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Es war nur eine Frage der Zeit, bis mal wieder ein Film so richtig überschätzt wird. Ähnlich wie zuletzt bei „Titanic“ wurde auch „Der Herr der Ringe“ in den allerhöchsten Tönen gelobt, als ob es sich um „das Meisterwerk schlechthin“ handeln würde. Nun, sicher ist Peter Jacksons Beginn der Verfilmung von James Tolkiens Lebenswerk weitaus besser einzustufen als James Camerons wörtlich zu nehmender Katastrofenfilm, aber von einem bahnbrechenden, alles bisher da gewesene in den Schatten stellenden Meisterwerk kann hier trotzdem absolut nicht die Rede sein, da der Film nun mal keine rundweg neuen Maßstäbe setzt und dieser Bezeichnung somit auch nicht gerecht wird.
Größter Schwachpunkt ist wohl die Handlung. Es wäre ohne Frage schwierig, wenn nicht vollkommen unmöglich, Tolkiens Roman bis ins kleinste Detail umzusetzen (dafür wären schon mehr als 3 Stunden nötig), aber das Geschehen derart in die Länge zu ziehen, kann deshalb auch nicht gerechtfertigt werden. In den ersten 30 Minuten tut sich so gut wie gar nichts und auch am Ende fällt es nur zu leicht, die gesamte Handlung in 2-3 kurzen Sätzen zusammenzufassen. Es ist ungefähr so wie bei „Stephen Kings Es“: Der Film ist von seiner Geschichte her gar nicht mal schlecht, angesichts der Vorlage, auf der er basiert, jedoch eher missglückt. Wo wir schon bei dem Punkt sind, sei auch angemerkt, dass es ebenso blödsinnig erscheint, „Der Herr der Ringe“ deshalb gnadenlos zu verreißen. Natürlich wurde der Film überschätzt, aber das ist definitiv kein Grund, ihn wie den letzten Müll hin zu stellen, zumal es dem für eine Aufklärung über den tatsächlichen Wert wirklich nicht bedarf.
Schauspielerisch hievt die Sparte der älteren Generation, wobei Christopher Lee mein persönlicher Favorit war, den Gesamtwert auf ein überdurchschnittliches Niveau. Im Bereich der jüngeren Darsteller zeigt sich nämlich ebenfalls so manches Defizit: Newcomer Elijah Wood merkt man seine mangelnde Erfahrung förmlich an. Stellenweise scheint er gar nicht so recht zu wissen, was für einen Gesichtsausdruck er denn jetzt bloß aufsetzen soll, und Liv Tyler konnte ich allein wegen ihrer „Tritt-mich-breit“-Fresse noch nie leiden, außerdem agiert sie die meiste Zeit viel zu verbissen.
Lässt man neben den dramaturgischen Schwächen noch außer Acht, dass auch im visuellen Bereich gelegentlich ein wenig unsauber gearbeitet wurde (eigentlich war bei einem solchen Budget doch mehr zu erwarten), hat man es allerdings mit einem Filmerlebnis ohne gleichen zu tun. Diese Kombination aus märchenhafter, wenn auch Computer-lastiger Landschaft und überragender musikalischer Untermalung erzeugt eine nahezu perfekte Atmosphäre, die bisher kein Fantasy-Epos auch nur annähernd bieten konnte. Zumindest in dem Punkt lässt „Der Herr der Ringe“ seine Konkurrenz deutlich hinter sich, was auch sehr erfreulich ist, da der Schwerpunkt des hohen Produktionsaufwandes klar auf der optischen Aufmachung lag. Man möge darüber hinwegsehen, dass die Schwertkämpfe in Sachen Choreografie und Inszenierung weniger professionell geraten sind.
Gerade im Bezug auf die Kampfszenen wäre abschließend noch an zu merken, dass „Der Herr der Ringe“ ein weiteres eindrucksvolles Beispiel für die undurchsichtige Vorgehensweise der FSK, die den Film ab 12 Jahren freigegeben hat, hinsichtlich der Alterseinstufung ist. Verglichen mit anderen, in Sachen Gewalt eindeutig harmloseren Machwerken, die mit einem „16er“- oder gar „18er“-Siegel versehen wurden, drängt sich einmal mehr der Verdacht auf, dass nicht nur der Hauptdarsteller, sondern auch die potenzielle Anzahl von Kinobesuchern hierzulande erheblichen Einfluss auf das Ergebnis einer Bewertung hat.

Fazit: Freilich überbewertet, trotzdem noch ziemlich gut. Stellt sich jetzt schon die Frage, wie es sich mit den beiden Nachfolgern verhalten wird.

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