Anfang der 90’er war alles besser. Die Filmindustrie hatte weniger (oder zumindest andere) Gründe sich zu beklagen, Michael J. Fox war noch der beliebteste Sonnyboy und hatte noch nicht mit der Parkinsonschen Krankheit zu kämpfen und es wurde noch Filme wie „Doc Hollywood“ gedreht. Komödien mit einer unaufgeregten und unspektakulären Story, einer Menge Herz und der einzigen Aufgabe, gute Laune zu verbreiten.
„Doc Hollywood“ ist ein Feel-good-movie aus dem Lehrbuch, denn er enthält alle nötigen Indigrenzien: Sympathische Darsteller, nette Musik, ein Happy End und (eine Spezialität von Filmen aus dieser Epoche) die Läuterung eines oberflächlichen Menschen. Dieser ist der Arzt Ben Stone, der auf dem Weg ist nach Kalifornien, um dort als plastischer Chirurg zu praktizieren. Auf dem Weg dorthin verunglückt er mit seinem Porsche in er provinziellen Kleinstadt Grady und wird vom Richter dazu verdonnert, dort einige Stunden als Dorfarzt zu praktizieren. Erst völlig genervt, kommt es, wie es kommen muß: Dr. Stone schließt die skurrilen Dorfbewohner nach und nach in sein Herz. Was der Kurzabriß dieser netten Story schon vermuten lässt: „Doc Hollywood“ ist ein Fox-Vehikel und ganz auf seinen Star zurechtgeschnitten. Es ist eine Freude, Michael J. Fox (als Marty McFly untrennbar mit der Jugend vieler Filmfans für immer verbunden) so gut aufgelegt zuzuschauen. Sein charmant-verschmitztes Spiel funktioniert immer nochso gut, dass es dem geneigten Zuschauer ganz wehmütig wird. So schön das Wiedersehen in der TV-Serie „Scrubs“ auch war (in der er bezeichnenderweise auch einen Arzt spielt), merkte man dem Schauspieler den Kampf gegen die tückische Krankheit doch an. Davon war er bei „Doc Hollyood“ weit entfernt. Insofern ist dieser Film ein unvergängliches Portrait eines charmanten und talentierten Schauspielers, den man so in Erinnerung behalten sollte. Die anderen Darsteller sind weit überdurchschnittlich und machen die Fox-Parade erst sehenswert, stellen sie doch die Dorfbewohner schön skurril dar. Hervorzuheben sind (allerdings nur wegen dem späteren Verlauf ihrer Karrieren) eine junge Bridget Fonda und ein ebenso junger Woody Harrelson.
Um das Gesagte noch einmal zusammenzufassen: „Doc Hollywood“ von Michael Caton-Jones stellt keine hehren Ansprüche, sondern möchte den Zuschauer „nur“ mit leichter Kost unterhalten. Dies schafft der Film mit einer spielerischen Leichtigkeit und der richtigen Menge Herz, die den meisten heutigen Komödien leider abgeht. In den meisten Fällen ist „Belanglosigkeit“ eine schlimme Beleidigung für einen Film, hier jedoch nicht: Die Leichtigkeit und der Esprit, die dieser Film versprüht, wird erzeugt von einem einfachen, aber funktionierenden Script. So weckt dieser Film beim Betrachter ein schön warmes und nostalgisches Gefühl in der Magengegend. War man 1991, als der Film herauskam, ein Teenager, fühlt man sich bei heutiger Betrachtung von „Doc Hollyood“ irgendwie wieder zu Hause, ein ganzes Stück jünger und in eine andere Zeit versetzt. Viel größere Komplimente kann man einem solchen Film kaum machen.
Fazit:
8,5 / 10