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„Reservoir Dogs“ ist nicht nur Tarantinos Regiedebüt, sondern zeigt auch, dass mit man auch mit wenig Geld gute Filme drehen kann.
Hauptpersonen sind sechs Gangster, die sich persönlich nicht kennen und sich nur mit ihren Decknamen anreden: Mr. White (Harvey Keitel), Mr. Orange (Tim Roth), Mr. Pink (Steve Buscemi), Mr. Brown (Quentin Tarantino), Mr. Blue (Eddie Bunker) und Mr. Blonde (Michael Madsen). Eingeführt wird die Horde bei einem Frühstück, das wie so häufig bei Tarantino mit Verweisen auf die Popkultur strotzt, wobei sich der gute Quentin leicht selbstverliebt den denkwürdigsten Dialog über Madonnas „Like a Virgin“ für sich lässt.
Einige Zeit später: Der Raub ist nur insofern geklappt, dass Mr. Pink die Beute hat, aber außer ihm, Mr. White und dem schwer verletzten Mr. Orange hat es keiner zum Treffpunkt, einer alten Lagerhalle, geschafft. Während sie warten, wird gerätselt, wer wohl ein Verräter war, denn anders kann man sich das schnelle Auftauchen der Cops nicht erklären…

Der Rest des Films ist ein Beispiel für die verschachtelte Erzählweise Tarantinos: Zum einen erfährt der Zuschauer zusätzliche Infos über den Coup in Rückblenden, zum anderen spitzt sich die Lage in der Lagerhalle immer weiter zu. Geschickt arbeitet Tarantino damit, dass er den Zuschauer mal mehr wissen lässt als die Charaktere, ihn kurz darauf aber mit Überraschungen und unerwarteten Wendungen konfrontiert. So bleibt Vieles bis zum Ende offen und spannend, da Tarantino sein Publikum voll im Griff hat.
Dabei stört es dann auch kaum, dass „Reservoir Dogs“ mit sichtlich wenig Budget auskommen muss: Wenige Locations und gerade in den Schusswechseln merkt man an, dass hier keine große Knete hinter dem Projekt stand. Doch trotzdem wirkt der Film nie billig oder schlecht, sondern erweist sich als Low Budget Projekt, in das Herzblut gesteckt wurde. Zudem ist „Reservoir Dogs“ etwas eigenständiger als Filme wie „Kill Bill“ oder „Pulp Fiction“, da sich auch hier Verweise auf die Popkultur finden (vor allem im Musikbereich), aber Tarantino nicht in nahezu jeder Szene der Zitatsucht unterliegt. Parallelen zu Stanley Kubricks „The Killing“ und Ringo Lams „City on Fire“ finden sich schon in großem Maße, doch nehmen nie überhand.

Zudem kaschiert „Reservoir Dogs“ sein schmales Budget mit diversen denkwürdigen Dialogen, die von schrägem Wortwitz strotzen. Allein die Rückblende mit der Namensvergabe hat einige Lacher („Why am I Mr. Pink?“ – „Cause you’re a faggot!“), die Toilettenstory besitzt Kultcharakter und diverse Sprüche (vor allem bei den Diskussion von Mr. White und Mr. Pink) bleiben noch lange im Gedächtnis. Natürlich ist der Humor stellenweise sehr makaber (Mr. Blondes Folternummer z.B.), doch trotz der Härte enthält „Reservoir Dogs“ noch vergleichbar wenige Gewaltszenen.
Tadellos auch das Ensemble, allen voran ein großartiger Harvey Keitel, dicht gefolgt von Michael Madsen, Tim Roth und Steve Buscemi, die ihren Gangstern viel Profil verleihen, obwohl man vergleichsweise wenig über sie erfährt. Auch Chris Penn und Lawrence Tierney als Hintermänner des Coups wissen zu überzeugen und auch über die Nebendarstellerriege kann man nicht meckern.

So ist „Reservoir Dogs“ trotz des geringen Budgets und der Dialoglastigkeit sehr unterhaltsam geraten, da der Plot mit viel Finesse erzählt wird und die Gespräche insgesamt reichlich pointiert sind.

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