Dédales - Würfel um dein Leben (2003)

Review

von Frank Trebbin

Claude, eine 25jährige Frau, die man allerdings auch mit einem Mann verwechseln könnte, ist hochgradig schizophren. Und sie ist eine Mörderin: 27 Opfer sind zu beklagen, alle wurden von ihr in die Pariser Katakomben verschleppt. Warum? Das wissen weder Claude noch ihr Psychiater Dr. Brennac, der gerade mal drei Monate Zeit hat, ein Gutachten fürs Gericht zu erstellen. Bei seinen Sitzungen mit Claude, die dabei wechselnd in ihre alter ego schlüpft, die allesamt aus der Minotaurus-Sage stammen, kommt er einem fürchterlichen Geheimnis, das letztendlich auch ihn berührt, immer näher…

Mit „Dédales - Würfel um Dein Leben“ hat René Manzor, der auch für Drehbuch und Schnitt verantwortlich war, einen Film geschaffen, der auf ebenso intelligente wie spannende Weise genre-übergreifend agiert und unterhält. Mittels vieler Rückblenden, die hier mehr als nur oberflächliche Staffage sind, wird dem Zuschauer eine Geschichte präsentiert, die eine Mixtur aus Serienkiller-Motiven und nüchternem Krankenbericht darstellt. Während man im ersten Drittel glaubt, einem Drama aufgesessen zu sein, verdichtet sich die Handlung mit zunehmender Laufzeit zu einem handfesten Psychothriller, der einen stetig in seinen Bann zieht. Das Ganze steuert dann auch gnadenlos auf ein Ende zu, welches selbst ich nur schwer erahnen konnte. Genial, zumal damit kaum etwas auf den Kopf gestellt, dafür aber alles erklärt wird. Während allerdings in den heftigsten US-Stalk’n-Slash-Vertretern der 80er Jahre, wie z.B. „Maniac“ und „Nightmare“, ein traumatisches Kindheitserlebnis – wie auch hier geschildert – nur als Alibi herhalten muß, knüpft René Manzor an solch einen Auslöser jedoch ein ganzes Schicksal an und verschafft sich damit irgendwie mehr Authentizität. Fazit: eine echte Überraschung! Auf DVD 16:9. Mit Lambert Wilson, Sylvie, Testud, Frédéric Diefenthal, Michel Duchaussoy u.a.

© Selbstverlag Frank Trebbin