Review

Der Möchtegern-Schriftsteller Andy Archer reist von Kansas nach Denver und landet dort prompt in der übelsten Gegend der Stadt in einem heruntergekommenen Hotel. Um finanziell über die Runden zu kommen, nimmt er eine Stelle in einer kleinen Videothek an. Von dem schmierigen Kleinganoven Vinnie erhält Andy kurz darauf einen gestohlenen Videorekorder, in dem sich sogar noch ein Band befindet, das einige vermummte Kuttenträger in voller Aktion bei einer Art schwarzer Messe zeigt. In der Folgezeit leidet Andy zunehmend unter Alpträumen und sobald er morgens aufwacht, entdeckt er frisch getippte Seiten eines Manuskripts, von denen er sich nicht erinnern kann, sie geschrieben zu haben. Tatsächlich hat der Satans-Kult es geschafft, die böse Energie des Rituals förmlich auf Tape zu bannen. Als sich Andys Geschichten plötzlich in der Realität abspielen, driftet er immer weiter in den Wahnsinn ab... Ja, gut, zugegeben: Die Grund-Idee von Michael Kruegers "Night Vision" ist gar nicht mal so schlecht und nimmt mit dem ganzen Gedöns rund um das verhexte VHS-Tape irgendwie den Video-Horror eines "Ring" vorweg, auch wenn die schwarzhaarigen Geister-Mädels hier in der Kiste bleiben. Das ist aber auch das einzig Positive, was man über diesen flott abgedrehten No Budget-Streifen sagen kann, der mit einer Lauflänge von über 100 Minuten viel zu ausschweifend daherkommt und sich dabei größtenteils noch nicht einmal Mühe gibt, seine Handlung in Richtung eines reinen Horrorfilms zu entwickeln. Vielmehr hat man den Eindruck, dass das Skript versucht, das Ganze von der dramatischen Seite her aufzuziehen und deshalb gerne so eine Art sozialkritische Psycho-Studie wäre, die sich der Problemchen ihres Protagonisten annimmt. Wo Filme wie "Basket Case - Der unheimliche Zwilling" und "Street Trash" aber erfolgreich den Blick hinter die Großstadt-Fassade geworfen und ihre übertriebenen Gore-Effekte untergebracht haben, füllt "Night Vision" seine blutleere Story nur mit reichlich nichtigem Gelaber, das einem nicht unbedingt die harte Realität krass vor Augen führt. Dank der Miteinbeziehung der satanischen Kutten-Sekte kann "Night Vision" immerhin mit einem sachten Okkult-Anstrich aufwarten, der ihn aus der breiten Masse herausragen lässt, allerdings wird dieser Angle der Handlung sträflich vernachlässigt. Da fragt man sich doch, ob die Typen nichts Besseres zu tun haben, als den ganzen Tag im Bademantel in ihrem Appartement herumzuhängen, während ihrer Rituale Katzen zu opfern und den ganzen Schmus auf Video aufzunehmen. Auf Video wurde übrigens auch "Night Vision" aufgenommen, deshalb die fade, blass-ausgewaschene Billig-Optik, die nicht gerade dazu beiträgt, dem Streifen ein visuelles Profil zu verpassen. Die Montage ist holprig, die Kamera-Einstellungen sind vornehmlich statisch und auch sonst ist es mit der Action nicht weit her. Die unbekannten Darsteller passen sich da wunderbar dem Gesamt-Niveau an und spielen folglich unauffällig ihre Parts runter, ohne je eigene Akzente setzen zu können. Das Interessanteste an der Sache sind da noch die ausgestellten Kassetten-Cover in dem ansonsten eher spärlich eingerichteten Videotheken-Set, die unweigerlich die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und einen zu einem flotten Suchspiel animieren. Es ist auch wesentlich spaßiger herauszufinden, wie viele der Filme man am Cover-Motiv erkennen kann, als der tristen Geschichte zu folgen, die dann auch noch keinen richtigen Abschluss findet. Die Schluss-Pointe ist dann wieder mal dem Standard-Repertoire des Genres entnommen, lässt das Ganze aber auch trotz ihrer Ambivalenz nicht gerade tiefgründiger erscheinen. Ansonsten ist "Night Vision" sogar noch eine Spur billiger, langweiliger und öder als Michael Kruegers ebenfalls auf Video abgedrehter Super-Trash "Mind Killer - Halb Alien, halb Mensch" aus demselben Jahr, und der war schon echt saumäßig...

2/10

Details
Ähnliche Filme