Review

Bei den vielen Reviews, die zu dem Film existieren, ist es fast schon überflüssig noch ein weiteres reinzuhauen, wenn - ja wenn ich den Film mit meinen Worten ebenfalls auf Wolke 7 schweben lassen würde. Das mache ich aber nicht.

Zweifelsohne ist "Herr der Ringe: Die Gefährten" ein monumentales Fantasyspektakel der Extraklasse. Wahrscheinlich sogar (mit den zwei weiteren, noch kommenden Teilen, die sicherlich auf gleicher Ebene anzusiedeln sind) das beste Fantasyepos, das Hollywood jemals offenbarte. Allerdings spielt die Bedeutung des Wortes "Fantasy" hier eine große Rolle, denn für Genrefans ist "Die Gefährten" das filmische Meisterwerk schlechthin. Aber das muss auch nicht gleich zwingend der Fall bei den Leuten sein, die dem Genre nichts abgewinnen können. Ich persönlich gehöre wohl dazu und besitze keine Ader dafür. Dementsprechend fehlt mir die Kenntnis über den Inhalt des Buches.

Das führt zunächst rasch dazu, dass man bei den vielen sonderlichen Namen der Figuren und Rassen schon ein wenig ins Schwitzen kommt. Allerdings kann man der Geschichte als buchunkundiger Zuschauer trotzdem ganz gut folgen, denn so kompakt die Geschichte (mitunter auch wegen der langen Spieldauer) zunächst auch erscheinen mag, so ist sie es im Prinzip nicht. Vordergründig geht es eben nur um den berühmten Ring, der im Feuerberg vernichtet werden muss. Das Böse ist natürlich auch mit von der Partie und versucht den mächtigen Ring ebenfalls in die Hände zu bekommen.
Dazu gibt es auch kleine Mängel in der Logik, die vereinzelt auftreten. Das Verhalten der Figuren in bestimmten Situationen wirkt teilweise unlogisch. So liegt es wohl in der Natur der Charaktere für die Lösung eines Problems immer den kompliziertesten Weg zu wählen. Des weiteren sind die Hobbits, soweit ich das richtig erkennen konnte, immer barfuß unterwegs. Unbegreiflich ist für mich dann aber, wie man es damit im eiskalten Schnee aushält. Und da brauch mir niemand damit kommen, dass sie von den bisschen Wolle an ihren Tretern warmgehalten werden.

Des weiteren schwankt der Spannungsbogen doch sehr stark. Hat man sich nun ausnahmensweise nicht von dieser Welt in den Bann ziehen lassen, so spürt man die drei Stunden Spiellänge mit der Zeit schon in den Gesäßmuskeln. Wie eben erwähnt wird das für Zuschauer, die wie Zombies vor der Leinwand beziehungsweise dem Bildschirm sitzen, was nicht böse gemeint ist, und sich schon selber wie einer der Gefährten fühlen, kein Problem sein. Soll heißen, dass von dem Film unbestritten ein ungeheuerer Zauber ausgeht, der allerdings eine Minderheit des Publikums nicht verschlingen wird. Die faszinierende Fantasywelt wird in majestätischen Kamerafahrten eingefangen, erscheint mir persönlich aber schon zu bombastisch, sodass sich die Figuren in dem scheinbar unendlichem Volumen des Raumes all zu schnell verlieren und so zwangsläufig zur Nebensache werden, wenn die atemberaubende Optik bewundert wird. Allerdings bleibt auch diese nicht ohne Kritik, denn durch einen eher verschwommenen Stil bleibt sie verhältnismäßig detailarm. Fairerweise muss man zugeben, dass das dem Gesamteindruck kaum schadet, sondern gut zur schleierhaften Atmosphäre beiträgt.

Die hochgelobten Effekte sind in meinen Augen allerdings nicht ganz astrein, denn Computerherkunft können sie einfach nicht leugnen. Die jeweiligen Sequenzen erreichen nicht immer das gleiche qualitative Niveau, das in seinem Gesamteindruck hochwertig erscheint, aber durch vereinzelte Effekte in einigen Passagen zu sehr künstelt. Die Kämpfe hingegen wurden tadellos umgesetzt und sind im Verhältnis zur Freigabe relativ an der Grenze.
Die Darsteller würde ich hier nicht so überbewerten wie es teilweise getan wird. Mit Sicherheit sind es gute Leistungen, die sie abliefern, aber zur absoluten Weltklasse reicht es aus meiner Sicht nicht. Außerdem ging der Versuch ein bisschen Humor in die Sache mit einzubringen in die Hose, denn die meisten nettgemeinten Sprüche sind nur mainstreamige Popcornunterhaltung, bei der ich schon lange kein Lächeln mehr über die Lippen bringe.

Ich erkenne die Qualitäten von "Herr der Ringe: Die Gefährten" an und kann eben so gut die Faszination des Filmes, die von ihm ausgeht, nachvollziehen. Doch mich hat der Sog dieses Werkes nicht erfasst, was vermutlich an meiner fehlenden Faszination dem Genre gegenüber liegt. Durch den schwankenden Spannungsbogen wirkt der Film auf mich zu langatmig und kann mich nicht durch seine Optik entschädigen. Meine subjektive Sichtweise sieht so aus, dass ich mir den Film nicht noch einmal ansehen muss, allerdings muss man aus objektiver Sicht anerkennen, dass "Herr der Ringe" seinen Reiz hat und auch qualitativ viel bietet.
Knebelt, foltert, kreuzigt mich...6+/10 Punkten - meine Meinung.

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