Inhalt:
Japan, Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Herrschaft der Samurai, ausgeübt durch den Tokugawa-Shogun, sich langsam dem Ende zuneigte. Das Shogunat kontrolliert die Daimyos, die Fürsten, sowie die Lehnsherren mit polizeistaatlichen Methoden und eiserner Faust. Hierzu werden auch Spione eingesetzt, die die Clans agenturisch durchdringen.
Der Samurai Samanosuke (Kinnosuke Nakamura) erhält den Befehl, einen offenbar Überführten dieser Spione, Kojuro, zu töten. Kojuro ist der Verlobte der ehemaligen Jugendfreundin Samanosukes, Hagino (Wakabe Irie)!
Samanosuke stellt Kojuro, und es kommt zum Duell. Samanosuke tötet Kojuro, verliert dabei aber sein rechtes Auge. Nunmehr stürmen Vertreter der Auftraggeber herbei, um Samanosuke zu töten, dieser verliert bei diesem Kampf seinen rechten Arm.
1 Jahr vergeht. Aus Samanosuke ist ein Ronin, ein herrenloser Samurai und Auftragskiller geworden, ein bissig-ironischer Charakter, zynisch, eiskalt und unberechenbar. Er nennt sich nunmehr "Tangé Sazen"!
In Edo, der Hauptstadt der Tokugawa, beauftragt der Statthalter des Shogun, Lord Guraku (Kiyoichi Sato), den Clan der Yagyu, den Toshogu-Schrein, eine wichtige Insignie der Macht und des shintoistischen Glaubens, zu renovieren. Die Kosten dafür sind astronomisch. Schon der Daté-Clan hatte zuvor mit Kosten von 250.000 Ryu einen finanziellen Aderlass hinnehmen müssen, der den Clan an den Rand des Ruins brachte. Nunmehr muss mit Kosten von 300.000 Ryu gerechnet werden!
Lord Yagyu Tsushima (Tetsuro Tanba) muss hierzu auf eine äußerst wertvolle Urne, die "Earless Monkey"-Urn, zurückgreifen, die einen Schatz von 1 Million Ryu beherbergt, und sich im Besitz des Clans weit außerhalb der Hauptstadt befindet. Yagyu Genzaburo (Isao Kimura) beschafft die Urne, und will sie in die Hauptstadt überführen, damit Yagyu Tsushima über sie verfügen kann, doch wird der Treck brutal überfallen.
Nach diesem Kampf fällt die Urne in die Hände von Tangé Sazen! Ihm zur Seite stehen die schöne Ofuji (Keiko Awaji) und deren Bruder Yokichi (Takuya Fujioka). Die spielen ihr eigenes Spiel, sind somit eher illoyal, doch Tangé Sazen ist noch auf sie angewiesen. Ofuji wird gar zur Geliebten Tangés!
Tangé Sazen weiß um die immense Bedeutung der Urne, und will sie um keinen Preis hergeben. Nunmehr wird Tangé zum Gejagten der Yagyus, allen voran Tsushima, Genzaburo und ihre Killer, wie der gefährlich-brutale Taiken (Bin Amatsu). Aber auch Guraku, der den Yagyu-Clan ruiniert sehen will, ist natürlich an der Urne interessiert, und daher hinter Tangé Sazen her.
Es beginnt ein blutiges Spiel um die Urne. Fahrlässig überlässt Tangé Sazen Ofuji diese, und sie gerät in die Hände der Yagyus, die Tangé nunmehr eine Falle stellen wollen. Hagino taucht wieder auf, doch Tangé verstößt sie kalt. Die Tokugawa-Beamten schalten sich indes ein, wie der Magistrat Echizen (Ryutaro Otomo).
Es kommt schließlich zum Showdown, und zum blutigen Duell auf Leben oder Tod zwischen Tangé Sazen und Taiken...!
Kritik:
Mit "Secret of the Urn" legte Meister-Regisseur Hideo Gosha im Jahre 1966 nach seinem Debüt "Three Outlaw Samurai" -1964- und "Sword of the Beast" (siehe meinen beiden Reviews auf dieser Webseite) im Jahr danach, seinen dritten Film und seinen ersten in Farbe gedrehten Chanbara vor.
Und wieder entstand ein vorzüglicher Chanbara-Actioner, der weitestgehend sehr spannend in seiner Story und zudem einmal mehr bildkompositorisch-visuell sehr ansprechend fotographiert ist. Wieder ist hier ein Ronin, ein herrenloser Samurai im Mittelpunkt stehend, eine recht widersprüchliche Figur, ein Anti-Held der wie irrsinnig allem Irdischen entrückt scheinend agiert, somit ein spannender Typ und natürlich auch wieder ein letztlich kalt-einsamer, harter Fighter!
Die Storyline ist insgesamt recht spannend inszeniert, jedoch legte Hideo Gosha zuvor ja die Messlatte selbst sehr hoch, mit "Three Outlaw Samurai" und "Sword of the Beast", jenen Chanbara-Dramen in Schwarzweiß, die auch in allen Rankings bezüglich des Genres höher bewertet und positioniert sind. Die beiden Streifen gefielen auch mir etwas besser, sind noch straffer und kerniger in Szene gesetzt. Das schmälert etwas diesen Chanbara hier, dessen etwas gemächlichere Erzählweise und das teils etwas obskure Ringen und "hin und her" um eine Urne den Drive dieses Films denn etwas ausbremst. So kommen denn auch Längen im Verlauf und zur Mitte dieses Chanbaras auf. Aber wie gesagt, die beiden Vorgänger-Streifen sorgten vielleicht auch für eine gewisse Erwartungshaltung, der sich "Secret of the Urn" halt wohl auch stellen muss(te).
Erstmals "in Bunt" also, konzipierte Hideo Gosha einen immer noch visuell starken, immer noch gutklassigen Chanbara. Die authentisch-altjapanischen Kulissen, eine üppige Ausstattung, die Kostüme und Frisuren, hell-klare Bilder in japanischer Landschaft unter strahlend blauem Himmel, ergeben natürlich auch hier wieder eine gediegene Chanbara-Atmosphäre. Es gelingt Gosha denn aber auch, die teils gemächlich vorgetragene Story mit eingestreuter Kenjutsu-Action aufzulockern, und schließlich mündet auch "Secret of the Urn" in den unvermeidlichen Showdown mit Swordplay-Action und einem blutigen Duell auf Leben oder Tod. Das konnte dann für die leichten Schwächen entschädigen, und der Fan des Genres konnte sich schließlich noch gut unterhalten fühlen.
Kinnosuke Nakamura ist hier jener Anti-Held "Tangé Sazen", eine Figur aus der Pop-Kultur Japans, dem gar seit den 1920er Jahren über 30 Verfilmungen gewidmet wurden. Hideo Gosha nahm sich dieses Stoffes hier erstmals an, später entstand noch für das Fernsehen eine weitere Verfilmung. Nakamura bietet hier eine spezielle Performance für eine ja sehr spezielle Figur. Erst ein würdevoll-stolzer Samurai, dann ein Ronin, der wie irre wirkend, allem Irdischen entrückt zu sein scheinend, eigennützig und habgierig, mal kalt in sich versunken, dann wieder ausschweifend, ist. Das verlangt von Nakamura ein intensives und variables Spiel, der Darsteller meistert dies überzeugend.
Tetsuro Tanba, eine Genre-Ikone, er spielt wieder typisch-stoisch, ein gern gesehener Darsteller im Chanbara, so auch hier. Allerdings, nicht er steht im End-Duell dem Anti-Helden gegenüber, was etwas schade war. Isao Kimura spielt einen weiteren Gegenspieler, überaus solide und gar angenehm "sachlich". Kiyoichi Sato als Tokugawa-Statthalter spielt er irgendwie ein "Doppeltes Spiel", gegen die Yagyu-Villains aber auch gegen Tangé Sazen, was den Plot natürlich durchaus Würze verleiht.
Bin Amatsu verkörpert den Killer-Villain und End-Duellgegner, ein eiskalter, düster-undurchdringlicher Typ. Das passte schon, Tanba vs. Nakamura wäre indes noch reizvoller gewesen. Nun denn.
Die beiden Damen im Cast agieren tapfer. Wakabe Irie in einer undankbaren, kleinen Rolle, die Verstoßene des Anti-Helden. Natürlich daher verzweifelt-weinerlich, aber das macht Irie solide-gekonnt. In einer größeren Rolle, Keiko Awaji, und dies fast so speziell wie Nakamura. An dessen Seite, aber ihr eigenes Spiel spielend, dabei habgierig und sich dem Anti-Helden dafür auch sexuell anbietend. Der agiert zunächst spröde, nimmt sie sich aber dann zur Geliebten, um sie allerdings dann wieder wegzuschubsen. Somit ist Awajis Rollenbild ebenso rissig, wie der Anti-Held brüchig in seiner Männlichkeit ist. Und Awaji ist attraktiv, eine schöne Japanerin. Die würde ich wirklich nur dann abweisen, wäre ich mit meinem neuen Ultra-Schwarm Eva Savagiou liiert.
Die Figuren sind also hier interessant, und die Kenjutsu-Fightaction rundet das alles denn noch ab. Wieder diese eher hastigen Fights, was der Tödlichkeit des Katana und dessen extrem scharfer Klinge geschuldet ist. Aber das bringt natürlich Rasanz und Dynamik in die Sword-Action. Etliche Fights durchziehen diesen Chanbara, und natürlich ist das Finale actiongeladen. Dann wird leider auch dies -hier durch Dialogisierung- etwas ausgebremst, bevor es zum Duell Nakamura-Amatsu kommt. Würdig stehen sich die Kontrahenten gegenüber, fast ist dies wie ein Schattenspiel aufgenommen, dann klirren die Schwerter. Ein würdiger Abschluss dieses Chanbara.
"Secret of the Urn", nicht ganz so stark wie die beiden vorigen Filme von Hideo Gosha, aber immer noch ein insgesamt gutklassiger Chanbara. Was für die Fans des Genres!
7,5/10.