Mörderische Mailboxen
Wenn man über „Ringu“ und „Ju-On“ bzw. deren Reihen im Zusammenhang mit J-Horror gesprochen hat, kommt man schnell in der zweiten Reihe zur „One Missed Call“-Trilogie. Ebenfalls, wie fast alles in dem Bereich, mit einem (miserablen) Hollywood-Remake versehen, inszenierte den ersten und besten Teil kein Geringerer als der kultige Vielfilmer Takashi Miike - in dem er ähnlich wie in den „Ringen“ eine Technologie (hier Anrufe, SMS und Sprachnachrichten per Handy) als Art übernatürlichen, tödlichen Virus durch die verängstigten Teenagercliquen wandern lässt…
Klapphandys des Todes
Es gibt sicher dutzende Miike'igere Filme in seiner mittlerweile dreistelligen Filmografie. Aber guckt man genauer hin, heben seine Eigenarten, Einfälle und Spleens „One Missed Call“ von der restlichen J-Horror-Elite ab. Meine liebste Szene in der Mitte des Films, die satirisch-grausame TV-Show, zieht stilistisch und ideentechnisch sogar bis in dieses Jahre ihre Kreise, wenn man sich „Late Night With The Devil“ anguckt. Dazu wird man das Geräusch eines Asthmasprays nie wieder mit denselben Ohren hören. Die Hauptdarstellerin ist ganz zauberhaft. Und der grau-triste, dennoch hochwertige Stil verleiht ungeheuer Atmosphäre. Dazu weiß Miike durchaus zu schocken, mal subtil im Hintergrund, mal explizit mit dem Verdrehen und Ausreissen von Gliedmaßen. Und der Kern des Fluchs, die häusliche Gewalt und Geheimnisse Japans hinter verschlossenen Türen, hat es durchaus auch emotional und ganz real in sich. Einige visuelle Schmankerl gibt’s, wie der Zombielook mit der abperlenden Haut. Und der immer wieder aufkommende „Klingelton“ ist sicher ebenfalls unvergesslich. Daher ist „One Missed Call“ mindestens mal für J-Horror-Fans ein Pflichttitel. Selbst wenn er unter seiner beachtlichen Länge, einem kryptischen Ende, anfänglicher Sprunghaftigkeit, nicht immer topnotch CGI und eher weniger gruseliger Todesszenen (bis auf die TV-Show!) auf hohem Niveau leidet. Peeping Zom(bie).
Dein Anschluss unter dieser Nummer
Fazit: sehr atmosphärischer und gerade in seiner zweiten Hälfte plus einigen Details durchaus (Miike-)verspielter J-Technik-Grusler, der zwar nicht ganz an „Dark Water“ oder „Ju-On“ heranreicht, jedoch genug Gänsehaut macht, um Lust auf die zwei Fortsetzungen zu haben.