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Bei Anruf Mord: In Japan greift eine mysteriöse Todeswelle um sich. Junge Menschen erhalten Anrufe auf ihren Handys - von sich selbst und wenige Tage aus der Zukunft. Später sterben sie dann zu genau dem Zeitpunkt, der für den Anruf angezeigt wurde. Die Studentin Yumi geht mit dem Bruder eines der Opfer auf die Suche nach den Hintergründen. Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit, denn auch sie hat einen Todesanruf erhalten.

Kaum ein Land auf der Welt vermag es, so konsequent düstere und verstörende Horrorfilme zu inszenieren. Ob "Ringu", "Ju-on" oder "The Call" - wenn Mitglieder der modernen Gesellschaft mit tödlichen Flüchen konfrontiert werden, sorgt das regelmäßig für atemlose Spannung. "The Call" ist dafür ein Musterbeispiel.

Schon von der allerersten Einstellung an, in der eine Gruppe Studenten fröhlich zusammen sitzt und etwas trinkt, baut der Film eine düstere Atmosphäre auf, deren Sogwirkung sich kaum ein Zuschauer entziehen kann. Die triste Farbdramaturgie, immer wieder kurz eingespielte Horrorszenen von Augen, die durch ein Loch in der Wand starren, und bedrohliche, subtil eingesetzte Musik wirken zu einem kaum entrinnbaren Albtraum-Feeling zusammen. Hier merkt man, dass niemand Geringeres als Takashi Miike auf dem Regiestuhl saß: Elegante Kamerafahrten wechseln sich mit eindrücklichen Bildern von schlecht beleuchteten Brücken oder dunklen Korridoren ab, werden punktuell durch groteske Splatterszenen überhöht und entfalten so eine extrem unheimliche Atmosphäre, die ihren Höhepunkt im schier unerträglich spannenden Albtraum-Finale in einem stillgelegten Krankenhaus findet.

Diese bildhafte Trostlosigkeit und die immer wieder effektiven Gruseleffekte erzeugen ein durchgehendes Gefühl extremen Unbehagens - selten wirkte eine sich öffnende Fahrstuhltür, die einen leeren Schacht offenbart, so gruselig. Zur formalen Reife von "The Call" kommt dann eine durch einige klug eingesetzte Rückblendenkonstruktionen komplexe Story hinzu, deren Auflösung wie so oft in japanischen Horrorfilmen eine herzergreifend tragische Geschichte offenbart.

Diese beinahe perfekte Mischung aus irrsinnig intensivem Grusel und packender Tragik macht das Besondere des Japan-Schockers allgemein und von "The Call" im Besonderen aus. So wird der Film trotz einiger Klischee-Dialoge und eines etwas kryptisch geratenen Endes zu einer unvergesslichen Reise ins Herz der Angst, dem sich nur die Mutigsten stellen sollten.

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