+++Glamouröser Auftakt eines abenteuerlichen Meilensteins+++
Kurzkommentar:
Die Trilogie bildet im Ganzen den wohl bekanntesten und beliebtesten Phantasiefilm aller Zeiten. Jahrzehntelang galt das dreiteilige Buch von John Ronald Reuel Tolkien als nicht verfilmbar, wegen der Dichte seiner Welt und der ereignisreichen Handlung. Der neuseeländische Regisseur Peter Jackson, der Filmfans vorher nur durch ekelhafte (hierzulande ziemlich verbotene) Horrorfilme bekannt war, wurde schon durch den ersten Film weltberühmt. Er wusste, wie diese großartige Story anzupacken war und zauberte drei einmalige Filme auf die Leinwände dieser Welt, die zur erfolgreichsten Filmtrilogie aller Zeiten wurden. Zauberer, Trolle, Hobbits, Ringgeister, Orcs, Menschen, Elben und Zwerge. Das sind die Geschöpfe, die sich dem Zuschauer in aller Pracht darbieten, und die ihn für drei Stunden (je Film) den Alltag vergessen lassen. Die abenteuerliche Atmosphäre um Krieg, Frieden, Schicksal, Gefahr, Macht, Verrat und Spaß umgarnen den Zuschauer, um ihn in eine fremde, aber leicht annehmbare Welt zu entführen. Man lässt alles mit sich machen und bangt und freut sich mit den wahren Helden in diesem Epos: Den kleinsten Wesen, den Hobbits, die beweisen, dass man nicht groß sein muss, um großes zu leisten. Ein gleichzeitig hochspannendes wie gefühlvolles Meisterwerk, das für Groß und Klein die Herzen höher schlagen lässt. Allerdings, für Klein meiner Meinung nach erst ab einem Alter von 13 oder 14 Jahren. Die zahlreichen, ausgeprägten Kriegsszenen sind eigentlich nicht passend für Kinder ab 12.
Ausführlicher Kommentar (Teil 1 von 3):
Im Jahr 1997, kurz nach der Fertigstellung von „The Frighteners“ begann Regisseur Peter Jackson mit der Arbeit an seinem Meisterwerk. Er schrieb Drehbücher für einen 2teiligen Phantasiefilm zu dem Roman „Der Herr der Ringe“. Doch die Produktionsfirma Miramax wollte keine zwei Filme finanzieren, sondern nur einen. Also ging Jackson zu New Line Cinema und fragte dort, ob sie für zwei Filme zustimmen würden. Man antwortete ihm damals: „Warum nur zwei, das müssten drei Filme werden“. Und so dehnte er das Script auf drei Filme aus und begann mit der Arbeit. Insgesamt sieben Jahre brauchte er zur Vollendung seiner Fantasy-Saga (bis zum Endschnitt der Extended Version des dritten Teils, Ende 2004). Und die Arbeit hatte sich gelohnt. „Der Herr der Ringe“ war einigen Menschen auf der Welt seit 1954 in Buchform bekannt, das J.R.R. Tolkien schon vor dem zweiten Weltkrieg zu schreiben begonnen hatte. Doch die Filme schlugen auf der ganzen Welt ein wie eine Bombe. Die Ring-Trilogie machte das bisher totgeglaubte Phantasiefilmgenre wieder quicklebendig. Der erste Teil „Die Gefährten“ wurde im März 2002 mit 4 Oscars ausgezeichnet. Die Größe, das Gefühl und die allseits beliebte Publikumswirksamkeit des Films erlangte Peter Jackson mit Kamera, Musik, Dialogen, Story und Schauspielern. Diese Punkte werden in drei getrennten Abschnitten genauer unter die Lupe genommen:
KAMERA: Jackson wollte in allen Bereichen dem Buch gerecht werden und suchte fieberhaft in ganz Neuseeland nach geeigneten Schauplätzen für die gigantischen Gebäude- und weitläufigen Landschaftsaufnahmen, die Tolkien so detailliert beschrieben hatte. Und, es ist nahezu unfassbar wie vielfältig dieses kleine Land nordöstlich von Australien ist. Man könnte meinen, dass die Filme immer wieder in anderen Ländern gedreht wurden. Das nutzte Jackson gekonnt aus. Düstere Wälder, grenzenlose über Hügel gezogenen Graslandschaften, graue Mittelgebirge mit rasiermesserscharfen Felsverwürfen, grasige und schlammige Moore, bilderbuchschöne Flüsse und Wasserfälle, und verschneite Berggipfel. Diese Gegenden existieren tatsächlich und wurden nur leicht computerverändert auf Zelluloid gebannt. Dazu kamen dann manchmal noch die Modellbauten, wie die Häuser von Hobbingen, die Festung von Helms Klamm, die Burg von Minas Tirith, oder der Turm von Saruman und der von Sauron. Mit diesen Totalaufnahmen schaffte es Peter Jackson ein real erscheinendes Märchenbilderbuch zu verwirklichen, wie es das im Kino bisher noch nicht gegeben hat. Seine realistisch schattierten Phantasiegebäude lassen den Zuschauer mit wechselnd gelb-warmem und kalt-blauem Licht von einer besseren Welt träumen. Zugleich sind unterirdische Bauten wie die Zwergenstadt Moria oder die Höhle von Kankra beängstigende, dunkle Orte, bei deren Anblick einem ihre schwarze Tiefe und Ungewissheit einen Schauer über den Rücken laufen lassen.
Wie im Handbuch fürs Filmemachen sind die Szenen aufgebaut. Logische Wechsel zwischen Halbtotalen, Totalen und Nahaufnahmen. Besonders Nahaufnahmen von Personen hat der Regisseur als wichtig erachtet, womit er Recht behält. Nichts ist wirkungsvoller als das markante Gesicht eines wichtigen Charakters in einem Film. Dadurch kann der Zuschauer diese unwirkliche Welt erst recht als wirklich empfinden, denn er fühlt sich verbunden mit den Figuren, die darin leben. Die jungen unerfahrenen Hobbits Frodo, Sam, Pippin und Merry. Der schlaue, erfahrene Zauberer Gandalf mit seinem weißen Bart. Die fähigen und rauen Krieger Aragorn, Gimli und Legolas. Die schönen, zauberhaften und sanften Elben Arwen und Galadriel. Alle diese ausdrucksstarken Charaktere und ihre Gesichter verleihen diesen Filmen die nötige Ehrlichkeit und Hingabe, dass sie mit jeder ihrer Taten überzeugen.
Ebenso beeindruckend kommen die epischen, glamourös geschmückten Kampfszenen daher. Tausende von gegnerischen Monstern stehen vor der Festung der „Guten“, um denjenigen die Lebenslichter auszublasen. Und jede, der im Computer entstandenen Kriegerfiguren besitzt eine eigene, prozessorgesteuerte Intelligenz, bewegt sich anders, als seine „Kollegen“, die von der gleichen Sorte sind. Und nach kurzer Zeit beginnt mit lautem Getöse die erbarmungslose Schlacht. Orcs schlagen mit Äxten auf Menschen ein, oder spießen sie mit ihren tödlichen Lanzen auf. Menschen erstechen die brüllenden Orcs mit Schwertern, oder bombardieren sie mit einem Regen aus Pfeilen. Lodernde Feuerkugeln werden von Katapulten in die Menge geschossen. Rüstungen bersten, Personen schreien, sterben. Schwerter klirren, Flugechsen kreischen ohrenbetäubend, Trolle grunzen, Pferde gehen wiehernd durch. Gigantisch inszenierte Materialschlachten, die es aber schaffen, die Grenzen zu grausamen Szenarien anderer Kriegsfilme nicht zu überschreiten. Und die Kamera ist immer richtig dabei. Sie fliegt quer über das Schlachtfeld oder steht mittendrin, um zwei Kontrahenten bei ihrem Schlagabtausch zuzusehen.
So wie der Verfasser des Romans es beschrieben hat. Tolkien selbst hat beide Kriege erlebt und ließ seine Eindrücke (als Soldat im ersten Weltkrieg) und Abscheu als wichtige Bestandteile in sein Buch mit hineinfließen. Das macht diese Filme auch zu abenteuerlichen Kriegsdramen, wenn der unreale Hintergrund nicht wäre. Doch trotz ihrer Gewalt können die Filme den Spagat zu Romantik und Abenteuer halten. Mittels dieser kraftreichen und gleichzeitig verletzlichen Bilder wirken die Filme, einfach gesagt schön. Man sieht sie sich immer wieder an. Man würde sie sogar gerne sehen, wenn es keinen Ton gäbe.