Review

Als eines der wenig erinnerungswerten Relikte der Achtziger stellt sich leider der schon auf den ersten Blick als zerfahren zu erkennen gebende „Black Moon Rising“ heraus. Regisseur Harley Cokeliss („Warlords of the 21st Century”, „Malone”) bekam von Drehbuchautor und Produzent John Carpenter („Halloween”, „The Fog”) ein leider völlig überladenes Drehbuch mit einer belanglosen Story und noch ausdrucksloseren Charakteren vorgesetzt, dass ohnehin nie zu einem guten Film gereicht hätte.

Dabei hätte Tommy Lee Jones („Under Siege“, „The Fugitive“), hier noch längst nicht so überzeugend knurrig-ernst wie später in den Neunzigern, eine typische Heldenfigur dieser Dekade abgeben können. Abgebrüht und mit dem technischen Knowhow versehen, ist es an ihm als freiberuflicher FBI-Agent einer verdächtigen Gesellschaft auf den Pelz zu rücken und belastendes Material zu stehlen, weil die legalen Gesetzeswege ausgereizt sind und keine Ergebnisse brachten. Nur stellt er sich beim Bruch so ungeschickt an, dass der Alarm auslöst wird und ausgerechnet sein Erzfeind aus alten Tagen, der sich jetzt ausgerechnet dort als Sicherheitschef verdingt, sich mitsamt seinen Männern an Quints (Jones) Fersen heftet.

Das Tape und die darauf enthaltenden Beweise verkommen schnell zu einem klassischen McGuffin, denn, in die Enge gedrängt, sieht Quint keine andere Möglichkeit, als es an einer Tankstelle in einem Wunderauto zu verstecken, das ohnehin zufällig in seine Richtung transportiert wird. Dort angekommen fangen die Probleme aber erst an, als dieses Auto von einer professionellen Autoschieberbande gestohlen wird.

Die Idee mit dem futuristisch ausschauenden Prototypen, der mit seinem Wasserstoffantrieb eine Höllengeschwindigkeit entwickelt und scheinbar auch aus unzerstörbaren Materialen gebaut wurde, ist noch die beste des Films, weil es ab des Autodiebstahls immer abstruser und langweiliger wird. Die wenigen Verfolgungsjagden sind, vor allem wenn man sich ins Gedächtnis ruft, was zum Beispiel Regisseure wie Richard Donner („Lethal Weapon“, „Timeline“) oder Walter Hill („48 Hrs.“, „Last Man Standing“) zu der Zeit oder nur wenig später ablieferten, nur mittelprächtig inszeniert, spektakuläre Stunts fallen auch flach und die Besuche in zeitgemäßen Diskotheken und Bars können auch nur mageren, nostalgischen Charme erwecken.

Action und Spannung fallen hier ohnehin weitestgehend flach. Stattdessen kramt der Film die wirklich blödsinnige Idee eines Autoschieberrings hervor, der sich mitten in der Stadt in einem hochtechnisierten, abgeschotteten und extrem gesicherten Hochhauskomplex verbarrikadiert hat und dort Luxuskarossen umspritzt und weiterverhökert. Als ob das wirklich so lukrativ wäre...
Mit Robert Vaughn („The Man from U.N.C.L.E.”, „Renegade”) gibt es aber immerhin einen schmierigen, skrupellosen Bösewicht, der in seinem Tower so richtig dem dekadenten Leben eines Antagonisten frönt, kooperationsunfähige Geschäftspartner beseitigt und sich mit seiner störrischen Liebhaberin Nina (Linda Hamilton, „The Terminator“, „Dante’s Peak“), die sich nach „The Terminator“ gleich die nächste Bettszene (inklusive furchtbarer Schnulzmucke) gönnte, umgibt. Nur diesmal mit Tommy Lee Jones, der sie alsbald anbaggert, um klar zu blicken, womit er es hier eigentlich zu tun hat, beziehungsweise wie er an sein Tape kommt, denn die wenig entzückte Regierung, vertreten durch „Police Academy“ - Veteran Bubba Smith, hat ihm schon eine Deadline gesetzt...

Der Rest ist mies zusammengeschriebener und auch lediglich schwach konstruierter Unfug, bei dem fast sämtlichen guten Ansätze im Nu vernichtet werden. Zusammen mit den Erfindern des Wunderwagens, die ihre gesamten Ersparnisse in die Kiste gesteckt haben und überraschend rabiat und tödlich darum gebeten worden sind, ihr Auto nicht klammheimlich zurückzuklauen, macht sich Quint daran, final eine schnelle Lösung herbeizuführen.

Die Vorbereitung des Coups, das Treffen von alten Bekannten und die plötzlich seit dem Beginn völlig abgetauchten Häscher sind hier nur Füllmaterial, die lediglich ein paar Leichen produzieren, Quints Fresse gewaltige Beulen verpassen und wohl auch nur deswegen überflüssigerweise in die Handlung integriert wurden. Dessen unkontrollierbaren, anschließenden Fahrmanöver sind genau so ein Nonsens.

Nun kann das Finale vielleicht noch etwas bewegen? Nö. Der Einbruch, inklusive Abseilszene und Klettereien durch Lüftungsschächte für den arg lädierten und mitgenommenen Quint sind Standardware. Genauso schwach und uninspiriert heruntergekurbelt, wie schon der Rest des Films. Das Auto am Ende noch mal fliegend in Aktion zu sehen und zu verfolgen, wie Quint sich mit schlagkräftigen Argumenten seiner ganzen aufgestauten Frustration entledigt, sind nur noch Makulatur in einem ansonsten unfähigen und vor allem weitestgehend mies getricksten Actionfilm, der mit seinen Science-Fiction-Einflüssen nicht umgehen kann.

„Black Moon Rising“ hatte selbst in den Achtzigern, als die Stoffe noch naiver und bei weitem noch längst nicht so ausgeklügelt sein mussten, bereits einen schweren Stand. Mit New World Pictures, der ehemaligen Klitsche von Trash-Papst Roger Corman, befand allerdings auch ein Studio dahinter, das lediglich limitierte finanzielle Möglichkeiten hatte. Vielleicht hätte man sie deswegen auch lieber in die Inszenierung stecken sollen, anstatt Nebenrollen mit reichlich Prominenz zu besetzen (u.a. auch Richard Jaeckel).

Der Film ist letztlich schlicht mit einem Wort treffend beschrieben: langweilig. Das Drehbuch schlingert unentschlossen zwischen heißer Romanze, Thriller und stupider Action, ohne die Elemente miteinander zu verkoppeln. Zu viele Parteien sind am Film beteiligt, nie bleibt die Handlung lange genug bei seinen Hauptfiguren. Hätte man das Wunderauto samt seiner Erfinder aus dem Drehbuch gestrichen, sich Quint geschnappt und ihn in den linearen Kampf um die Beschaffung des Tapes geschickt, hätte zumindest ein passabler Actionfilm dabei herauskommen können. Aber das hatten wir ja in „Die Hard“.


Fazit:
Ödes Überbleibsel aus den Achtzigern, das es hierzulande ganz zu recht immer noch nicht auf DVD geschafft hat. Wer will „Black Moon Rising“ auch sehen?
Die Besetzung ist prominent und auch passend besetzt, spielt aber nicht gerade, als würde es um ihr Leben geben. Die einfallslose Regie mitsamt den akzentfreien, antiquiert inszenierten und dazu noch seltenen Actionsequenzen und das verkorkste, zwischen zu vielen Ideen hin und her schaltende Drehbuch, aus dem man auch noch einige überflüssige Zeilen hätte streichen können, erledigen den Rest. Sicherlich nicht völlig misslungen, aber selbst vom Standard der Achtziger noch weit entfernt. So muss der Film wohl auch Lalo Schifrin („Kelly’s Heroes“, „Brubaker“) vorgekommen sein, denn seinen Score passt der begnadete Komponist den Bildern gleich an.

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