Buon Apetito!
Umberto Lenzis "Eaten Alive!" ist nicht zu verwechseln mit Tobe Hoopers gleichnamigen Krokodil-Horror, obwohl die bissigen Vielleicht-bald-Handtaschen auch hier nicht hungern müssen. Bei den vielen Namen unter denen Lenzis Kannibalenterror weltweit bekannt ist, sollten Verwechslungen eh eher ausgeschlossen sein. "Mangiati Vivi!" hat viele Anzeichen absoluten Schunds. Das Wort nicht im positiven Sinne benutzt. Er klaut sich Szenen, sogar Highlights, zusammen, taumelt tonal kreuz und quer umher, viele seiner Darsteller wirken anti-talentiert und die Vergewaltigungsszenen werden in ihrer Abartigkeit nur noch durch schändliche Tiersnuffausschnitte überboten. Und trotz all dem hat "Eaten Alive!" eine unangenehme Aura und seltsame Kurzweiligkeit, die ihn zu einem der besseren Kannibalentitel mutieren lassen. Bizarr, aber ich mag ihn irgendwie. Eine Hassliebe, denn die Tiertötungen gehen gar nicht. Verstärken die unangenehme Atmosphäre aber ungemein. Hätte nicht sein gemusst, nicht sein gedurft. Doch der Film profitiert davon auf eine magendrehende und wütend machende Weise.
Erzählt wird recht hölzern und geradeaus von einer Frau, die ihre Schwester im Urwald bei gefährlichen Eingeborenen vermutet. Um sie zu finden engagiert die kecke und reiche Blondine einen Dschungelexperten auf den sie nebenbei auch noch scharf ist. Doch auch dieser coole Typ kann nur noch bedingt helfen, wenn der Busch vor lauter Menschenfressern, Alligatoren und perversen Sekten brennt... Die eindeutig von Jim Jones inspirierte Sekte ist eine klare Stärke des Films, die den Zeitgeist frontal traf. Zudem gibt es Brüste aller Arten, Farben und Formen - immerhin auch ein nicht zu verleumdender Schauwert. Besonders Hauptdarstellerin Janet Agren ist ein Hingucker. Egal ob in Gold getaucht oder komplett hüllenlos. Robert Kerman als ihr Guide und mutiger Stecher macht sein Ding ebenfalls überzeugend. Held des Tages. Der Bodycount schraubt sich gegen Ende hoch und die Effekte geben einem das, was man in einem Kannibalenmassaker sehen will. Schade, dass einer der Höhepunkte aus einem Fremdwerk dreist geklaut wurde. Immer zwischen Tollpatschigkeit, fehlendem Können und beinhartem Schock pendelnd, liefert Lenzis berüchtigtes Werk gute Unterhaltung der schmuddeligeren Sorte. Für Fans von grünen Infernos ein heißer Tipp, den sie sicher eh schon längst auf der fleischhaltigen Speisekarte aka der eigenen Filmsammlung haben. Inklusive des funky Soundtracks, der leider auch größtenteils geklaut ist und so gut zum geschmacklosen Treiben passt, wei ein Eroscenter neben den Vatikan.
Fazit: von Sekten, Säften und schändlichen Sachen - ein fieser kleiner Kannibalen-Schocker der zwischen ekelhaft, lahm und unfreiwillig komisch taumelt. Schmutziges Kino, wie es leibte und lebte. Zieht in seinen Bann. Und stößt gleichzeitig ab. Schön hässlich. Ein All-You-Can-Take-Buffet für die Filmfans mit einem schlechten Geschmack, auf den sie durchaus stolz sein können. Es gibt weitaus mehr schlechtere Kannibalen-Streifchen wie bessere als diesen.