Noch bevor überhaupt das Drehbuch stand und die erneute Besetzung Christopher Lees als Dracula sicher war, wurde der Titel des neuesten Films über den Fürsten der Finsternis veröffentlicht: "Dracula has risen from the grave". Ja, ja, wie originell, mag sich so mancher denken. Und tatsächlich fehlt es dem fertigen Produkt dann auch vor allem an einem: Einfallsreichtum!
Ein Jahr ist seit den Ereignissen aus "Blut für Dracula" vergangen, an dessen Ende der Vampir in einem Gebirgsbach versenkt wurde. Doch wie üblich in dieser Art von Filmen, ruht das Böse nicht allzu lange und wird hier dann auch durch einen unglückseligen Priester unfreiwillig zu neuem Leben erweckt. Der Monsignore Ernst Müller (hölzern: Rupert Davies), der Draculas Schloss, durch die Befestigung eines großen Kreuzes vor dem Eingang, für den Vampir unbewohnbar gemacht hat, ahnt noch nicht, dass er und seine Nichte Maria (in erster Linie schön: Veronica Carlson) zum Ziel der Rache des Grafen geworden sind. Wie gut, dass es da noch den ambitionierten Gasthausarbeiter Paul (gar nicht mal schlecht: Barry Andrews) gibt, da Maria und ihn eine zarte Liebe verbindet...
Die dritte Fortsetzung nach dem Erfolg von Terence Fishers "Dracula" (1958) weist nun schon so einige Abnutzungserscheinungen auf, was kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass es in den Filmen stets darum geht, Dracula wiederauferstehen zu lassen (auf welche hanebüchene Weise auch immer) und ihn dann von den wackeren Helden in genau die Jagdgründe befördern zu lassen, denen er entstiegen ist. Der Ehrenrettung halber sollte erwähnt werden, dass zumindest das erste Sequel "Dracula und seine Bräute" komplett ohne Christopher Lee ausgekommen ist, weshalb von einem wirklichen Melken der Reihe nun auch nicht unbedingt die Rede sein kann. Nichtsdestotrotz gewinnt dieser dritte Film, in dem Lee in seiner Paraderolle zu sehen ist, wahrhaftig keinen Blumentopf. Das Szenario präsentiert sich als, im wahrsten Sinne des Wortes, zu ausgelutscht, um großartig mitreißen zu können. Da hilft es auch nichts, den Löwenanteil der Geschichte in die Stadt zu verlegen, zumal Einstieg und Finale ohnehin wieder in der direkten Umgebung des Schlosses stattfinden.
Leider ist der für Terence Fisher eingesprungene Freddie Francis, zumindest hier, mehr Erfüllungsgehilfe als ein wirklich guter Regisseur, was dazu führt, dass besonders die erste Hälfte recht zäh geraten ist und die Spannungsschraube zu keinem Zeitpunkt so angezogen wird, wie das noch im Vorgänger der Fall war. Damit einher gehen leider auch unübersehbare Logiklöcher, in die Draculas Schloss problemlos mehrfach hinein passen würde. So ist der Auftakt recht verwirrend gestaltet und offenbar nur auf den bloßen Effekt hin abzielend, da zwar eine Frauenleiche im Glockenturm des Dorfes gefunden wird, Dracula aber unmöglich der Täter sein kann, ist der Gute zu diesem Zeitpunkt doch immer noch auf Eis gelegt. Und es geht mit fröhlicher Unlogik weiter: der eintreffende Monsignore wird vom Priester über die Ereignisse gar nicht erst in Kenntniss gesetzt. Nein, später bei der Wanderung hinauf zum Schloss, wird der wohl mit Abstand ängstlichste Mann Gottes von Rupert Davies auch noch zurückgelassen. Und das, obwohl das Schloss nur noch wenige Minuten entfernt ist. Warum die beiden überhaupt zu Fuß gegangen sind und nicht die Pferde genommen haben, verstehe zudem wer will. Den Vogel schießt jedoch eindeutig Draculas Wiederbelebung ab, die dermaßen konstruiert ausfällt, dass man sich permanent an die Stirn fassen möchte.
In der zweiten Hälfte wird dann wenigstens das Tempo etwas angezogen. Auch wenn die Nebenhandlungen und Konflikte über bloßes Füllmaterial nicht hinauskommen, so kann der Film immerhin etwas an Boden gut machen. Den größten Anteil daran hat wieder einmal Christopher Lee, der, nach anfänglichem Overacting, durch seine gewohnte Präsenz überzeugen kann. Sehr gelungen ist in diesem Zusammenhang eine überraschend erotische Szene, in der Veronica Carlsons Maria gebissen wird, wobei Dracula sie vorher noch leidenschaftlich liebkost. Ganz so bedrohlich wie in "Blut für Dracula" kommt Lee diesmal jedoch nicht rüber, was aber in erster Linie dem Drehbuch geschuldet ist, welches z.B. auch noch einen arg lächerlichen Todeskampf für Dracula bereithält. Ansonsten bedient man sich hier recht augenfällig beim ersten Teil und Stokers Roman, vor allem in Bezug auf das "Renfield"-Motiv, welches hier vom Dorfpriester erfüllt wird, der zum Handlanger des Vampirs "aufsteigt".
Fazit: Dracula hat sich schon in besserer Form präsentiert und zeigt sich hier von etwas zu altbewährter Seite. Das macht aus "Draculas Rückkehr" sicher keinen schlechten Film, aber über ein uninspiriertes, belangloses Werk kommt dieser Horrorstreifen dann doch nicht hinaus. Die-Hard-Fans dürfte dies vielleicht nicht stören, wer sich jedoch etwas mehr Abwechslung, Überraschungen oder auch nur einen ordentlichen Spannungsbogen erhofft, ist hier leider an der falschen Adresse. Produktionstechnisch immerhin recht ordentlich gemacht, wird allerdings der unvergleichliche Peter Cushing als Gegenspieler Draculas schmerzlich vermisst. Zumal die Figuren, die hier gegen Christopher Lee antreten, schon sehr farblos ausgefallen sind. Wem das typische Hammer-Ambiente ausreicht, der wird mit diesem Film wohl glücklich werden. Alle anderen sollten sich nach etwas umsehen, das über etwas mehr Biss verfügt. Was man von diesem Dracula leider nicht behaupten kann!
Noch 5/10 Punkten