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Von der Besetzung, dem Zeitrahmen, dem Titel und allgemein dem äußeren Anschein nach sieht es wie ein weiterer der damals in Myriaden auf den sicheren Absatzmarkt geworfenen Heroic Bloodshed Werke aus. Nach A Better Tomorrow, der auch dem hiesigen Filmemacher Tommy Faan und seinem Co-Writer Tony Leung Hung-wah unzweideutig ein Begriff ist, erschienen reihenweise die Inspirationen, Modifikationen oder Plagiate; nach einem beizeitigen Sättigungspunkt greift der geneigte Zuschauer heutzutage schon wieder sehr gerne zu einem der damaligen Vertreter. Mit The Big Brother wird er allerdings einen Fehlkauf machen, wenn er fälschlicherweise seine Berechnung allein auf diesen Zweck des Sehvergnügens ausrichtet und nur auf die impulsive Befriedigung der Zuversicht getrimmt ist.

Statt einem Shootout-Spektakel unter Triadengangstern bekommt man das Apogäum: Eine Slapstick - Komödie über den Sklavenhändler Richard Kar Ho-tsuen [ Simon Yam ], der seine Mädchen wie Randy [ Emily Chu ] erst auf massiven Junggesellenparties verschenkt, sie dann zurück entführt und so lange im Verlies hält, bis er sie in den Mittleren Osten verschifft.
Mit einem Cop namens Willie [ Miu Kiu Wai ], der als Pantoffelheld geboren wurde und mehr Angst vor seiner eigenen Frau hat, die ihm zudem noch ohne Skrupel Hörner aufsetzt. Und dem Drehbuchautoren Stephen See [ Alex Man ], der sich den Kato - Verschnitt Ah Wai [ Jimmy Au ] als Diener hält und wie weiland in Inspektor Clouseau - Ein Schuß im Dunkeln auch von diesem auflauern und angreifen lässt.

Vor allem diese deklarative Mixtur, anfangs noch uneinnehmbar wie eine Matroschka in mehreren Ausführungen, verhilft der eher missachteten Golden Harvest Produktion dann auch zu seinem spendablen Unterhaltungswert; auch wenn man mit diesem Ausflug zuweilen schon arg an die Grenzen der harmlosen Belustigung gelangt. Zu Beginn in alle möglichen Richtungen pendelnd und mit mehreren etwaigen Prämissen und Modalitäten ausstaffiert, die niemals den eigentlichen Inhalt der Handlung durch den Anfang der Handlung selbst anzukündigen versuchen, spielt man in geschickter Weise mit den Mutmaßungen und Vorstellungen des Zuschauers.
Lange kann man sich überhaupt nicht sicher sein, worum es nun eigentlich geht und was die lose Szenenreihung mit viel Aufweichung, Ausschweifung und beständiger Erneuerung letztlich mal bezwecken soll. Ein dubioses, paradoxes, wildfremdes Blendwerk, dass moralische Prinzipien längst über Bord geworfen hat, auch wenn es am Ende die Liebe und die Ehe gleich mit hochhält.

Ohne Hand und Fuss, ohne Sinn und Verstand, ohne Rücksicht auf die äußerlichen Umstände rollt sich die erste halbe Stunde über die Leinwand aus, so unbekümmert und ungebunden, dass jegliche Bedenken angesichts der Holprigkeiten wachsweich dahinschmelzen. Objektives Nachvollziehen war seit jeher nicht die Stärke der kantonesischen Kinematographie gewesen. Der beizeiten getrübte Erwartungshorizont wird durch materiellen Extremismus und auf exzentrische Art modulüberschreitende Behandlung stetig weiter verschoben, um erst irgendwann kurz vor Ende nachhaltig aufzuklaren. Zu einem Zeitpunkt, indem man mindestens drei verschiedene Filme gesichtet hat, sich aber durch diese geringfügigen Verstimmungen nicht von dem erforschenden Streifzug durch die Genres hat stören lassen. Die Harmonie des Ganzen, der programmatische Zusammenhang, sogar das Konsonanzempfinden bleiben noch zusätzlich zum stechenden Reisefieber dieser Wanderschaft erhalten. Alles eine Frage der Gewöhnung an plötzliche abwechselnde Affekte und Übergänge in andere Töne.

Aufgefüllt wird die inhaltliche Leere des screwball-plots mit viel Allotria, was sich dehnbar um jedwede Unreinheiten und Fremdkörper anschmiegt und sein Heil in der Flucht in die Absurdität des Schabernacks sucht. Simple, aber trotzdem zündende Witze um die Schwierigkeiten, eine Tür zu öffnen, den falschen Dresscode, Sprachübungen und Leseschwächen, unverblümter sexuelle Pikantere, Schlüpfrigkeit und geschmackloser Obszönität, Verwechslungen, Fehldeutungen, Missverständnisse, Irrtümer, die obligaten Parodien. Sowie eine turbulente Abendgesellschaft feierlustiger Singlemänner, die sich mit Wein, Weib und Gesang vergnügen und einmal von der Etikette losgelöst analog zum Film wie kleine Kinder durch den Raum tollen, um gleichwohl die nötige Abwechslung und höchste Lebhaftigkeit empfinden zu lassen und sich und andere zur Fröhlichkeit zu ermuntern.

Rapide um jeglichen Verdacht und Vermutung herum geschrieben, ist allerdings nur eine Sache. Gut inszeniert, möglicherweise noch mitreißend trotz der Inkompatibilitäten und offensichtlichen Fehlanreizen die andere; vor allem dann, wenn dieses Merkmal brach fällt und sich vielmehr als recht unergiebige, trockene, denaturierte, wenig um Disziplin und Klarheit der Darstellung bemühte Aufführung charakterisieren lässt. Denn spätestens wenn der Schleier der tarnenden Verhüllung ab ist, ist auch gleich der Lack von der Oberfläche gesplittert. Der Placebo-Effekt wird deutlich. Wirksam ohne Wirkstoff, aber nur solange, wie man über die Wahrheit im Unklaren gehalten wird. Die Spannung ergibt sich schlichtweg nur aus dem nächsten Effekt, der erneuten Fragestellung, was eigentlich vor sich geht, wer was warum macht, wohin dies alles führen soll.

Doch einmal enthüllt auf die letztlich bloß konventionelle Dramaturgie von Gut gegen Böse kommen die bisher verborgenen Regie- und Schauspielschwächen umso transparenter zum Vorschein. Wenn man endlich zum Kern der Sache vorstürmt, wandelt man sich vom Triumph zur Stagnation, vom Profit zum Verlust. Auffallende Konsequenzen dieser Entflechtungsaktion sind, dass sämtliche maskuline Rollen nur dem Namen nach von Herrschaften des starken Geschlechts verkörpert werden und eigentlich alle Anwesenden weniger die Hosen anhaben, als ziemliche Waschlappen darstellen. Der Schreiberling stilecht mit Brille kostümiert sowieso, aber der Cop unter der Fuchtel seiner Mamsel auch und der Diener / Leibwächter noch dazu. Sogar bad guy Simon Yam hat mehr mit seiner überfordernden Haartolle und dem viel zu großen Sakko zu kämpfen als das er echte Bedrohung entströmen kann; seine henchmen Ma Chao und Robin Shou halten auch eher als Witzfiguren statt als virulente Gegner her. Ein Manko, dass sich unweigerlich auch auf die eher raren Actionszenen auswirkt und deswegen selbst im Final-Drittel keine autarke Eigendynamik entwickeln kann, um das Erlahmen der Aufmerksamkeit und das Gefühl der Abmattung zu verhindern. Zu leichthin und liederlich die kurzen Martial Arts Anwandlungen, trotz manch gescheiter Stuntfertigung zu wenig Druck und Drang, mehr Hektik als Dominanz.

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