Review

Wer glaubt, daß irgendjemand außerhalb (Nord)Deutschlands über die „Werner“Filme lacht oder z.B. über Komödien wie „Der bewegte Mann“ ,“Wixxer“ und ähnliches, der irrt sich.

Diese in Deutschland sehr erfolgreichen Filme sind zu sehr auf den deutschen Humor zugeschnitten, aber noch wichtiger – sie erfordern Insider-Wissen. Und wer kennt schon die Brösel und Ralf König Comics bzw. die alten „Edgar Wallace“-Filme außerhalb von Deutschland ?

Auch wenn Schweden nicht sehr weit weg ist und ich auch schon mal dort Urlaub gemacht habe, so fehlt es mir doch völlig am Einfühlungsvermögen für die Unterschiede zwischen dem ländlichen Schweden und der Stadt Stockholm, aber darauf baut der gesamte Film auf :

Eric, der seit 3 Jahren in Stockholm vergeblich versucht hat einen eigenen Verlag auf die Beine zu stellen, muß plötzlich in sein Heimatdorf zurück, da seit einer Woche seine Schwester Susie vermißt wird.

Als er dort ankommt, muß er feststellen, daß sich nicht viel verändert hat. Sein alter Freund Pölsa ist immer noch ein völlig abgedrehter Filmfreak, den sonst nur noch Drogen interessieren und auch alle anderen Zeitgenossen glänzen vor allen Dingen mit fehlender Zurechnungsfähigkeit. Darunter auch seine Mutter, die nicht von ihrem Alkoholpegel herunterkommt.....nur seine Schwester bleibt unauffindbar und seltsamerweise weiß auch niemand etwas darüber.

Jetzt wird gerne Werbung für den Film gemacht, in dem man ihm das Etikett „Tarantino Stil“ anheftet. So sehr ich dafür Verständnis habe, einen ausländischen Film mit unbekannten Schauspielern pushen zu wollen, so übertrieben ist diese Einordnung (wenn man mal davon absieht, daß der Regisseur etwas zu häufig „Pulp Fiction“ gesehen hat).

Der Film wird ziemlich linear aus der Sicht Erics erzählt, der zu Beginn von einem schwarz gekleideten Brutalo mit einer Waffe bedroht und beschuldigt wird. Die nun von ihm erzählte Story soll diesem beweisen, daß er unschuldig ist. Zwischendurch, wenn dem Typen im schwarzen Leder die Story zu unglaubwürdig erscheint, gibt’s immer mal ein paar Hiebe und die Waffe ins Gesicht.

Der Grund für die Bedrohung und die Funktion des Typen bleibt bis kurz vor Schluß unklar, wirkt aber am Ende völlig übertrieben und unangemessen.

Unabhängig von diesem Detail kommt die Story nur langsam in die Gänge, indem sie sich sehr lange mit den Verhaltensweisen und Angewohnheiten der ansässigen (Ur)einwohner beschäftigt. Diese skurril zu nennen ist noch untertrieben, aber das Ganze entlockte mir keinen einzigen Lacher.

Ich kann mir aber vorstellen, daß das in Schweden ganz anders ankam und das viele schöne Vorurteile durch den Kakao gezogen wurden.

Ab der zweiten Hälfte, als klar wird worum es eigentlich geht, wird der Film schneller und dadurch auch unabhängig vom Insider-Wissen unterhaltsam. Jetzt wird er zu einer Art schwarzer Komödie, wie wir sie schon öfter gesehen haben, aber immerhin recht frisch und mit einfachen Mitteln erzählt. Dazu agieren die Schauspieler durchaus symphatisch.

Selbstverständlich fehlt dem Film jegliche Tiefe, auch ein emotionaler Anspruch ist nicht vorgesehen, es geht einfach um gute Unterhaltung Und da scheitert er zum Einen an seinen doch zu schwedischen Eigenarten (was man ihm verzeihen mag), aber zum Anderen auch am Aufbau der Geschichte.

Man merkt dem Film eben auch an, daß er unbedingt abgefahren, ungewöhnlich und respektlos sein will. Und da sind einige Charakterisierungen einfach unpassend.

Nehmen wir dazu doch das Vorbild „Pulp Fiction“. Als Travolta versehentlich im Auto den Gefangenen erschießt, so ist das keine Trotteligkeit sondern ein Versehen beim erzählerischen Überschwang. Harvey Keitel ist dann bei der Beseitigung einfach nur professionell. Kurz, das Geheimnis der erzählerischen Qualität liegt auch immer darin, daß man jede einzelne Person ernst nehmen kann, selbst wenn irgendetwas schiefgeht.

Hier dagegen wirken die Darsteller alle mehr oder weniger bescheuert, auch der schwarze Ledertyp ist in seiner „Coolness“ völlig aufgesetzt. Bei keinem ist sein Handeln nachvollziehbar, sondern alles wirkt immer wie zufällig, es geschieht mit ihnen, selbst wenn irgendein „Plan“ gemacht worden ist . Auch das Ende einiger Personen kommt mehr oder weniger aufgesetzt. Eine besondere Bedrohung wie Tarantino das z.B.in „True Romance“am Ende macht beim großen Shoot-Down gibt es gar nicht, auch wenn das sicherlich Vorbild war.

Insgesamt ein netter Versuch, der mit genügend schwedischem Grundwissen sicher auch lustig ist, aber an seinen großen Vorbildern scheitert (4/10).

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