In Philippinen auf der Inselgruppe der Visayas gedrehter Billigheimer aus dem Hause Phillip Ko, der hiermit eine weitere Kerbe in sein Betätigungsfeld der Plagiatie schlägt. Ko, der anscheinend mit dem filmwissenschaftlichen Wissen eines Tarantinos würdig ausgestattet ist, hat bereits ab den 90ern seinen Blick auf das amerikanische Actionkino gerichtet und sich mehrere Male bei bestätigten Kassenschlagern bedient. So dienten ihm bisher u.a. Red Heat, Black Rain und Dark Angel als offensichtliches Vorbild für seine eigenen Sparprodukte; hierbei hat es ganz eindeutig Rodriguez' Desperado [ 1995 ] erwischt, womit der gute Mann bereits sein zweites inoffizielles asiatisches Remake feiern darf. Auch das Debüt El Mariachi [ 1992 ] wurde ja bekanntlich bereits von den HK Chinesen aufgepeppt - bzw. verwurstet, je nach Sichtweise: No Way Back - Die ultimative Menschenjagd stellte 1994 mangels ausreichender Distanz eine unverhohlene Aufbereitung des Skriptes dar; teilweise mit 1:1 Übernahme. Genau diese analogue representation digitaler Signalverarbeitung erwartet den Zuschauer hier auch. Das Ganze diesmal im getragenen Rhythmus von Gleichgültigkeit und Schicksalsergebenheit, so dass es schwerfällt, die Tugenden und künstlerischen Werte zu erkennen.
Ein mysteriöser Guitar - Killer ist auf der Suche nach einem Drogenhändler, an dem er sich rächen will. Einziger Clou: Der Killer ist eine Frau namens Rain [ Lily Chung ] und der Grund für ihre Vengeance existiert gar nicht; ihr totgeglaubter Ehemann Fai [ Mark Cheng ] lebt nämlich noch und arbeitet nunmehr als rechte Hand des Gangbosses.
An dieser plotline zieht man sich 78min entlang, wobei es schnell verwundert, dass man so gar nichts aus der Vorlage machen konnte und man arge Müh und Not hat, die an sich schon recht wenige Zeit überhaupt füllen zu können. Vollzogen wird die Anhäufung von Volumen vor allem über langwierige Zeitlupenaufnahmen, die auch noch ständig dasselbe Bild in den Fokus nehmen und dies so penibel auf jede mögliche Art und Weise in die Kamera speisen, als wollen sie es wirklich für die Ewigkeit bewahren. Hier versucht man es zu abstrakt artifiziell. Mit zuviel Kamera- und Schnitteskapaden und einem reziprok dazu ruhig dahinfliessenden Leben statt einer gesamt - geradlinigen Gestaltung. Die Revenge nimmt beinahe Züge eines poetischen Traumes an, in der sich Zeit und Raum dehnen und einfachste Bewegungen aus allen denkbaren Winkeln begutachtet werden.
So sieht man die schwarzgekleidete Killerin mitsamt dem handelsüblichen Gitarrenkoffer ständig die gleiche Strasse entlanggehen, dann mal auf eine freie Lücke im Verkehr warten und erneut in disziplinierter Schlichtheit die Fussmeilen ablegen.
Regisseur Ko - das verkannte Genie und Kenner aller Mysterien der filmischen Werkstatt - ,beweist hier anders als seine preisbewussten Artgenossen Tony Leung Hung - wah, Francis Nam und Tony Mau durchaus ein Händchen für die richtige Optik und kann mitsamt eines erfolgreich lyrisch unterspielten Score einige Male eine gewisse durchrythmisierte Montage mit erholsamen Kontrapunkten erreichen. Aber eigentlich verspricht Cover und Klappentext einen feschen Actionfilm, und keinen delirischen Andrew Blake mit Waffen.
Ko macht dabei genauso viel falsch wie richtig, bekommt auf Gedeih und Verderb weder Interesse noch strammes Tempo noch neue Signalisierung in seine Ersatzhandlung und kann mit der Schönheit der Natur ausser der visuell aparten Wohlgestalt selber nicht allzu viel anfangen.
Fairerweise muss man berücksichtigen, dass die Gegend auf cebuano Sugbo rund um Cebu - City eindeutig seine nächste Urlaubsreise wert ist. Ko bedachte die Wahl der Handlungsorte und die Gediegenheit der Dekoration. Viel Sonne, Strände, Resorts und Tauchbasen heischen den Zuschauer um die prompte Flug- und Hotelbuchung an, aber ersetzen dann doch nicht ganz die sich rasch breitmachende Langeweile der zurückhaltenden Tonlage. Grund ist vor allem der, dass die Erzählung neben all den konturentreuen Originalzutaten - Aufbauschung durch einen asiatischen Buscemi [ Law Kar Ying ] in der Bar, Besuch der Spelunke durch den Killer, kleiner Gitarrenjunge als Heroindealer, Boxkampf auf Ranch etc. - nicht über eine willkürliche und verzerrende Darstellung dieses doch eigentlich simplen Sachverhaltes hinauskommt. Hier hat man eher das Gefühl, entweder immer nur die Wiederholung von Teilstücken oder im besten Fall bloss die halbe Wahrheit gezeigt zu bekommen. Würde man sich nicht an Ausgangspunkt, Vorwissen und Genrekenntnis orientieren und mittels vernünftigen, logischen Denkens die Filmwelt begreifen und so die wahren Zusammenhänge erkennen, stünde man nach wenigen Minuten mit vielen Fragezeichen da. Auch die Dialoge helfen anfangs kaum, obwohl man bestimmt keine Vokalakrobaten beschäftigt hat.
Im Gegenteil: Ausser der superlativen geographischen Schönheit und dem Abklappern des wichtigsten Quellenmaterials und dessen milde Variation hat man sich keinerlei Gedanken um eine selbstständige Geschichte gemacht, so dass man mit schablonenhaften Schnittmustern vorlieb nehmen und sich alleine um die Auflösung von Rätseln kümmern muss. Nebenbei bekommt man in einer ganz speziellen Erzähltechnik mehrmals die gleiche Tanzszene sowie ein unendlich dauerndes Boxturnier im Live - Zustand eingespeist, die beide nichts mit dem eigentlichen Geschehen zu tun haben und dementsprechend die Geduld strapazieren. Dieses unsittige Prozede kennt man bereits aus Kos On the Run bzw Black Gun Team; wenigstens hat man auf die hässlichen Sexszenen verzichtet.
Die wenige Action richtet sich ebenfalls streng nach den funktionellen Örtlichkeiten des Archetyps, konzentriert sich auf räumliche Ausflüge und Dynamikwechsel; hört aber anders als dort immer schon nach wenigen Sekunden auf. Kein dringend notwendiges technisches Feuerwerk ohrenbetäubender Ballistik, nur ein paar Schüsschen hier und da und zehn Schergen sind tot. In den vier - fünf Einheiten wird zwar nicht mit hit squibs und Blutpäckchen gegeizt, aber sie stellen trotz geeigneter Ideen und rarer inszenatorischer Kleinoden mit lupenreinen Arrangements nicht gerade das Ideal einer Choreographie dar. Hauptdarstellerin Chung, die sich in mehreren C - Filmen als durchaus attraktive Heldin verdient gemacht hat, handhabt ihren weitgehend undankbaren Part als eine Reminiscenz an Her Name is Cat [ 1998 ]; wobei man mit dem diesem Vertreter auch das Lederoutfit, die grossen Gesten und die makellose, aber generell hohle Stil - Oberfläche gemeinsam hat. Allerdings hatte Clarence Ford nicht nur mehr Budget zur Verfügung, sondern auch das nötige Quentchen Talent für sein klassisches Beispiel aus blaumetallischem Adrenalin und delikater Atmosphäre elegischer Andacht. Killing Skill ist im Vergleich dazu doch eher ein Rückschritt in der Kinematographie; wenn auch ein Hübscher mit relativ plastischen Bilder.