Review

De Funes' in Deutschland wohl bekanntester Film (wegen der häufigen Ausstrahlung) ist zwar längst nicht sein bester, aber einer, der einem mehr als angenehm in Erinnerung bleibt.
Ein dankbares Sujet, das des Restaurantkritikers und Verfechters der Haute Cuisine, verhilft ihm zu einigen schönen Verkleidungen und einer Menge Situationskomik, was zum Glück jedoch in eine interessante und spannende Geschichte mündet.

Als Minuspunkt ist die Handlung rund um seinen zirkusbegeisterten Sohn zu betrachten, die einfach zu stark ausgewalzt wird und mit dem Kampf gegen den Fast-Food-Giganten Tricatel nichts zu tun hat. So ist auch Coluche eine unglückliche Wahl als Sohn und Komikpartner, denn der früh Verstorbene war mehr intellektueller Clown als ein richtiger Komiker. Da fragt man sich, was daraus geworden wäre, wenn wie geplant Pierre Richard den Sohn gespielt hätte.

Nicht ganz so gut ausbalanciert ist auch das Verhältnis zwischen bisweilem absurdem Slapstick und dem Humor, der über das Script vermittelt wird, welches eben sowieso ein wenig episodenhaft und holprig daher kommt und ganz auf die Präsenz seines Hauptdarstellers setzt.
De Funes scheint bisweilen etwas steif zu sein, was wohl auch daran liegt, daß er vor der Produktion lange (herz-)krank war und der Film eine Art Comeback bedeutete.

Im Gedächtnis bleiben als All-Time-Favorits jedoch eine ganze Reihe von Szenen, die die Lücken zwischendurch reichhaltig wieder auffüllen: da wäre der Restauranttest als Ami-Tourist in einem schmierigen Landrestaurant, gewürzt mit den absurdesten Kommentaren seit Rainer Brandt ("Sechs Grad wärmer als ein Speiseeis", "The Bill aber very happig", "Deliziös, gebratener Zossen mit Mützchen!"), die Sequenz in der de Funes sich durch einen ganzen Kühlchrank voll widerlicher Kunstprodukte fressen muß, weil ihn der Besitzer des Restaurants wiedererkannt hat und wegen einer vernichtenden Kritik haßt ("Das wird alles aufgefressen. Alles! Auch der Gullyglibber!"), ein komisches Koffer- und Zimmer-Wechsel-Dich-Spiel im Hotel, zahlreiche Szenen im Verlag, sowie die Sequenz, in der Coluche und de Funes am Ende durch die Kunstfraßfabrik schleichen und hinter die Herstellungsgeheimnisse kommen ("Ooooh. Mumien im Schlafrock!") samt anschließender Fernseh-Testshow, bei der alle Schläge erlaubt sind.

Das relativ flotte Erzähltempo läßt somit nie wirkliche Langeweile aufkommen, aber der Start wirkt manchmal doch schon wie die Hommage auf die Restaurantfilme aus den 60ern.
Dennoch: "Brust oder Keule ist wie ein alter Bekannter, der immer gern gesehen ist. (10/10)

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