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Der siebenjährige Junge Jeremiah muss seine Pflegeeltern, an die er sich gewöhnt hatte, verlassen und fortan bei seiner leiblichen Mutter wohnen, die drogensüchtig ist und ein heruntergekommenes Leben führt. Nachdem der Junge eines Tages von einem der ständig wechselnden Liebhaber seiner Mutter sexuell missbraucht wird, findet er schließlich bei seinen Großeltern Unterschlupf – diese sind allerdings religiöse Fanatiker.

Die episodenhafte Erzählweise dieses von Asia Argento inszenierten Films begründet sich wohl auf dem Umstand, dass eine Kurzgeschichtensammlung, die vermutlich von Laura Albert unter dem Pseudonym „JT LeRoy“ veröffentlicht wurde, hierfür als Vorlage diente. Bei der Verfilmung handelt es sich um ein ziemlich bestürzendes Drama, das einen schonungslosen, aber gleichzeitig auch sehr subjektiven Blick auf die amerikanische Unterschicht erlaubt und dabei ästhetisch oft wie ein Drogenfilm anmutet: Schwindelerregende Kamerabewegungen, verwirrende Zeitsprünge und unerwartet auftretende Stop-Motion-Halluzinationen saugen den Zuschauer in die Gefühlswelt eines hilflos seinem schrecklichen Milieu ausgelieferten – manchmal tatsächlich zum Drogenkonsum angestifteten – Kindes ein. Dieser Bilderrausch – seinerseits schnell und dreckig wie das Junk-Food, dass sich die Protagonisten mitunter aus dem Müllcontainer fischen müssen – verdichtet sich nicht zuletzt dank der beeindruckenden schauspielerischen Fähigkeit der drei Jeremiah-Darsteller (besonders Jimmy Bennett, der den ganz jungen Jeremiah gibt, muss hier lobend erwähnt werden) zu einem einmaligen, teilweise schockierenden Filmerlebnis. Interessant ist außerdem die Tatsache, dass Marilyn Manson in einer Nebenrolle – wenn auch leider nur sehr kurz – hier einmal sein Talent als Darsteller beweisen darf, nachdem er ja bisher in diversen Spielfilmen nur mehr oder weniger als er selbst aufgetreten ist.
Als einziges kleines Manko muss ich feststellen, dass dem Film die ein oder andere ruhige Szene fehlt, in der man sich als Zuschauer gefühlsmäßig sammeln könnte, um die vielen irrsinnigen Eindrücke zu verarbeiten – das fehlt diesem Werk um als trauriges Drama vollends zu funktionieren. Insgesamt handelt es sich aber nichtsdestotrotz um einen sehr empfehlenswerten Film.

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