Vor 10 Jahren, 1993, wurde Sean Veil des Mordes an einer Familie bezichtigt, kam jedoch aus Mangel an Beweisen auf freien Fuß. Seitdem hat er sich vollkommen von der Außenwelt abgeschottet und nimmt sich Tag und Nacht selbst mit einer Kamera auf um immer beweisen zu können was er an welchem Tag, um welche Zeit getan hat. Daher hat er mittlerweile an die 90000 Videobänder archiviert. Detective Everic, der damalige Ermittler glaubt nicht an Veils Unschuld und hechelt ihm noch immer hinterher. Als Veil anhand diverser Bänder beweisen muss, das er einen anderen Mord 5 Jahre später nicht begangen hat, sind die Bänder verschwunden. Daraufhin gerät er immer tiefer in eine Zwickmühle aus der es scheinbar kein Entrinnen gibt.
Normalerweise fange ich immer mit den positiven Dingen an, hier mache ich es mal umgekehrt, denn bei FREEZE FRAME gibt’s wirklich nur einen Punkt zu bemängeln und das sind die letzten 20 Minuten, die zwar durchaus unterhalten, doch übertreibt man es hier ein wenig mit den „Bäumchen wechsel Dich“-Überraschungen und Wendungen. Allerdings hat dieser Punkt nur wenig Auswirkung auf den Rest der Bewertung, da man jetzt nicht sagen kann, das er absolut misslungen ist, nur gerät eben alles einen Tick zu lang.
Regiedebütant Simpson macht hier ansonsten wirklich alles richtig. Die Optik dieses Films erinnert ein wenig an ONE POINT ZERO (der ja interessanterweise auch von Anbieter Koch vertrieben wird) und baut eine absolut faszinierend-schräge Atmosphäre auf, wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen habe.
Der Soundtrack ist schon fast eines John Carpenters würdig, der ja insbesondere in den 80ern geniale Filmmusik komponierte. Diese hier ist zwar etwas anders gelagert, aber ebenfalls komplett elektronisch und beinhaltet (wie auch bei vielen Carpenter-Kompositonen) einen immer wiederkehrenden Abschnitt, der ideal zu den kühl gestylten Bildern passt. Auch das habe ich in dieser Qualität schon längere Zeit nicht mehr gesehen bzw. in diesem Fall gehört, und wenn es hiervon einen offiziellen Soundtrack gibt werde ich mir diesen auch umgehend besorgen.
Außerdem weiß man bei FREEZE FRAME nie wie es weitergeht, immer wenn man glaubt, das sich der Film bzw. sein Protagonist in eine hoffnungslose Sackgasse manövriert hat, zaubert er immer wieder einen Ausweg aus dem Hut. Das ist aber nie irgendwie übertrieben, sondern durchaus immer nachvollziehbar. Unglaublich was Simpson, der auch die Story geschrieben hat, sich hier alles einfallen lässt. Ich denke mal nicht dass mich noch leicht überraschen kann, aber hier war ich mehrmals vollkommen vor den Kopf gestoßen.
Die Performance von Lee Evans, der in England eigentlich als Komiker bekannt wurde, ist ähnlich stark wie die von Sean Guilette in PI und auch die Thematik Paranoia spielt hier eine Rolle, nur das es hier eben nicht um Mathematik geht. Auch die anderen Darsteller fallen durchweg positiv auf. Viele davon kannte ich aus diversen britischen Filmen, hatte aber die Namen nicht parat.
Für diesen Film ist jede Bewertung unter 7 für mich nicht nachvollziehbar, es sei denn sie stammt von Menschen bei denen filmische Grausamkeiten wie CON AIR oder ARMAGEDDON ganz oben auf der Liste stehen. Als Freund von kleinen feinen B-Movies mit einem gewissen technischen Look a la CYPHER, kann man diesem Film einfach nur gut finden.
NACHTRAG: Unbedingt nach Konsum des Films mal auf dessen Webside gehen, die passt sich dem hohen Niveau von „Freeze Frame“ nahtlos an. Deren Betrachtung macht allerdings nur Sinn wenn man auch vorher den Film gesehen hat.