Review

Alle Welt fragte sich, was Bruce Willis nach dem Actionkracher „Stirb langsam“ für einen Film machen würde. Er entschied für den kleinen, schauspielerbetonten „Zurück aus der Hölle“ und spielte für die Mindestgage.
Emmet Smith (Bruce Willis) sitzt bei der Verabschiedung seiner Nichte Samantha (Emily Lloyd), die gerade ihren Schulabschluss hat. Doch er ist nicht ganz bei der Sache; er muss immer noch an seine Zeit in Vietnam denken. Der Anfang ist trotz einer eingestreuten Szene aus dem Vietnamkrieg wie der Rest des Film sehr leise: Keine laute Inszenierung, langsame Szenen und schauspielerbetontes Geschehen.
Auch Samanthas verwitwete Mutter Irene (Joan Allen), die mit ihrem neuen Mann in einer anderen Stadt wohnt, ist dort, um den Abschluss ihrer Tochter zu feiern. Doch in dem kleinen Städtchen Hopeville (Nomen est Omen?) lebt Samantha lediglich mit Emmet zusammen, der seine Vietnamerinnerungen nicht verdaut hat, ihre einzige Bezugsperson ist und in der Nachbarschaft als komischer Kauz gilt. In dieser nicht wirklichen sorgenfreien Situation will Samantha eigene Erfahrungen fürs Leben sammeln, aber gleichzeitig auch mehr über ihren Vater erfahren, der im Vietnamkrieg fiel...

„Zurück aus der Hölle“ ist ein unbeschreiblich leiser Film, der etwas Prominenz zu bieten hat. Zum einen natürlich Willis, der nach „Stirb langsam“ nicht nur als Actionstar gelten wollte, aber auch den Oscargekrönten Norman Jewison als Regisseur und Joan Allen, die erst spät mit „Face/Off“ und „Pleasantville“ etwas Bekanntheit erlangte.
Die Story ist nicht direkt spannend, schließlich handelt es sich um ein Melodram. Jewison legt mehr Wert auf Charaktere und deren Entwicklung. Hierbei versucht er einen anspruchsvollen Film zu schaffen, der allerdings in seiner Ruhe nicht für jedermann geeignet ist und etwas gewöhnungsbedürftig erscheint. Trotz dem unspektakulären Handlungsverlauf kann man nicht behaupten, dass „Zurück aus der Hölle“ langweilig wäre.

Ob der Film als Aufbereitung des Vietnamtraumas funktioniert, ist für jeden Nicht-Amerikaner schwer zu beurteilen. Schließlich hat man hier keinen Antikriegsfilm wie „Platoon“ oder „Full Metal Jacket“ vor sich, sondern ein Melodram, welches das Danach behandelt.
Emily Lloyd leistet einiges bei der Darstellung der problembeladenen Samantha, auch wenn sie nicht so sehr herausragt, dass man ihr eine große Karriere prophezeien könnte. Für mich, der ich seit der „Stirb langsam“ Trilogie und „Last Boy Scout“ großer Fan von Willis bin, ein wenig enttäuscht: Bruce Willis ist nicht so oft zu sehen. Doch wenn er agiert, merkt man, dass er auch das leise Schauspiel beherrscht. Die anderen Schauspieler sind recht gut; hier kann Joan Allen noch ein wenig herausragen.

„Zurück aus der Hölle“ ist ein leises, gewöhnungsbedürftiges Melodram, das sicherlich nicht für jeden geeignet ist, aber auf seine ruhige Art überzeugen kann.

Details
Ähnliche Filme