Hallo alle miteinander.
Hier eine kleine Kritik zu dem eben in USA frisch aufgelegten und von William Lustig mit schönem Bonusmaterial versorgten "Salon Kitty" von Tinto Brass
So ein Film hat es in Deutschland schwer, da kommen gleich so Sprüche wie "Verherrlichung von Nazi-Kult" und dergleichen. Die Deutschen lieben halt eher, ihre Vergangenheit zu verdrängen, so ist es nun mal.
Gut, aber bevor ich weiter abschweife, muss ich natürlich feststellen, dass Brass Film zwar auf wahren Begebenheiten beruht, aber trotzdem ein reiner Kunstfilm ist.
In Madam Kittys Bordell werden junge SS-Mädchen eingeschleust, um die Kunden während der stillen Stunden zu belauschen, und Verräter in eigenen Nazireihen auszuspionieren. Das Geschehen wird geleitet von Wallenberg, der allerdings selbst seiner Obsession einem der Mädchen gegenüber zum Opfer fällt.
Brass liebt es, die Macht zu zeigen, wie sie sich selbst zerstört, wie er es später auch in seinem verblüffenden "Caligula" getan hat. Die Nazis werden weniger als Monster, sondern vielmehr als machtgeil dargestellt. Dass die vielen Orgien des Films mehr dem dekadenten Sinn des liebenswerten Regisseurs entsprechen, als historischen Fakten, ist schon klar, aber dass Brass alles andere als einen "Exploitationfilm" gedreht hat, sollte nicht übersehen werden. Schnell wurde zwischen Filmen wie "Salon Kitty" und "Ilsa" eine Seelenverwandtschaft hergestellt, dabei schlagen die Beiden in eine ganz andere Kerbe. Wenn man den Tinto Brass dieser Schaffensperiode unbedingt ins Sexlager schieben möchte, dann denke ich, sollte man ihn auch als den Kubrick dieses Subgenres anerkennen. Die Kamera liegt dem Italiener so gut in der Hand, dass dem Zuschauer die Spucke wegbleibt. Die Ausstattung des Films ist mehr als Oscar-reif (aber wer will schon einen Oscar), wirklich atemberaubend. Die Hallen und Korridore bleiben dem Zuschauer auf ewig haften. Die Sporthalle ist genauso brillant eingerichtet wie das Bordell in seinen zwei Varianten. Nicht minder nennenswert sind die umstrittenen Szenen, die den Regisseur so oft auszeichnen, hier vor allem der Korridor zu den Zellen, wo die jungen SS-Mädchen ihre Treue beweisen sollen, indem sie mit Deformierten, Behinderten, aber eben auch Juden in KZ-Kleidung Sex haben müssen - hier nutzt Brass alle Nazi-Vorurteile zu seinem Zweck, den Zuschauer an den Stoff zu binden - und selbst dort fällt einem augenblicklich die geniale Ausstattung auf. Die sexuellen Anspielungen sind zwar massiv, gehen aber noch längst nicht in pornographischen Bereich. Die Schauspieler und das Drehbuch sind großartig, aber der Höhepunkt des Films ist wie schon erwähnt: das unglaubliche Art-Design.
Fazit: ein kontroverser Stoff, kunstvoll gefilmt, für jeden Filme-Liebhaber Pflicht, weil dieser Kultfilm kein bisschen steril ist.