"Das Gespenst" von Regisseur Herbert Achternbusch gilt gemeinhin als Skandalfilm und auch in Österreich ist der Streifen seit Jahrzehnten verboten. Vor allem der Ruf der Blasphemie eilt dem Gespenst voraus, wird hier doch der Weg einer ziemlich grotesk erscheinenden Jesusfigur durch Bayern geschildert. Wenn man sich dieses Werk allerdings genauer anschaut, dann fragt man sich unweigerlich, was daran so skandalös sein soll? Oder wäre die Frage, ob man die Deutschen wirklich mit jedem groben Unfug provozieren kann, nicht viel angebrachter?
Eine richtige Handlung gibt es eigentlich gar nicht: Statt dessen wird Jesus zu krell geschminkten Tunte gemacht, der in verschiedenen, ziemlich zusammenhangslosen Szenarien in Erscheinung tritt, um dabei mehr oder weniger philosphisches Zeugs von sich zu geben. Manchmal werden auch einfach nur Löcher in die Luft gequatscht.
Gleich zu Beginn läuft der Heiland über den Münchner Weihnachtsmarkt, um dort sprichwörtlich Scheiße als milde Gabe zu sammeln. Weil es nicht so richtig klappt kacken die Auftrager, zwei Polizisten, ihre Gläser einfach selber voll. In einer anderen Szene hat die Oberin drei lebende Frösche unterm Rock, die anschließend ans Kreuz gebunden werden. Auf den ersten Blick haben es die armen Viecher jedoch alle überlebt. In einer anderen Szene hängt Autor Ernest Hemingway über dem Kruzifix usw.
Man kann den Film durchaus als eine Beleidigung an Jesus Christus verstehen - man kann ihn aber auch einfach nur als langweilig und platt erachten. Die Provokation wird sprichwörtlich mit der Brechstange herbeigeführt, ohne, dass es wirklich gekonnt erscheint. Zum Lachen, Schmunzeln oder sich darüber aufregen ist "Das Gespenst" sowieso nicht. Die einzelnen Szenen haben null Dynamik und sind schauspielerisch völlig uninspiriert. Und schwarzweiß = expressionistisch? Na, dann...
Fazit: Alberne Bildercollage mit dem Heiland in seltsamer Montur und komischem Gedankengut. Weder kurios noch kultig und für den deutschen Film garantiert kein Aushängeschild.