„Evilenko“ ist ein faszinierender Film. Es gelingt in ihm, dem russischen Massenmörder ein glaubwürdiges Gesicht zu geben, ohne die Gewalt seiner 55 Morde offensichtlich werden zu lassen oder den Prozess der Fahndung spektakulär darzustellen. Trotzdem ist dieser Film fesselnd un d interessant, wenn auch nicht im klassischen Sinne spannend.
Der Film lebt von seiner Atmosphäre der Sowjetunion im Umbruch und vor allem von dem phantastisch spielenden Malcolm McDowell. Wieder einmal gelingt es ihm, zu Alex und Caligula eine neue Variante des menschlich interessanten Schurken beizusteuern, die nichts mit seinen anderen Rollen zu tun hat. Man nimmt McDowell ab, dass er als Altkommunist seine Werte verliert und dadurch seine fatale Schizophrenie ausbricht. Das passt wunderbar zu dem gezeigten Umfeld (der Schule, seiner Geheimdiensttätigkeit und vor allem seiner Ehe).
McDowell geht mal wieder in seiner Rolle auf. Alleine schon seine gebrochene Darstellung (gebückter Gang, zitternde Hand) und seine Blicke sind absolut sehenswert.
Was eine der Stärken des Filmes ausmacht ist das Zusammenspiel von Totalitarismus und Mord. Der KGB ist ein gutes Feld, um unerkannt zu morden. Keiner seiner unmotivierten Mitspitzel will registrieren, dass Evilenko fleißig mordet. Angst und Desinteresse sind ein ebenso guter Schutz wie Reichtum bei „American Psycho“.
Der Film hätte ein Klassiker werden können. Leider sind andere Rollen sehr mäßig besetzt. Hervorzuheben ist neben Evilenko nur die Darstellung des homosexuellen Psychiaters, der Evilenko recht schnell auf die Spur kommt, dafür aber dran glauben muss. Der Rest der Schauspieler kann vor allem in den Dialogen nicht überzeugen.
Die Regie und Kamera sind recht einfallsreich. Nicht zwingend innovativ, aber recht geschickt im Vermeiden von Gewalt.
Der Film ist ein Muss für jeden, der sich für Filme über Massenmörder interessiert. Hier wird man intelligent unterhalten und muss sich nicht mit einem Reißer rumärgern. Das wahre Leben ist halt nicht spektakulär, selbst wenn es grausam ist. Der Spaß an guten schauspielerischen Einzelleistungen hat und sich auch an Dialogen erfreuen kann, ist mit „Evilenko“ ebenfalls sehr gut beraten. Nur die Body-Counter seien vor einer Enttäuschung gewarnt. Von mir kriegt dieser Film 8 von 10 Punkten.