Handlung.
Dies ist auch das hauptsächliche Problem des Films: Harris versucht nicht nur, sämtliche Probleme, die eine Familie nur haben kann, hier unterzubringen; in offensichtlicher Harmoniewut versucht er ebenso, sämtliche Fäden am Ende nicht nur klärend zusammenzuführen, sondern auch wieder miteinander zu verknoten.
So findet sich hier fast alles, was nur geschehen kann: Drogen, Krankheit, Selbstmord, jugendliche Selbstfindung und deren Tücken, Homosexualität, familiäre Gewalt, Mobbing, Fremdgehen,... die Liste ist lang und nimmt dem Film dank der Überladenheit leider einiges an Glaubwürdigkeit, denn mal ehrlich: Selbst in den schlimmsten Familien trifft wohl kaum alles zusammen, was der Durchschnittsfamilie nur passieren kann.
Doch auch mit einer derartigen Anhäufung familiärer Probleme kann der Zuschauer leben, wäre Harris nicht so penibel darauf bedacht, jegliches Problem wieder zu lösen. So versöhnt sich Tim wieder mit seinem Vater – zumindest ansatzweise -, die ehemaligen Freundinnen Sandy und Marge begraben ihren Krieg, der verwirrte Tim und dessen ebenso verwirrter Freund Kyle finden letztendlich wieder zu ihrer Freundschaft, selbst die Beziehungsprobleme scheinen zuletzt aus der Welt – die Schlussszene ist mit einer Versöhnung aller Parteien derartig kitschig, dass jegliches Flair vollkommen zerschossen wird.
Wer sich mit der Thematik und den Charakteren anfreunden kann, findet hier einen Film, der trotz wenig großer Worte schön anzuschauen ist und zuweilen auch berührt – aber das kitschige Ende? Das hätte nicht sein müssen. Gute Darstellung und viel Emotion bringen jedoch immer noch 8 von 10 Punkten. Der Rest ist Geschmackssache.