In einem Fanzine Interview in den späten Achtzigern / frühen Neunzigern (Name des Zines leider vergessen, falls es jemand weiß bitte Nachricht an den Author) erzählt Peter Jackson von seinem Traum einen Fantasy Film für Erwachsene zu drehen. Das Genre sei bisher definitiv nicht gut weggekommen und zu 90% Kinderkram. Natürlich fand man das damals cool, stellte man sich doch darunter so etwas wie eine etwas humorvollere Version von Conan Der Barbar vor, exzessive Kunstblutorgien inclusive. An eine Verfilmung des einen Fantasy Buches hatte damals noch niemand gedacht, vermutlich nicht mal Mr. Jackson selbst. Aber der Herr scheint furchtlos zu sein. Sein extrem unangepasstes Frühwerk zeugt schon von einer latent vorhandenen Furchtlosigkeit. Aber die Verfilmung des Herrn der Ringe ist eine Gratwanderung, an die vorher nur wenige zu denken wagten, geschweige denn sich daran zu versuchen. Nun, das Endergebnis war dann nicht das, was man sich als alter PJ Fan in den frühen Neunzigern darunter vorgestellt hätte, aber trotz, auch im folgendem, milder angebrachter Kritik natürlich im großen und ganzen über jeden Zweifel erhaben.
Es gibt Filme, da ist es sinnvoll Spoiler Alarme in solchen Kritiken anzubringen. Eine Information zu viel in der Inhaltsangabe und der Film ist einem vermaledeit. Dann gibt es Filme, da ist es egal, da die Geschichte eh jeder kennt oder war jemand von euch ernsthaft vom Ableben King Kongs geschockt? Dieser Film gehört einer dritten Kategorie an. Inhaltsangabe absolut unnötig, da den Film eh schon wirklich jeder, der sich auch nur halbwegs dafür interessiert gesehen hat. Und der Rest: hat sich auch schon seine Meinung zu dem Streifen gebildet. Spötter könnten behaupten, jetzt noch ein Review dazu verfassen wäre ebenso totaler Humbug und sie hätten noch nicht mal Unrecht. Aber "Jeder ab jetzt gesehene Film wird für ofdb.de besprochen" Versprechen sind nun mal "Jeder ab jetzt gesehene Film wird für ofdb.de besprochen" Versprechen. Bitte den letzten Satz fünfmal schnell hintereinander aufsagen.
Wenn man den ersten Teil der Trilogie rückblickend betrachtet, hat er fast etwas von einem Prolog. Nicht einfach, aus dem ersten Band so etwas wie einen Spannungshöhepunkt am Ende zu kreieren. Irgendwie der Film von den dreien der am wenigsten als herkömmliches Hollywood CGI Feuerwerk funktioniert, was ihn nicht unsympathisch macht. Man könnte jetzt darüber streiten, ob man jetzt hätte unbedingt noch Tom Bombadil einbauen müssen, aber ich bin kein Freund von Haarspalterei. Ein Film ist ein Film und ein Buch ist ein Buch. Der Film folgt seinen eigenen Gesetzen und muß natürlich anders aufgebaut sein. Tolkien Puristen sei hiermit versichert, daß das Buch durch die Verfilmung wirklich keinen Deut schlechter geworden ist. Alle Buchstaben scheinen noch in der selben Reihenfolge aneinander gereiht zu sein.
Natürlich gibt es auch Kritikpunkte, an der ansonsten wirklich gelungenen Verfilmung. Der größte für mich: die Musik. Ist der Orchester Score wirklich noch halbwegs brauchbar, ist dieses Ethno Geträllere von Enya für alle halbwegs bei Sinn und Verstand vor sich hin vegetierenden Individueen einfach unerträglich. Als alter Peter Jackson Fan sei noch kurz auf Jacksons alte Stärken eingegangen. Der Film hätte ruhig noch düsterer hätte ausfallen können. Die Minen von Moria waren scary aber mir irgendwie noch nicht scary genug.
Natürlich ist der Film nicht perfekt, aber doch wesentlich besser als vorher befürchtet. Allerdings nicht so überragend wie vorher insgeheim erhofft.
09/10