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In den 80ern drehte Clint Eastwood nur noch von Zeit zu Zeit überzogene Machoaction, doch die Ergebnisse (neben „Heartbreak Ridge“ noch „Rookie“ und „Dirty Harry kommt zurück“) sind durchweg gelungen.
Gunnery Sergeant Tom Highway (Clint Eastwood) ist nicht weit von der Pension entfernt, doch den meisten Leuten beim Militär ein Ärgernis: Stets will er von der Materialwirtschaft zurück zu seiner alten Truppe, den Marines, versetzt werden, sitzt ständig wegen Trunkenheit oder Randale im Knast und schert sich einen Dreck um Autoritäten. Das ist Clint Eastwood wie wir ihn lieben: Hart, unangepasst und zynisch, der selbst im Knast noch das Maul weit aufreißt und dort riesige Fleischberge verkloppt.
Schließlich erfüllt man Highway seinen Wunsch und schickt ihn als Ausbilder zu den Marines. Dort erwarten ihn unfähige Vorgesetzte und faule Rekruten, doch Highway macht sich daran die Truppe in Form zu bringen…

Story gehört zu den Dingen, die bei „Heartbreak Ridge“ ganz klein geschrieben werden. Die meiste Zeit verfolgt man lediglich die Ausbildung und Gunny Highways Benehmen (bzw. meist eher das Fehlen davon), gegen Ende einen Kampfeinsatz, damit die Truppe sich bewähren kann, das war’s. Zwischendurch werden aus den Rekrutenschlaffis Mustersoldaten, einige unfähige Vorgesetzte bessern sind, die, die sich nicht bessern, kriegen am Ende einen auf den Sack. Große Überraschungen sollte man da schon mal nicht erwarten und auch die Subplots wie z.B. Highways Annäherungsversuche an seine als Kellnerin arbeitende Exfrau sind nicht allzu wichtig. So klären sich die Probleme mit der Exfrau fast nebenbei. Aber trotz dieses Minimums an Handlung ist „Heartbreak Ridge“ trotzdem nicht langweilig.
Grund hierfür ist die humorvolle, ironische Inszenierung des Streifens. Es hagelt Wortgefechte und coole Sprüche im Sekundentakt, egal Highway seine Rekruten zusammenschnauzt oder irgendwelchen Autoritäten an den Karren fährt. Hinzu kommt eine überzogene und damit nicht mehr ernstzunehmende Coolness, wenn Highway riesige Fleischberge vermöbelt oder das Jungvolk beim Joggen ganz easy abhängt. Doch nicht nur Highway hat seine Momente: Auch die Rekruten, vor allem Paradiesvogel und Rocksänger Stitch Jones (Mario Van Peebles), dürfen mal ihre coolen Sprüche kloppen.
Durch die Ironie werden auch die argen Klischees etwas abgemildert, denn ernst sollte man „Heartbreak Ridge“ besser nicht nehmen. Er glorifiziert das Militär und ist auch dem Töten im Krieg ziemlich unkritisch eingestellt, feiert das fast schon lächerliche Bild des harten Mannes ab, um es aber auch auf die Schippe zu nehmen: So liest Highway Frauenzeitschriften, da der harte Mann hofft, so endlich wieder mit seiner Exfrau kommunizieren zu können.

Deshalb sollte man die finale Invasion auf Grenada auch nicht ernst nehmen: Highway und seine Truppe sollen ein paar Zivilisten retten und einen Hügel nehmen, weil dort eine Revolution ausgebrochen ist. Da hat das Drehbuch trotz aller Kriegsverherrlichung dann doch lieber auf ein gerechtfertigtes Eingreifen der USA gebaut. Highway und seine Jungs nieten einiges an Feinden um, eigene Verluste gibt es wenig bis gar nicht (ob der Schwerverletzte stirbt, wird nicht gezeigt; könnte ja der Militärverherrlichung entgegenwirken). Stattdessen sollte man sich lieber auf die zünftige Ladung Geballer konzentrieren und sich an den gut gemachten Actionszenen erfreuen.
Clint Eastwood ist mal wieder genial, wenn auf seine gewohnt ruppige Art den Ausbilder herauskehrt. Seiner Darbietung ist es zu verdanken, dass man dem Film mehr als zwei Stunden gespannt folgt ohne dass man sich einmal wegen der kaum existenten Handlung langweilt. Everett McGill ist ein ordentliches Arschloch vom Dienst und Mario Van Peebles ist große Klasse. Der Rest der Horde erbringt auch Leistungen, die für derartiges Machokino mehr als zufrieden stellend sind.

„Heartbreak Ridge“ ist simples, klischeehaftes Machokino allererster Güte, das dank der zynischen Sprüche und sarkastischen Wortgefechte nicht langweilig wird. Einfach ein simpler Film, von den man zwei Stunden wunderbar unterhalten wird.

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