Review

Für die dahinscheidende und Ende der Achtziger bereits in den letzten Atemzüge liegende B-Movie-Stätte Cannon war die Zeit längst gekommen, was sie aber nicht daran hinderte noch einmal in den tiefen Dschungel vorzudringen. Dorthin wo Chuck Norris dreimal „Missing in Action“ sein durfte, Quatermain („King Solomon's Mines“, „Allan Quatermain and the Lost City of Gold”) nach Gold suchte und noch einige andere Cannon-Filme ihr Glück probierten. Auch Michael Dudikoff verfügte dank „American Ninja“ oder „Platoon Leader“ über begrenzte Ortskenntnisse und wurde noch mal in die Hauptrolle berufen.

Der auf der Romanvorlage von Alistair MacLean („The Guns of Navarone“, „Where Eagles Dare“) basierende „River of Death“ schlägt also in die selbe Kerbe früherer Cannon-Produktionen, hat dabei aber weit weniger Erfolg und beginnt mit, was bei MacLean ja auch nahe liegt, einem Vorfall im 2. Weltkrieg an der Ostfront. Denn dort hält in einem Konzentrationslager Doktor Manteuffel (Robert Vaughn, „The Bridge at Remagen“, „Renegade“), der doch verdächtig an Mengele erinnert, seine Versuchskaninchen und nimmt an ihnen nicht genehmigte Experimente vor. Als ein Hauptmann dies zu unterbinden versucht, tötet er ihn. Doch weil 1945 auf deutscher Seite bekanntlich Rückzug Programm ist, muss er sein Unterfangen erst mal abblasen und über Wilhelmshaven in letzter Sekunde per Flugzeug die Biege machen. Seinen Förderer, den rein kommerziell orientierten Standartenführer Spaatz (Donald Pleasence, „Halloween“, „Prince of Darkness“), lässt er mit einer Kugel im Bein zurück.
Genau 20 Jahre später führt der verwegene Abenteurer John Hamilton (Dudikoff) einen Arzt nebst assistierender Tochter in den Amazonas-Dschungel, um sie zur Quelle einer rätselhaften Krankheit, die nur Indianer befällt, zu führen. Nur wird man vorher von kriegerischen Eingeborenen abgefangen und eingesperrt. Hamilton gelingt die Flucht (Sehr putzig: Er zündet einfach die Hütte an und tritt die Lehmwand ein). Er schwört, als er wieder am Außenposten angekommen ist, Anna (die Tochter) zu befreien und sieht sich alsbald von Interessenten umringt, die gern dabei wären.

„River of Death“ ist im Grunde ein wirklich dummes Produkt der Cannon-Familie, aber diese unverblümte Naivität mit der sie die Drehbücher umsetzten, macht auch den Charme der Filme aus. Also bitte nicht nachdenken und sich nicht über den anfangs so inflationären Gebrauch von Hakenkreuzflaggen oder –armbinden, Hitlergruß und deutschen Naziklischees aufregen. Es soll nämlich betreffend Nachvollziehbarkeit und Logik im Verlauf des Films noch schlimmer kommen, oder kann mir irgendwer erklären, wie und warum denn ein forschender Doktor ausgerechnet in einem uralten, rituellen Opfer-Tempel, erleuchtet von Kerzen, mal so eben 20 Jahre verbringen sollte, um eine Krankheit zu entwickeln, die alles bis auf die von ihm proklamierte Herrenrasse ausrottet. Als deutscher, Gewehr bei Fuß stehender Soldat würde ich mir da auch etwas blöd vorkommen, wenn ich immer noch in der alten Uniform rumrennen und den ganzen Tag Wache schieben müsste? Wo bleibt denn da der Spaß und vor allem die Motivation? Aber vielleicht haben wir auch nicht die ganzen Ausmaße der Organisation zu sehen bekommen. *gg* Sei es drum, da tun sich doch einige Logiklöcher auf. Egal, das muss hier so sein und gehört dazu. Wen kümmert es...

Hamilton muss sich nach seiner Rückkehr durch jede Menge schummriger, schmutziger und heruntergekommener Spelunken (u.a. ein putziger Liliputaner-Boxkampf) trinken, um Nazi-Jäger aus Wien, einen die finanziellen Mittel stellenden, lügenden Altnazi, einen übersetzenden Verräter und eben die Hubschrauber fliegende Gefolgschaft unter einen Schlapphut zu bekommen. Diese ganzen vorbereitenden Maßnahmen gehören auch zu den weniger prickelnden Minuten des Films, da Dialoge aus dem Drehbuch von Andrew Deutsch („Platoon Leader“, „Delta Force 3: The Killing Game“) nun nicht gerade zur Creme de la Creme gehören und auch während der folgenden Flussfahrt immer wieder unfreiwillig für Heiterkeit sorgen. Regisseur Steve Carver („An Eye for an Eye”, „Lone Wolf McQuade”) liefert während dessen nur die typische Zusammenführung der zusammengewürfelten Interessengruppe. Hamilton läuft beinahe allen über den Weg, wird in ein Gespräch verwickelt und schwups ist sein Unterfangen um ein Mitglied reicher und man sitzt im Heli.

Der weitere Filmverlauf wird dann leider von Einfallslosigkeit geprägt. Schifffahrten sind bekanntlich nicht immer lustig und im Amazonas lockt von Flusspiraten bis regelmäßig andockenden, kriegerischen Indianerstämmen einiges an unliebsamen Gäste, die nach Bedarf weggemörsert, gesprengt und erschossen werden. Absolut gigantisch ist dabei nur Hamiltons Idee mal eben in den Bach zu hüpfen, um der Schiffschraube, die von verwickelten Bambusseilen an der regelmäßigen Drehbewegung gehindert wird, mit einem Messer zu Leibe zu rücken. Ich hätte dann doch lieber erst mal den Motor ab- und damit die Schraube still gelegt, aber das Thema hatten wir bereits.

Rein von der Exotik kann diese Produktion aus der späten Phase der Cannon-Ära auch sehen lassen. Einiges an Statisten wurde zusammengekarrt, mit Perücken versehen und angemalt, so dass die mal friedfertigen und mal weniger friedfertigen Stämme inklusive ihrer Dörfer stets willkommene Abwechslung bieten, Abenteuerfeeling kommt auch auf und wenn es eben mal zu langweilig werden droht, gibt es einfach eine Attacke. Die Action ist zwar nicht mehr so spektakulär wie in früheren Cannon-Filmen, die Explosionen und harten Shootouts können sich qualitativ aber immer noch sehen lassen. Wie man mit einer Pumpgun von der Flussmitte aus jemanden am Ufer abknallen oder mit Handgranaten Katapulte (!!) abwerfen kann, wird nur leider nicht erklärt. Vielleicht ist ja nicht nur die Zeit sondern auch die Distanz relativ.

Das Bemühen um Seriosität ist redlich, eigentlich aber zum Scheitern verurteilt, weil bei „River of Death“ nicht mehr als anspruchslose Unterhaltung herauskommen sollte. Ob nun die von Dudikoff immer wieder geführten nachdenklichen, inneren Monologe seine ernstgemeinte, nächtliche Flucht durch den nebelverhangenen Dschungel, phasenweise wird man in den Glauben entlassen, dass Carver hier ein bittereres Abenteuer dreht. Doch diese Momente währen wirklich nur kurz.

Denn ulkige Szenen, in der zwei Mann eben das unendliche Dickicht durchsuchen sollen und nach etwas 20 Sekunden auch schon das Zielobjekt aufscheuchen oder Hamilton von einem Medizinmann zum prophezeiten Befreier proklamiert und eine Naziflagge symbolträchtig ein Raub der Flammen wird, sorgen stets für unfreiwilliges Grinsen seitens des Publikums. Maria, die während des Films immer abwesend und desorientiert ausschaut, dann aber doch noch eine Überraschung parat hält, ist auch so ein Brüller.

„River of Death“ gehört letztlich nicht mehr zur Spitzenklasse des Studios, muss sich trotz seiner späten Entstehungsphase allerdings nicht schämen. Menahem Golan und Yoram Globus waren auch schon nicht mehr die entscheidenden Produzenten, sondern wurden hier von Landsmann Avi Lerner, der wenig später Nu Image gründete, und dem alten, legendären Hasen Harry Alan Towers vertreten, was kein Nachteil war. Nur das simple Drehbuch hätte ein paar Änderungen vertragen können. Die vielen beteiligten Parteien hätten beispielsweise gestrichen werden können, auch weil speziell die Nazi-Jäger nie über die Funktion des Helfershelfer hinaus dürfen.

Sicher ein wenig mehr akzentuierte Actionszenarien hätten „River of Death“ nicht geschadet, auch wenn er um seine Brutalitäten keinen großen Hehl macht. Speziell der finale Showdown, in dem Cannon einst gern ein Großteil des Budgets verpulverte, fällt hier doch ein wenig enttäuschend aus. Ein paar Eingeborene mit Stöcken gegen Nazi-Soldaten die mit ihren MGs in Stellung liegen ist dann doch leicht einsilbig, obwohl Hamilton als Mann vom Fach schon mit den richtigen Argumenten um sich wirft, um dem Abschlachten Einhalt zu gebieten.
Das Geschehen ist über seine Distanz von gut 90 Minuten allerdings nie total langweilig. Das attraktive und exotische Dschungelfeeling und unfreiwillige Komik sorgen für die nötige Unterhaltung, wobei man aber nicht vergessen darf, dass sich Leute wie Robert Vaughn und Donald Pleasence sich hier wahrlich nicht mit Ruhm bekleckern, wohingegen Michael Dudikoff vier Jahre nach „American Ninja“ schauspielerisch wirklich Fortschritte gemacht hat, ohne jetzt eine bestechende Performance zu bieten.


Fazit:
Auf seine unbeschwert naive und dazu noch ernst gemeinte Art putziges, mitunter unfreiwillig komisches Relikt aus der längst vergangenen Cannon-Ära, das nicht nur durch sein stimmiges Dschungel-Szenario überzeugt, sondern darüber hinaus auch reißerisch mit Nazi-Klischees prahlt, über glaubwürdige Sets verfügt und mit Dialogen um sich wirft, die dem Zuschauer die Zehennägel aufrollen. Deshalb bleibt „River of Death“ auch ein Film für eine Fraktion, die sich diesen Filmen verschrieben hat und über die vielen Schwächen des Drehbuchs großzügig hinwegblicken kann. Der Plot hätte abwechslungsreicher und die immerhin häufigen Actioneinlagen spektakulärer sein dürfen, doch so reicht es immer noch für den Durchschnitt. Besser als bei „Firewalker“ habe ich mich hier allemal unterhalten gefühlt.

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