Review

Ich bin bekennender Fan des spanischen 70er-Jahre-Horrors, also der Filme, die mit dem Darsteller Paul Nashy untrennbar verbunden sind. Ich muss aber hinzufügen, dass ich die Filme nicht wegen Nashy mag. Selbiger spielt sich immer nur selbst und wirkt dadurch leicht langweilig.

Umso willkommener war mir hier „Rojo Sangre“, in dem Nashy nun als wirklich alter Schauspieler mal Facetten seines ganzen Könnens zeigen sollte. Und das in einem Horrorfilm, dessen Plot vom Klappentext so einiges verspricht. Die Vorschusslorbeeren von allen möglichen Festivals taten ihr übriges, um den geneigten Zuschauer in eine erhöhte Erwartungshaltung zu versetzen. Leider mal wieder vergebens.

Um den ersten Punkt gleich vorweg zu nehmen: Nashy spielt wirklich sehr ordentlich. Vor allem in den Szenen, bei denen es um seine aussichtslose Rolle im Medienzirkus des modernen Spaniens geht. Man glaubt ihm seine Selbstverliebtheit, sein Selbstmitleid und seinen Hass auf alles und jeden. Was man ihm wieder nicht glaubt ist der coole Macker oder der gefährliche Killer. Da ist er wieder so liebenswert naive wie in den guten Werwolf-Zeiten. Trotzdem bleibt die Leistung von Nashy genauso wie die der anderen, sehr passend ausgesuchten Schauspieler anerkennenswert (nur der Teufel ist mal wieder irgendwie zu übertrieben).

Die Story lässt sich auch nicht schlecht an. Man hätte zwar den Morden mehr Platz einräumen müssen, um nun wirklich als Horrorfilm, in dem ein durchgeknallter Altmime in unterschiedlichen Rollen Regisseure und Sternchen meuchelt, durchgehen zu können. Aber „nur“ zwei Kostümmorde sind ein bisschen wenig. Dafür ist der „Nicht-Horror-Teil“, also das soziale Drama, wirklich sehr passabel gemacht. In dem Zusammenwirken beider Handlungen hätte ein netter Film entstehen können, wenn nicht die absolut unsinnige Satanskomponente hinzugekommen wäre. Wieso muss Pablo Threnet dem Teufel in die Fänge kommen? Gibt es nicht schon genug Filme über den ach so überraschenden Beelzebub, der im aktuellen Geschäftsleben schaltet und waltet und gar nicht mehr auffällt? Ich denke, der Film wäre um Welten besser geworden, hätte Therent wirklich vor einem Puff als lebende Statue gearbeitet, nicht 10.000 € verdient und wäre zu Recht verbittert, aber gut mit Kostümen ausgerüstet, auf Rachetour gegangen. Die sehr gut umgesetzte Ermordung der Snuff-Crew hätte man auch ohne Lucifer einstricken können…

Kommen wir zu der Regie und der Kameraarbeit. Die erste Zeit denkt sich der geneigte Zuschauer noch, dass dieses ästhetische Kuddel-Muddel sich entweder noch beruhigen wird oder irgendwann zur Handlung passt. Weit gefehlt. Hier sind Stilmittel wieder reiner Selbstzweck, um den Film „interessant“ zu machen. Klappt aber nicht – sie sind schlicht für die Tonne! Dabei werden dann leider auch die wenigen Passagen mit entsorgt, bei denen das als unkonventionell geplante Regie wirklich funktioniert (z.B. der Mord als Jack the Ripper). Aber so ist es leider: in der erdrückenden Summe blödsinniger Effekte und Einfälle ersticken die guten Ansätze nun mal eben!

Ich hätte mir von „Rojo Sangre“ deutlich mehr erwartet. Es ist in Summe nur ein mittelmäßiger Slasher, ein mieser Satansfilm und ein recht ordentliches Sozialdrama, welches ich aber nicht vorhatte zu sehen. Die Schauspieler sind ansprechend, Nashy lohnt sich auch für seine Kritiker alle mal. Aber das war’s dann auch. Toll ist anders; von mir bekommt „Rojo Sangre“ knappe 4 von 10 Punkten. Und irgendwann werde ich um Festivalgewinner einen großen Bogen machen…

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