Herr der Ringe - Die Gefährten
Peter Jacksons opulente Adaption lässt keine Wünsche offen
Die PNG. Die Freundin. Die schlichte Bequemlichkeit. Es mag ja vielfältige Gründe gegeben haben, meine Verlängerungsoption bei meinem einjährigen Auslandsstipendium nicht zu ziehen. Aber der gewichtigste, das war Herr der Ringe. Der Film. So weit durfte es nicht kommen, dass ich auf das Filmereignis, auf das ich gut ein Jahrzehnt meines Lebens sehnlich gewartet hatte, in einer miefigen DVD-Kino-Klitsche auf popeliger Leinwand mit dem Dolby Surround unzähliger unaufhörlich klingelnder Handys und quasselnder Chinesen anschauen muss. Nun gut, spätestens zum Asien-Release des Films hätte ich wahrscheinlich eine DVD in okayer Qualität für ein Fünftel der hiesigen Kinokarte kaufen können - aber hey, wir reden doch hier von einem Ereignis, das in den Dimensionen eines Bildschirms einen nicht unerheblichen Teil seiner Opulenz einbüßen muss. Kino ist das Größte. Und Peter Jackson - ich war mir so sicher, dass er meine großen Erwartungen nicht in den Sand setzen würde - dürfte mit diesem Wahnsinnswerk den endgültigen Beweis antreten und endlich von seinem sicheren Platz des Herzog des Rasenmäherfinales zu einem der Könige der großen Leinwand avancieren. Denn so viel ist klar, der Regisseur, der „Herr der Ringe“ einmal adäquat anpackt, braucht sich über seinen fettlettrigen Eintrag in die Filmgeschichte keine Sorgen mehr zu machen.
Nun gab es da freilich schon einmal, vor mehr als zwanzig Jahren einen Versuch. Ralph Bakshis durchaus innovative Zeichentrickversion, die ich als unwissender Spund eigentlich immer ganz dufte fand, bis ich dann mal die Muße fand, Tolkiens Werk zu lesen. Ich habe Bakshis Version danach nur noch einmal anzusehen versucht. Es machte keinen Spaß mehr. Und seien wir bei aller Liebe zum Trickfilm und der Faszination für Breitwand-Anime doch mal ehrlich mit uns: nur der Realfilm ist der real deal – Computereffekte hin, Computereffekte her. Der gegenwärtige Stand handlungsunterstreichender Computersimulationen hat sehr viel dazu beigetragen, dass dieses Mammutunternehmen überhaupt erst realisiert werden konnte. Und auch so kommt der Spielfilm nicht umhin, die in allerlei Referenzen auf die Geschichte von Mittelerde eingebettete Handlung des Buches zu straffen. Niemals verkommt Tolkiens Vision dabei zu dem rudimentären Skelett, das in Bakshis Adaption noch vom Herr der Ringe übrig geblieben war, aber der Dramaturgie nicht zuträgliche Abenteuer wie die Geschichte um Tom Bombadil wurden auch bei Jackson aus der Handlung reduziert.
Dennoch hat man nicht das Gefühl, dass sich Jackson durch den epischen Stoff hetzt, denn er schafft sich durch dramaturgische Kürzungen und Alternanzen - so rettet, anders als in der Vorlage, Arwen, deren Liebe zum Menschen Aragorn wahrscheinlich noch stärker gewichtet werden soll, Frodo vor den Schwarzen Reitern - Freiräume, in denen er auch Prioritäten auf die moralischen Elemente der Geschichte setzen kann. Nicht von ungefähr ließ Tolkien Gandalf vor dem Vergessen warnen, von Geschichte, die zu Geschichten wird, schließlich zum Mythos und letztendlich vergessen und auch vor der Habgier und dem Egoismus, die die Wiederauferstehung Saurons erst möglich gemacht haben. Es sind dies Töne, die man auch bei Jackson nicht überhören kann. Und mit dem Zerbrechen der Gemeinschaft des Rings, die zerfällt weil niemand, die besonders anfälligen Menschen aber auch die Elben, Zauberer und Zwerge nicht, der Versuchung des Ringes - der vermeintlichen Macht - auf Dauer widerstehen können, endet der erste Teil des Films gemäß der Vorlage Tolkiens. Drei Stunden sind vergangen. Man hat es gar nicht mitbekommen, so hat Mittelerde einen in die Leinwand gesogen. Jemand verwunderte sich nach der Pressevorführung, dass tatsächlich schon drei Stunden vergangen wären. Ihm sei danach schnell einen Kaffee zu trinken und dann sofort die anderen beiden Teile anzusehen. Ja, verdammt, sagte ich ...