Review

The Heart Is Deceitful Above All Things
(I-On New Media)

The Heart Is Deceitful Above All Things
ist der mittlerweile zweite abendfüllende Langfilm des ambitionierten Argento-Sprosses Asia. War ihr Debüt Scarlet Diva ein noch eher autobiografisch angehauchtes, sehr intimes Werk über ihr Dasein als sensible, ausgenutzte weibliche Künstlerin, zeigte sich in diesem vorliegenden Werk ihr mittlerweile stark ausgefeiltes Talent. Hier kommen neben einer stringent erzählten Geschichte eine gute Auswahl an hervorragenden Schauspielern (Asia Argento wieder in einer mehrfachen Funktion als Hauptdarstellerin, Regisseurin und Drehbuchautorin) ein unglaubliches Gespür für Stimmungen und Bilder und einer perfekten musikalischen Untermalung.
Erzählt wird die Geschichte des jungen Jeremiah (unglaublich intensiv durch den begabten Schauspieler Jimmy Bennett verkörpert, der auch schon im Remake Amityville Horror sein Talent unter Beweis stellen konnte), welcher mit sieben Jahren aus seiner Pflegefamilie genommen wird, um zu seiner leiblichen Mutter (Asia Argento) zurückzukehren. Diese ist nach ersten fürsorglichen Ambitionen schnell mit der Situation überfordert, zumal sich ein kleines Kind eher schlecht mit dem sehr extrovertierten Lebensstil einer harte Drogen konsumierenden Teilzeit-Prostituierten mit häufig wechselnden Partnern vereinbaren lässt. Dies führt zu einer schrecklichen Odyssee des Jungen durch diverse Stationen des dunklen amerikanischen Alptraumes in Form von sexuellem und seelischen Missbrauch, religiösem Fanatismus, Gewalt und Drogen.
Die Geschichte ist eine Adaption des Romans Jeremiah aus der Feder des Autoren JT LeRoy, welcher vermeintlich autobiografische Erlebnisse verarbeiten wollte. Das dieser Aspekt ein Fake ist, und der genannte Autor nicht existiert, sondern nur ein Pseudonym der Autorin Laura Albert ist, wurde vor etwa zwei Jahren bewiesen (ein Umstand, der witzigerweise in den Interviews mit Asia Argento nicht einfließt, da diese vor der Enthüllung geführt wurden, denn der Film wurde schon im Jahr 2004 abgedreht). Auch wenn die Geschichte somit nur fiktional ist, ist die Betrachtung kein entspannter Genuss, zu sehr gehen einem die Story und seine intensive Darstellung als Betrachter an die Substanz. Jede Minute ist vergleichbar wie ein Tritt vor den Schädel und schürt Emotionen, wie selten ein Film zuvor.
Die Aufmachung der Veröffentlichung aus dem Hause Splendid/ I-On New Media ist vorbildlich! Verpackt in einem zitronengelben Steelbook bietet der Inhalt keinen Grund zur Klage. Der Hauptfilm liegt im Bild- und Tonbereich auf einem sehr guten Niveau. Als Bonusmaterial liegen neben der obligatorischen Trailershow noch einige interessante Features vor, die informativ auf verschiedene Bereiche der Produktion eingehen.
Wer ein Freund sanfter Mainstreamunterhaltung ist, sollte die Finger von The Heart Is Deceitful Above All Things lassen, aber alle, die einen rohen, brutal gewaltvollen Trip in eine hässliche wilde Welt des white Trash in Form eines ungeschönten und visuell beeindruckenden Werkes schätzen, sollen sich auf diese Reise einlassen!

CFS

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