"Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden."
An seinem 111. Geburtstag verlässt der Hobbit Bilbo Beutlin (Ian Holm) das Auenland insgeheim während seiner großen Feier. Er hinterlässt seinem Neffen Frodo (Elijah Wood) einen Ring der Macht, den er schon jahrelang behütet und dessen Trennung von ihm sehr schwerfällt. Der Zauberer Gandalf (Ian McKellen) findet heraus, dass es sich bei dem Ring um den Einen Ring handelt, der den dunklen Herrscher Sauron aus Mordor wieder zum Leben erwecken kann. Die Nazgûl, untote Diener Saurons, sind bereits auf der Suche nach dem Ring. Gandalf schickt Frodo nach Bruchtal, wo die Elben über das Schicksal des Ringes Rat halten sollen. Mit seinen Freunden Samweis Gamdschie (Sean Astin), Meriadoc Brandybock (Dominic Monaghan) und Peregrin Tuk (Billy Boyd) bricht er auf, während die Nazgûl in das Auenland einfallen.
J.R.R. Tolkien's Fantasy-Triologie "Der Herr der Ringe" wird gerne als die Bibel der fantastischen Literatur bezeichnet. Darin finden sich zahlreiche Charakteristika, wie eine klassische Heldengeschichte, die auf mehreren Ebenen erzählt ist, märchenhafte Figuren und eine unglaublich epische und detaillierte Weltenbeschreibung. Eine Verfilmung galt nach der heftig kritisierten Zeichentrick-Adaption aus dem Jahre 1978 als unmöglich.
Peter Jackson ("Braindead", "King Kong") erschuf ein wagemutiges Projekt. In einem Rutsch produzierte er 3 Filme mit einer jeweiligen Laufzeit um die 3 Stunden, die die Roman-Trilogie vollständig abbilden sollte. In 9 Stunden ist es nach wie vor nicht möglich jedes Detail der Romane zu integrieren. Aber dennoch ist das Ergebnis wahrhaft unglaublich.
"Der Herr der Ringe: Die Gefährten" bietet eine Reise in eine düstere Mischwelt aus Fantasy und Mittelalter mit einer derartig epischen Wucht, wie sie nur selten auf einer Leinwand zu bestaunen ist. Gigantische und vor allem realistisch wirkende Sets sowie atemberaubend schöne Landschaftsaufnahmen lassen die Welt Mittelerde entstehen. Der klassische Kampf zwischen Gut gegen Böse ist, von nur wenigen Ausnahmen abgesehen, temporeich inszeniert und effektreich umgesetzt.
Sehr viele Figuren, Ländereien und Verhältnisse zwischen den Reichen führen zu einem immensen Inhalt. "Der Herr der Ringe: Die Gefährten" strafft den Roman soweit, dass ganze Stränge entfallen und somit nur wenige Längen entstehen. Dadurch ist von Nichtkennern der Literatur eine große Aufmerksamkeit gefordert.
In der erweiterten Fassung finden sich längere Handlungsstränge sowie heftigere Actionszenen. Trotz den sinnvollen Ergänzungen finden sich immer noch nicht alle Details des Romanes wieder.
Der Roman beschreibt häufig die Leichtigkeit der Hobbits sowie deren Gesänge. Die Verfilmung dagegen wagt einen mutigen Schritt zur Eigenständigkeit und präsentiert sich fast durchgehend düster. Dass Peter Jackson bereits Erfahrung im Bereich der Horrorfilme hat, spürt man auch hier. Die Kämpfe sind hart und blutig, die Armeen der Orks sehen furchterregend aus.
Sensationell ist die bildgewaltige Optik und die Maßstäbe setzenden Spezialeffekte. Hier werden nicht nur Effekte in Form von Wasser, Feuer und Partikeln in die grünen Landschaften und mittelalterlichen Bilder eingebunden. Auch die Darsteller werden auf kleinere Größen reduziert um sie zwergenhaft aussehen zu lassen und ganze Städte digital glaubwürdig aus dem Nichts erschaffen. Ein wahres Wunderwerk der Technik, was durch den wuchtigen Soundtrack eine unglaublich dichte Atmosphäre entwickelt.
Die stimmig agierenden Schauspieler entwickeln schnell ein Gespür für ihre Rollen. Die kindlichen Eigenschaften ihrer Rollen treffen Elijah Wood ("Alexandre Ajas Maniac", "The Faculty"), Sean Astin ("Die Goonies", "50 erste Dates"), Dominic Monaghan ("Lost") sowie Billy Boyd sehr gut. Die namhafte Riege bestehend aus Ian McKellen ("X-Men"-Reihe), Viggo Mortensen ("The Road"), Liv Tyler ("Armageddon - Das jüngste Gericht"), Sean Bean ("James Bond 007 - Goldeneye", "Equilibrium"), Orlando Bloom ("Fluch der Karibik"- Reihe), John Rhys-Davies ("Indiana Jones und der letzte Kreuzzug"), Christopher Lee ("Sleepy Hollow", "Star Wars"-Reihe), Cate Blanchett ("Babel"), Hugo Weaving ("Matrix"-Reihe) und Ian Holm ("From Hell") zeigt eine gute Präsenz.
Meisterwerk! Etwas anderes kann man "Der Herr der Ringe: Die Gefährten" kaum nennen, sofern man etwas mit fantastischen Settings anfangen kann. Peter Jackson hat hier ein überwältigendes Fantasy-Abenteuer erschaffen, dass in Bild, Ton und Atmosphäre stets den richtigen Ton trifft. Auch wenn selbst in der erweiterten Fassung vieles aus dem Roman fehlt und die Stimmung überraschend düster ist, bleibt der Geist der Vorlage erhalten. Die Charaktere sind ausgefeilt und gelungen besetzt.
10 / 10