1987 befand sich Dean Stockwell gerade in einer heißen Karrierephase, weshalb Regisseur und Co-Autor John G. Thomas mit „Banzai Runner“ schnell einen Actionfilm um den Darsteller strickte, der Stockwell allerdings nicht zum Genrestar machte.
Hauptfigur ist der Highway-Cop Billy Baxter (Dean Stockwell) dem die titelgebenden Banzai Runner ein Dorn im Auge sind: Meist reiche Leute mit superschnellen Autos, die nachts Rennen auf den vermeintlich menschenleeren Highways fahren, dabei jedoch nicht nur Tempolimits brechen, sondern gelegentlich auch Unfälle verursachen. Ein solcher kostete Billys Bruder das Leben, weshalb der toughe Bulle ein persönliches Interesse hat. Man muss kein Hellseher sein, um zu erahnen, dass Billy im Laufe des Films auf den bis dato unbekannten Verursacher des Todescrashs treffen wird. Später erfährt man, dass auch die Ehefrau des Bruders bei dem Crash umkam, eigentlich redet Billy aber immer nur von seinem Bro.
Der Tod des Bruders hatte schwere Konsequenzen für Billy, muss er doch jetzt für seinen Neffen Beck (John Sheperd) sorgen. Da kann man Billys Frustration schon verstehen, denn der Oberstufenschüler ist ein nerviges Milchgesicht, das gerne mal einen durchzieht und sonst nicht viel drauf hat. Allerdings sprechen ihn andauernd Leute an, dass er doch so gut aussehe und ob er nicht Schauspieler sei, bis er das selbst glaubt – nur beim Publikum, da kommt nichts davon an, denn Beck erscheint nur als Nervensäge deluxe.
Immerhin ist er für eine Sache zu gebrauchen, denn er als einem Trophy Wife der Reparatur ihres Ferraris hilft, lädt die ihn in ihre Kreise ein – und ihr Mann scheint einer der Banzai Runner zu sein. Klar, dass Billy sofort darauf anspringt…
Das Drehbuch von John G. Thomas und Phil Harnage springt dummerweise nicht sofort auf diese Gelegenheit an und lässt die Undercoverermittlung erst im letzten Drittel anlaufen. Vorher verbringt der Film viel Zeit mit Billy und Beck, ohne dass diese wirklich zu runden Charakteren reifen würden. Billy ist halt der von Ordnungssinn und persönlichen Gründen getriebene Cop, der sich gegen die Vorgesetzten auflehnt, wenn diese ihm auftragen, doch bitte die Füße in Sachen Banzai Runner still zu halten und lieber Besoffene am Steuer zu verhaften. Noch größere Zeitverschwendung sind jedoch die Subplots um Beck und seine Freundin, die zwar regelmäßig bei ihm übernachtet, ihn für die Abschlussprüfung coacht und Weed mit ihm raucht, aber anscheinend keinen Sex mit ihm hat. Denn als Beck sie kurz vor der Undercoverermittlung, auf die er mitkommt, nochmal in der Wüste durchorgeln will, verweigert sie wegen mangelnder Romantik. Weil Beck ein Dummkopf ist, bricht er einen Beziehungsstreit vom Zaun, da sie ihn ja nie ranlasse. Das war es dann mit Freundin, die taucht nie wieder auf und der ganze Subplot bleibt vollkommen sinnlos. Ähnlich wie Becks Techtelmechtel mit der Tochter eines reichen Banzai Runners, die sich ebenfalls als Geschwindigkeitsjunkie erweist.
So liegen Becks weitere Kompetenzen für den Restfilm im Scheißebauen und In-Gefahr-Geraten, weil die Undercoverermittlung Billys sonst zu gut laufen würde. Sonderlich komplex ist diese freilich nicht: Einmal auf eine Party gehen, an einem illegalen Rennen als Beifahrer teilnehmen und dann noch der DEA das schnellste Auto der Welt aus den Rippen leiern, danach ist schon der Showdown angesagt. Von der Banzai-Runner-Szene kriegt man kaum mehr mit, als dass es reiche Schnösel mit Speed-Fetisch sind, die ein besonders schwarzes Schaf in ihrer Mitte haben, das Drogen schmuggelt. Wer das bloß sein könnte? Vielleicht der Kerl, der den geifernden, passiv-aggressiven Außenseiter und Schmierlappen Syszek (Billy Drago) um sich hat? Manche Plotwendung ist noch dazu hanebüchen: Da warnt die Ehefrau des kriminellen Banzai Runners Billy aus heiterem Himmel davor, dass ihr Mann weiß, dass er ein Cop ist – die Gründe dafür bleiben nicht nachvollziehbar. Und Superhirn Beck greift im Finale unbewaffnet einen Drogendealer mit Knarre an, mit erwartbarem Ergebnis.
Für einen Film mit diesem Titel und diesem Sujet ist „Banzai Runner“ über weite Strecken auch enttäuschend knauserig mit Autojagden, auch wenn als Ausgleich in der Schlussphase mehrfach ordentlich gerast wird. Manchen Szenen sieht man zwar überdeutlich an, dass mit einem Upspeed des gedrehten Materials gearbeitet wurde und die Blechschäden sind, wohl auch budgetbedingt, eher gering, aber dank knalligem Eighties-Rock als Untermalung machen die Szenen schon Laune und vermitteln das Gefühl von hoher Geschwindigkeit. An den Songs „Hammer Down“ und „It’s Everything“ komponierte Joel Goldsmith mit, einer der Söhne von Jerry Goldsmith, der berufstechnisch in Papas Fußstapfen trat. Ansonsten gibt es keine nennenswerte Action, nur ein, zwei ultrakurze Schusswechsel, die aber reichlich unspektakulär sind.
Dean Stockwell ist zwar kein typischer Actionstar und es wundert nicht, dass er es nicht zum Genrehelden brachte, den knarzigen Bullen hat er aber ziemlich gut drauf. Billy Drago ist mal wieder voll in seinem Element als grinsender, drohender und fauchender Schurke, weshalb es schade ist, dass er so wenig Screentime hat. Dass man Ende rauskommt, dass seine Figur dereinst des Helden Bruder totfuhr, ist kaum eine Überraschung. John Shepherd hat man mit Beck natürlich eine ziemliche Nervensägenrolle als Bein gebunden, aber seine blasse Performance macht das Ganze dann nicht besser. Der Rest der Darsteller ist wenig bemerkenswert, da kann selbst Charakterfresse Charles Dierkop in einer Nebenrolle als knarziger Mechaniker wenig reißen.
Stockwell, Drago und der peitschende Rocksoundtrack in den Autorennszenen machen Laune, sonst ist „Banzai Runner“ jedoch ein mäßiges Actionfilmchen der 1980er, das viel zu lang braucht, um in die Pötte zu kommen, seinen Plot elanlos runterspult und nur durch diverse nutzlose Subplots auf etwas mehr als 80 Minuten Laufzeit kommt.