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Bei der Firma 321 steht das 25-jährige Firmenjubiläum an, und der Generalsekretär, M. Charolais, sucht händeringend gute Ideen, um die Firma gut präsentieren zu können. M. Martin ist jung, ambitioniert, und hat sehr gute Ideen. M. Martin möchte nämlich demnächst die Tochter seines Vorgesetzten heiraten, außerdem baut er ein Haus, hat ein Auto gekauft, natürlich alles auf Raten, und hat außerdem ein Verhältnis mit seiner Sekretärin, die ein Kind von ihm erwartet. Da kommt ihm die in Aussicht gestellte Gehaltserhöhung, eben aufgrund seiner Ideen, gerade recht. Der Absturz ist umso schmerzhafter als er erfährt, dass die Beförderung um 5 Jahre verschoben wird. Mordgedanken werden wach: Wenn er den Herrn Generalsekretär ins Jenseits schickt, dann rutschen alle über ihm ein klein wenig nach oben. Inklusive ihm. Und die Gehaltserhöhung wäre in trockenen Tüchern. Aber so einfach ist das mit dem mal eben so Umbringen doch nicht. Und Inspektor Baudu von der Sicherheitspolizei weiß genau, wie man Verdächtige anfasst. Sogar ganz genau, das hat er in den Jahren vor 1945 von der Pike auf gelernt …

Man nehme das Tempo von Filmen wie dem GENDARM VON ST. TROPEZ, packe den klugen Irrsinn eines späteren Filmes von Jacques Tati dazu, sagen wir TRAFIC, hier und da vielleicht eine kleine Prise (des später entstandenen) MASH, und heraus kommt KARAMBOLAGE. Eine groteske Satire auf das Geschäftsleben wie man es auch heute noch kennt. Selbst wenn vielleicht man gar keine Karriere machen möchte („Ich will nicht Generalsekretär werden, das ist das Büro des Todes!“) ist man früher oder später unweigerlich im Hamsterrad gefangen, und wenn dann noch Dinge wie Ratenkäufe oder fordernde Sekretärinnen dazu kommen ….
Und wie beim Billard die Kugeln manchmal ihr Eigenleben entwickeln und sich gegenseitig in die Löcher schubsen, so entstehen auch im Film Nebeneffekte, es geschehen unvorhergesehene Dinge, Kugeln werden in Richtungen gerollt die gar nicht hätten gerollt werden sollen, und plötzlich … ist man befördert worden. M. Martin wollte doch nur das Büro im 1. Stock haben. Nun ja, er hat dann irgendwann etwas mehr bekommen.
Das Besondere an KARAMBOLAGE sind die vielen kleinen Nebensächlichkeiten, die mit der Handlung überhaupt nichts zu tun haben, aber den Begriff „Wahnsinn“ erst so richtig zum Leben erwecken. Das Wettrennen, welches sich M. Martin und der Mann, der die Schilder „Außer Betrieb“ an die Fahrstuhltüren hängen soll, liefern – der eine im Fahrstuhl, der andere auf der Treppe. M. Martin, der seinem eigenen Portrait die Mordvorschläge präsentiert – und völlig von der Rolle ist als ihm dieses antwortet. Madame Andréa, die Sekretärin von M. Charolais, die von einem Mann gesprochen wird (etwa in der Stimmlage von Arnold Marquis), was bei mir zu heftigsten Lachtränen geführt hat. Der ganz kurze, aber wirklich nur winzig kurze Blick, den der junge Mann in Schwarz am Ende M. Martin zuwirft. Die Frösche. Und natürlich die Froschjagd, die als Vorlage für DER MANN AUS VIRGINIA hätte dienen können, plus der Zugabe einer springenden Mütze.

Von den vielen starken Werken de Funès’ vor FANTOMAS ist das bisher sein stärkster. Auch, und gerade weil er nicht die Hauptrolle inne hat, kann die trockene Art Jean-Claude Brialys im Zusammenspiel mit dem Wahn de Funès’ und der Erotik Sophie Daumiers sich so richtig entfalten. Hier stimmt so ziemlich alles. Anschauen und staunen!!

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