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Raus aus der Hammer-seligen Biederkeit, rein in den direkten amerikanischen Tonfall - "Geschichten aus der Gruft", die vierte der acht Horrorepisoden-Anthologien der Firma Amicus entfernt sich zusehends etwas von dem ernst-nüchternen Tonfall von "Totentanz der Vampire" und bietet als britisch-amerikanische Co-Produktion westlichere Reize.

Wie auch die hierzulande wesentlich besser bekannte TV-Serie aus den späten 80ern, die splattriges Material für späte Sendetermine bot, basiert die 72er-Version auf den sogenannten E.C.-Comics, die mit bösartiger Moral und finsteren Rachetwists dafür sorgt, das die Bösen und Verschlagenen dieser Welt ihre gerechte Strafe bekamen, meist noch drastischer, als sie selbst vorgegangen waren.
Natürlich war eine öffentliche Zurschaustellung der "speziellen" Qualitäten der Vorlage im Kino der 70er noch nicht möglich, also mußte man auf zuviel Blut oder das deftige Abtrennen von Gliedmaßen oder Zerteilen von Körpern weitestgehend verzichten, aber das Gruselige ging in diesem Fall in das Makabre über und verschaffte so den Zuschauern wesentlich mehr Spaß.

Enorm getrimmt wurde dabei das Erzähltempo, das bei knapp 90 Minuten reiner Spiellänge in diesem Fall eine Episode mehr unterbrachte, also die reinen Stories verkürzte und beschleunigte, während man sonst den Darstellern mehr Dialoge und Platz zum Glänzen überließ. Hier funktioniert alles über eine kürzere Distanz, dafür aber wesentlich effektiver.

Wie schon in den übrigen Anthologien gibt es auch hier eine Rahmenhandlung um fünf Besucher einer unterirdischen Gruftanlage, die sich plötzlich von den übrigen Besuchern getrennt in einem Raum wiederfinden, wo ein rotgekleideter Mönch (der sogenannte "Crypt Keeper") sie wissend empfängt. Die fünf Besucher entpuppen sich als die fünf Hauptdarsteller der jeweiligen Episoden, denen ein jeweils schlimmes Schicksal oblag, an das sie sich aber erst immer erinnern können, wenn sie von ihrem wortkargen Gastgeber angesprochen werden.

Die erste Episode ist dann auch gleich klassisches "EC"-Material, wenn Joan Collins als treusorgende (ahem) Ehefrau ihrem deutlich älteren Gatten mit dem Schürhaken den Schädel eindellt, während oben im Zimmerle das Töchterlein auf den Weihnachtsmann wartet. Schlechtes Timing sowieso, noch schlechter, weil der lokale Psychopath aus der noch lokaleren Irrenanstalt ausgebrochen ist und mit Santa-Kostüm und Würgehänden durch die Nachbarschaft schleicht...
Die Pointe kann man sich zwar denken, dennoch ist die recht textarme Episode ein feiner Spaß, gedreht in einem ultrageschmacklosen Mittelklasseheim in Cremeweiß, während draußen die dicken Flocken fallen, gegen die sich das Rot des Blutes natürlich besonders gut abhebt.
In der folgenden Geschichte erwischt es einen untreuen Gatten, der Frau und Kind ungenannterweise verläßt, um sich mit seiner schmucken Sekretärin ein neues Leben zu gönnen. Und während das Gewissen ihn schon prickt, baut die Holde einen Autounfall, der für ihn arge Folgen hat, wo auch immer er künftig hinkommt. Die Story beruht eigentlich auf einem simplen Gag, der wiederum auf der POV-Perspektive beruht, ist aber nett und effektiv.

Das Herzstück von "Tales" ist die mittlere Episode "Poetic Justice", in der der jüngst verwitwete Peter Cushing einen kinder- und tierlieben Sonderling spielt, der von einem herzlosen Nachbarn aus der Nachbarschaft geekelt werden soll, weil er da angeblich nicht hineinpaßt. Das mehrschichtige Mobbing, das Cushing (auch im Film Witwer) erst falschen Anschuldigungen aussetzt, ihm dann erst die Tiere, dann die Kinder abspenstig macht und ihn dann in den Selbstmord treibt, ist wahrlich herzzerreißend und Onkel Peter war nie menschlicher und liebevoller. Die typische EC-Pointe ist dann für einen 72er-Film auch recht drastisch visualisiert.

Im Anschluß folgt der Tiefpunkt mit einer fast punktgenauen Adaption der klassischen Gruselstory "Die Affenpfote", nur eben durch eine chinesische Wunschstatue ausgetauscht. Obwohl alle Beteiligten die "Affenpfote" genau kennen, begehen sie alle klassischen Fehler der Geschichte exakt noch einmal neu und erstmalig ist das hohe Tempo auch nicht wirklich prickelnd, denn gerade die atmosphärische Auslegung hätte noch etwas mehr Ruhe erfordert, wirkt der Stil doch so wie die Cormanschen Poe-Produktionen. Am Ende wird noch ordentlich gesäbelt, aber da blieb man überraschend steril bei der Sache.
Ein schöner Abschluß gelingt dann wieder mit der finsteren Story von dem herzlosen Militär, der die Leitung eines Blindenheims übernimmt und zum eigenen Wohle (und dank der Bedrohlichkeit seines Schäferhunds) in die eigene Tasche wirtschaftet, während die armen Insassen frieren und darben. Knackig wird es erst bei dem exzessiv ausgearbeiteten Racheplan der Blinden, der nicht nur makaber und blutig ausfällt, sondern auch noch eine knallige Pointe beinhaltet.

Freddie Francis, der schon die ersten beiden Anthologien "Dr.Schreck" und "Dr.Diablo" inszenierte, bietet hier mit seinem comichaften Look mehr als sein Vorgänger und hat die Vorlage offenbar gut verarbeitet, so daß dabei bösartige 90 Minuten herauskommen, die man genießen sollte, weil es keine echten Ausfälle gibt und nur kurze Längen (sic!) zwischendurch, denn ist die Trefferquote für den Gruftwächter hoch genug, um den Film zu einem echten Highlight der Serie zu machen. (7/10)

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