Review

ACHTUNG! SPOILER!

Einfach köstlich, ein Werwolf mit Hut!
Die Geschichte in diesem hanebüchenen Schnellschuss des Poverty Row Studios PRC dreht sich um den ziemlich irren aber genialen Wissenschaftler Dr. Cameron (George Zucco), der im Kellerlabor seines in einem Sumpfgebiet gelegenen Hauses Experimente mit Bluttransfusionen durchführt. Sein einfältiger, infantiler Gärtner Petro (Glenn Strange) dient ihm dabei als Versuchskaninchen. In regelmäßigen Abständen injiziert er Petro ein Serum aus Wolfsblut, worauf sich dieser in eine Art Werwolf verwandelt. Selbstverständlich dienen die Experimente des Doktors einem höheren Ziel, nämlich der Erschaffung einer unbesiegbaren Armee von Werwolf-Soldaten, mit denen die Nazis besiegt werden sollen: „An army of wolfmen, fearless, raging. Every man a snarling animal. My serum will make it possible to unloose millions of such animal-men." Dr. Camerons Kollegen, namentlich Professor Fitzgerald (Gordon Demain), Professor Warwick (Reginald Barlow), Professor Blaine (Robert Strange) und Professor Hatfield (John Elliott) sind allerdings alles andere als begeistert, als Dr. Cameron sie in seine Pläne einweiht. Sie halten Camerons Ideen für blasphemisch, größenwahnsinnig, wider die Natur und völlig indiskutabel und sorgen empört dafür, das Dr. Cameron in wissenschaftlichen Kreisen diskreditiert und diffamiert wird. Der sich entehrt fühlende Dr. Cameron hat von nun an nur noch ein Ziel: Rache! Als Werkzeug seiner Vergeltung dient ihm dabei Petro, der in Gestalt des Werwolfs Camerons Widersacher nach und nach auf brutale Weise ins Jenseits befördert. Am Ende aber durchschaut der Reporter Tom Gregory (Johnny Downs) die Zusammenhänge. Schlussendlich wird der demaskierte Dr. Cameron zum Opfer seiner eigenen Kreatur und das Haus mitsamt Labor geht in einem Flammenmeer unter...

Dieser absurde, angeblich in 5 Tagen in den PRC-Studios heruntergekurbelte Streifen war einer der ersten Filme, die sich an den beträchtlichen Erfolg des kurz zuvor von „Universal" produzierten Films „The Wolf Man" mit Lon Chaney jr. anhängten. Dabei kommt der Film, der weitgehend auf mythologische Elemente im Zusammenhang mit dem Werwolf-Thema verzichtet, ohne Umschweife zur Sache. Schon nach weniger als 5 Minuten werden wir Zeuge, wie sich Glenn Strange in eine Werwolf verwandelt, wobei das Make-up, für das PRC-Maskenbildner Harry Ross zuständig war, wenig eindrucksvoll ausgefallen ist. Glenn Strange, der hier seine erste Rolle in einem Horrorfilm spielt, agiert zudem als Werwolf ziemlich lethargisch, knurrt nur ein wenig vor sich hin und wirkt ansonsten eher wie ein desorientierter Mann mit zuviel Körperbehaarung und ziemlich spitzen Eckzähnen. Ihm geht das dramatische Pathos, die mitleiderweckende Verlorenheit und die gleichzeitige Bedrohlichkeit eines Lon Chaney jr. völlig ab. Dem Darsteller fehlt aber auch das Charisma, um die Figur des arglosen Petro mit Leben zu füllen und für dessen Schicksal einzunehmen. Mit seiner sehr, sehr langsamen Sprechweise und seinem überzeichneten kindlichen Gemüt wirkt Strange im Grunde nur wie das, was er ist: ein Schauspieler, der einen einfältigen Burschen darstellt. Allerdings ist die Szene, in der er sich mit einem ulkigen Hut auf dem Kopf in eine Werwolf verwandelt, einfach zu köstlich und in dieser Form wohl einmalig. Abgesehen von Stranges Verwandlungsszene zu Beginn des Films, die mit Hilfe von Überblendungen realisiert wurde, wurden alle weiteren Transformationen in den Wolfsmenschen so inszeniert, dass keine teuren und zeitraubenden Trickaufnahmen notwendig waren. Eigentlicher Motor des Films ist sowieso der formidable George Zucco, der in diesem klassischen Mad-Scientist-Revenge-Plot die beste Figur macht. Mit schneidender Stimme und einer Körpersprache, die keinen Widerspruch duldet, zieht er hier alle Register seines Könnens und zeichnet seinen Dr. Cameron als eiskalten, überheblichen und unnachgiebigen Mad Scientist wie aus dem Bilderbuch. Furchtlos tritt er dem Werwolf mit einer Lederpeitsche entgegen, zwingt ihm seinen Willen auf und lässt keinen Zweifel daran aufkommen, wer hier das Sagen hat. In einer kurzen, aber bezeichnenden Szene zeigt ihm seine Tochter einen Blumenstrauß, den Petro für sie gepflückt hat. Darauf entfährt ihm nur ein messerscharfes, im knappen Befehlston artikuliertes „Very pretty!!" Alle anderen Akteure, so Anne Nagel als Camerons Tochter und Johnny Downs als naseweiser Reporter sind letztlich kaum mehr als Stichwortgeber für den Hauptdarsteller und agieren dementsprechend indifferent.
Der von Regie-Routinier Sam Newfield inszenierte 76:37 Minuten lange Film hat eigentlich nur gegen Ende zwei recht gelungene, wenn auch sehr kurze Szenen zu bieten: Zum einen die bedrohliche Sequenz, in der der Werwolf aus dem Dunkel direkt auf die Kamera zukommt, bis sein Gesicht das Bild komplett ausfüllt, sowie die Szene, in der er seinen Schöpfer erwürgt, wobei nur die Schatten der beiden Darsteller an einer Wand zu sehen sind. Sämtliche Morde geschehen im Übrigen Off-Screen und auch der Anblick der offensichtlich grausam zugerichteten Leichen bleibt dem Zuschauer selbstverständlich vorenthalten.
THE MAD MONSTER ist sicher nicht mehr als eine Fußnote im Horror-Genre, aber dank George Zucco durchaus sehenswert und recht unterhaltsam.
Der Film war bis 1952 in Großbritannien verboten und konnte auch danach nur mit einem ausdrücklichen Hinweis auf die Unbedenklichkeit von Bluttransfusionen aufgeführt werden!

GEORGE ZUCCO (1886 - 1960) war ein britischer Darsteller, der 1908 sein Theaterdebüt gab. Mit „The Dreyfus Case" begann 1931 in England seine Filmkarriere, die er ab 1936 mit „After the Thin Man" in Hollywood fortsetzte, wo er zum vielbeschäftigten Charakterdarsteller avancierte. Der wirkliche Durchbruch gelang ihm allerdings nie, auch nicht im Horrorgenre. Häufig wurde er in der Rolle des kultivierten Bösewichts besetzt, und er war vor allem in den 40er Jahren in zahlreichen low budget Horrorfilmen zu sehen, für die er eigentlich viel zu gut war: „Er spielte selbst die albernsten Rollen mit vollem Einsatz, ohne sich je über die Drehbücher zu beschweren." (Danny Peary: Cult Movie Stars, New York 1991) „The Mummy's Hand" von 1940 war der erste Horrorfilm in dem er mitwirkte und THE MAD MONSTER war 1942 sein erster Film für das auf low budget Produktionen spezialisierte Studio „Producers Releasing Corporation" (PRC), dem noch zahlreiche weitere, ähnlich angelegte Filme folgten. Seinen letzten von rund 100 Filmen drehte Zucco 1951, danach erlitt er einen schweren Schlaganfall, von dem er sich bis zu seinem Tode nicht mehr erholte. Er starb 1960 an einer Lungenentzündung. Der von K. Anger in seinem Buch „Hollywood Babylon II" in die Welt gesetzten Behauptung, Zucco sei in einem Irrenhaus gestorben, widersprach seine Witwe in einem Interview für das Magazin „Filmfax". „Obwohl er nie einer der großen Stars des Horror-Genres war, hätte er doch mehr Anerkennung verdient gehabt, und die schäbigen Produktionen in denen er mitwirkte verhinderten sicherlich, dass dieser vorzügliche Darsteller den Star-Status erlangte, den er verdient gehabt hätte." (Michael R. Pitts: Horror Film Stars, Jefferson 1981) Zucco war u.a. zu sehen in: „The Man Who Could Work Miracles" (1937), „Charlie Chan in Honolulu" (1938), „Arrest Bulldog Drummond" (1939), „The Adventures of Sherlock Holmes" (1939), „Topper Returns" (1941), „The Monster and the Girl" (1941), „Dr. Renault's Secret" (1942), „The Mymmy's Tomb" (1942), „Dead Men Walk" (1943), „The Mad Ghoul" (1943), „Voodoo Man" (1944), „House of Frankenstein" (1944), „The Mummy's Ghost" (1944), „The Flying Serpent" (1946), „Scared to Death" (1947), „David and Batsheba" (1951).

Johnny Downs (1913 - 1994) war bereits als Kind auf der Leinwand zu sehen, u.a. in zahlreichen „Our Gang / Die kleinen Strolche" Kurzfilmen. In den frühen 30er Jahren trat er vor allem auf Broadway-Bühnen auf. Ab Mitte der 30er Jahre wirkte er wieder vermehrt in Filmen mit, zumeist als jugendlicher Darsteller in B-Musicals und romantischen Komödien. Später war er auch für das Fernsehen aktiv, so in der lokalen „The Johnny Downs Show". Er trat zudem als Tänzer und Sänger in diversen Nachtclubs auf. Seine Filmkarriere endete Anfang der 50er Jahre. Einige Filme in denen er mitwirkte: „Valley of the Giants" (1927), „Babes in Toyland" (1934), „A Child is Born" 1940), „Rhapsody in Blue" (1945), „Cruisin' Down the River" (1953). Die meisten der rund 100 Filme in denen er zu sehen war, wurden in Deutschland nie gezeigt und oft hatte er nur kleine Rollen oder wurde in den Credits nicht genannt.

Glenn Strange (1899 - 1973) war in den Filmen „House of Frankenstein" (1945), „House of Dracula" (1945) und „Abbott and Costello Meet Frankenstein" (1948) als Frankensteins Monsters zu sehen und hatte zudem das Privileg, von Boris Karloff persönlich in die Anforderungen und Besonderheiten der Rolle eingeführt zu werden. Nach dem Film mit Abbott and Costello ging er mit den beiden Komikern auf eine Tournee, bei der er wieder in der Rolle des Monsters auftrat, und zu Beginn der 50er Jahre spielte er das Monster auch in Abbott and Costellos TV-Show „The Colgate Comedy Hour". Im laufe der Jahre war er in weiteren Horrorfilmen zu sehen, doch sein eigentliches Metier war der Western. In diesem Genre verkörperte er Hunderte von Charakteren, häufig Bösewichte, zumeist aber nur in Nebenrollen. Strange war auch Songwriter und Sänger und ist in einigen Western auch als solcher zu hören. Einem größeren Publikum, auch in Deutschland, wurde er schließlich bekannt durch seine Rolle als Barmann „Sam" in der Serie „Rauchende Colts", den er von 1960 bis 1973 verkörperte. In folgenden Genre-Filmen war Glenn Strange ebenfalls zu sehen: „Flash Gordon" (1936), The Mummy's Tomb" (1942), „The Black Raven" (1943), „The Monster Maker" (1944) und „Master Minds" (1949).

Regisseur Sam Newfield (Samuel Neufeld 1899 - 1964) war der Bruder von Produzent Sigmund Neufeld (1896 - 1979). Er galt als einer der produktivsten Regisseure in Hollywood. Zwischen 1923 und 1958 drehte er eine Unzahl von B-Filmen (weit über 200) aus allen Genres und zumeist für Poverty Row Studios (Tower, Ambassador, Puritan, PRC). Rund 50 seiner Filme wurden auch in Deutschland gezeigt.

Der Name des Drehbuchautors Fred Myton (1885 - 1955) ist zwar wenig geläufig, doch der Autor hat zwischen 1916 und 1952 etwa 160 Storys und Drehbücher verfasst, zumeist für low budget Filme von denen die wenigsten in Deutschland zu sehen waren. Er war u.a. Autor von „The Terror of Tiny Town" (1938), „Hitler, Beast of Berlin" (1939), „Dead Men Walk" (1943), „Nabonga" (1944) sowie für zahlreiche Western, viele mit Al „Fuzzy" St.John, viele für PRC, oft unter der Regie von Sam Newfield.

Neben Republic und Monogram war PRC (Producers Releasing Corporation) wohl das bekannteste Poverty Row Studio. Es ging hervor aus der „Producers Pictures Corporation" die 1939 in PRC umbenannt und von Pathe Industries, Inc. aufgekauft wurde. Sigmund Neufeld als Produzent und sein Bruder Sam Newfield als Regisseur waren bereits für PPC tätig gewesen und führten nun ihre Arbeit nahtlos fort. Das Studio war von Anfang an auf die Produktion von B-Movies spezialisiert, überwiegend Western, aber auch Kriegs-, Action- und Horrorfilme gehörten zum Output. Sam Newfield war dabei als Regisseur für einen nicht unerheblichen Teil (ca. 50 Filme) der Studioproduktion verantwortlich. Kein Film des Studios kostete mehr als $100.000, die meisten der etwa 180 Filme, die das Studio produzierte, waren deutlich billiger. Gespart wurde vor allem bei der technischen Ausrüstung (veraltetes Equipment), beim Filmmaterial (billiges Celluloid), bei der Ausstattung, den Kostümen und so weiter. Es gab keine Zeit für Proben und Aufnahmen wurden selten wiederholt. Das Studio arbeitete mit fest angestellte Technikern und einer Stock-Company an Darstellern, vor allem für Nebenrollen. Zu den bekanntesten Regisseuren, die für PRC arbeiteten gehören William Beaudine, Jean Yarbrough, Frank Wisbar, William Nigh und Edgar G. Ulmer. 1946 wurde PRC offiziell von Eagle-Lion Films Inc. übernommen und schließlich übernahm United Artists 1955 die Firma. In der langen Liste der PRC-Produktionen tauchen einige durchaus sehenswerte Filme auf, so etwa „The Devil Bat" (1940), „Dead Men Walk" (1943), „The Monster Maker (1944), „Bluebeard" (1944), „Detour" (1945), „Strangler of the Swamp" (1946).

Aus der Werbung:

Half Man...Half Beast!
One minute a harmless country boy...the next moment a snarling, ferocius Wolf Man! A human monster with fangs of a Beast!
It's the year's most terrifying shocker!
The terror of the swampland!
He created a beast - For vengeance!
A monster comes to life behind the barred door of the crazed scientist's laboratory...and seeks human prey!

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