„Bau keine Scheiße mit der Regierung!“
Für den US-Actionthriller „Black Moon Rising“ aus dem Jahre 1986 verfasste niemand Geringerer als John Carpenter („Halloween“, „Das Ding aus einer anderen Welt“) das Drehbuch und fungierte darüber hinaus als Produzent. Als Regisseur heuerte man Harley Cokeliss („Der Kampfkoloss“, „Malone“) an, dessen dritte Arbeit der Film wurde.
Quint (Tommy Lee Jones, „Natural Born Killer“, „Men In Black“) ist nicht nur ein Dieb, sondern ein Meister seines Fachs, weshalb er vom FBI angeheuert wird, eine Kassette mit pikanten Informationen einem Konzern zu entwenden, um diesem illegale Machenschaften nachweisen zu können. Quint wird jedoch bemerkt und von Handlangern des Konzerns verfolgt. In die Enge gedrängt, versteckt Quint das Corpus Delicti im Dragster-Prototypen „Black Moon“, unbemerkt von dessen Besitzern. Leider hat Quint jedoch die Rechnung ohne seine „Berufskollegen“ gemacht, denn das auffällige Gefährt gerät in die Hände einer professionellen Autoschieberbande. Quint versucht händeringend, wieder an das Beweismaterial zu kommen und die Zeit drängt – Konzern, Autoschieber und FBI sitzen ihm im Nacken...
Diese extrem konstruierte und unglaubwürdige Verkettung von Zufällen ist der Stoff, aus dem „Black Moon Rising“ ist. Hat man sich erst einmal über das totale ’80er-„Look & Feel“ zu Ende gefreut, fällt einem die lahme Inszenierung auf, durch die sich Tommy Lee Jones mit zusammengewachsenen Augenbrauen und Lederjoppe mehr schlecht als recht kämpft, den ein guter Schauspieler war er seinerzeit anscheinend wahrlich nicht. Die Handlung führt ihn nach Los Angeles, wo die Autoschieber ein im Stile der italienischen Mafia geführtes Imperium betreiben – nur, indem sie Nobelkarossen stehlen, umspritzen und weiterverkaufen. Dafür werden dann auch keine Gefangenen gemacht und unbequem werdende Geschäftspartner kurzerhand erschossen. In seinem Wolkenkratzer mitten in der Stadt geht man in etwa so unauffällig vor wie ein Elefant im Porzellanladen – und fertig ist die völlig hirnrissige, eindimensionale Verkörperung des Bösen, wie sie in Actionfilmen aufzubauen obligatorisch ist. Dass dabei der bitterböse Konzern, dem Quint das belastende Material abluchste, viel zu sehr in den Hintergrund gedrängt wird, interessiert das Drehbuch nicht weiter. Stattdessen wird die zerfahrene (wie passend aufgrund des Dragsters...) Geschichte noch um eine Romanze erweitert, indem man Quint mit Nina (Linda Hamilton, „Terminator“, „Kinder des Zorns“), der Gattin des fiesen Autoschieberchefs (Robert Vaughn, „Die glorreichen Sieben“, „Bullitt“), ins Bett steigen und ein längeres Techtelmechtel mit ihr eingehen lässt. In Minute 0:43 ertönt „Sleeping With The Enemy“ und spoilert den weiteren Handlungsverlauf. Während der Sexszene lösen sanfte, schöne 80er-Saxophonklänge den für die Dekade so typischen Synthesizer-Soundtrack ab – Sex and a Sax, sozusagen.
Irgendwie quält sich der Film dann recht ermüdend voran, bis Quint und die Dragster-Nerds endlich gemeinsame Sache machen und das Finale des Films einläuten. Zwischenzeitlich hatten sie auch einen taubstummen Helfer, der so dämlich war wie nur was und dessen unfreiwillig komische Todesszene mein persönlicher Höhepunkt des Films ist. Gegen Ende fasst man sich ein Herz und beschert dem Videofreund endlich das, wofür er den Film vermutlich eingelegt hatte: Action mit Schießereien, Prügeleien und einigen Autostunts. Doch selbst das bleibt alles verhältnismäßig unspektakulär, der Dragster mehr Herbie bzw. Dudu als Kit. Die versprochene technokratische High-End-Auto-Action-Materialschlacht wird nicht eingelöst.
Fazit: Flach und holperig inszenierte Actionthriller-Kost, die trotz Carpenter überraschend wenig Action und Thrill bietet. Sehr verzichtbar und lediglich durch einen gewissen ’80er-Wohlfühlfaktor und den angenehmen Verzicht auf das Genre häufig ächzen lassende reaktionäre Zwischentöne goutierbar. Um diesen schwachen Auftritt Lee Jones’ zu vergessen, braucht man gewiss nicht erst geblitzdingst werden.