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Beinahe hätte es Rambo II und auch seine beiden Nachfolger (Rambo III 1988; John Rambo 2008) nicht gegeben, wäre man beim Original der Romanvorlage von David Morell treu geblieben. Rambo sollte nämlich durch Trautman erschossen werden, nachdem er selbst Sheriff Teasle liquidiert hatte. Eine leicht abgeänderte Variante war bereits fertiggestellt (Rambo löst den tödlichen Schuss selbst aus als Trautmann die Waffe auf Ihn richtet), fiel aber bei einer Testvorführung vor Veröffentlichung beim Publikum durch. Auf drängen von Stallone wurde dann das Ende, welches wir alle kennen, nachgedreht und der Weg war frei für die Ein Mann Armee John Rambo, die durch den zweiten und den dritten Teil zelebriert und teilweise (gerade im Finale vom dritten Teil) bewusst überzeichnet wurde.

Dabei ist die Entwicklung der Titelfigur in Rambo II bzw. die Rahmenhandlung gar nicht mal so abwegig, wie es von manchen Kritikern moniert wird. Rambo ist hier nämlich wie in Teil 1 mehrfach von Trautman beschrieben, eine fehlerfreie Kampfmaschine, die im wahrsten Sinne des Wortes zum Krieg wird, um den Krieg zu überleben bzw. um diesen zu gewinnen. Außerdem war wohl Rambo's Auftrag im Film (Beweise zu finden für noch existierende amerikanische Kriegsgefangene) Anfang der 80er Jahre auch in der Realität ein amerikanisches Thema, in der Ära Reagan tauchten angeblich immer wieder Gerüchte bzw. Hinweise von eventuell existierenden Pow's (Prisoner of War) auf, die teilweise bekräftigt dann aber wieder von offizieller Seite her verleugnet wurden. So soll die Geschichte des amerikanischen Colonel Bo Gritz (der nach Kriegsende selbst Kriegsgefangene suchte) als Vorlage für das Drehbuch von Rambo II verwendet worden sein. Faktisch lässt sich aktuell nicht mehr zu 100 % klären, wieviel Wahrheit bzw. wieviel Fiktion (politische Propaganda) hinter diesen Aussagen steckt. Unabhängig davon kann man Rambo II heute durchaus als ein Relikt des damals herrschenden kalten Krieges sehen.

Was in der allgemeinen Einordung von Rambo II ebenfalls gerne untergeht, ist die zwischenzeitlich angedeutete, versteckte, indirekte Infragestellung der Sinnhaftigkeit des Vietnamkrieges überhaupt und das zwischen den Zeilen stattfindende Anprangern der eigentlichen Wertschätzung der amerikanischen Regierung gegenüber den eigenen Soldaten. Exemplarisch dafür kann der bewegende Dialog zwischen Rambo und Trautman eingestuft werden, als die " fehlerfreie Kampfmaschine" ihre Mission erfolgreich beendet hat und auf die Frage, was er denn eigentlich wolle, er sei doch frei, emotional und in verschiedene Richtungen interpretierbar antwortet, nachdem ihn sein Land im Stich gelassen hatte: "Ich will, was die da wollen, was jeder einzelne wollte, der hier herkam, sein Blut vergoß und alles gab was er hatte. Ich will, dass unser Vaterland uns genauso liebt, wie wir es lieben. Das ist alles was ich will!" In dieser einfachen, meiner Meinung nach genialen Aussage steckt so viel traurige Wahrheit, die sich eigentlich auf jeden Krieg dieses Planeten projizieren lässt: Der einfache Soldat hält bedingungslos den Kopf hin für angeblich edle Befindlichkeiten oberer Staatschefs, ist aber im Endeffekt nur ein lapidares und nutzloses Bauernopfer in einem Konflikt, in welchem es offen ausgesprochen nur um Geld und falsche Machtausübung geht.

Aber wollen wir der Story nicht zu viel "Anspruch" attestieren, letzten Endes ist diese natürlich von den Verantwortlichen (Sylvester Stallone sowie James Cameron) für einen Actionfilm modifiziert worden und liefert Rambo am Ende des Tages nur den Hintergrund um seinen beispiellosen Rachefeldzug einer gegen alle zu starten. Was die Action betrifft, da sind sich Kritiker und Fans anscheinend einig: Rambo II steht für perfektes Actionkino, für druckvolle Nahkämpfe mit blutigen, handgemachten Shoot-Outs und fulminant in Szene gesetzten, bombastischen Explosionen. Die Intensität der Actionsequenzen wird kontinuierlich gesteigert und kulminiert im atemberaubenden 20 minütigen Finale, in dem Rambo so ziemlich alles in Schutt und Asche schießt bzw. sprengt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, was einem pyrotechnischen Meisterwerk gleichkommt, während die überwältigende Optik durch den epischen Soundtrack von Jerry Goldsmith gebührend musikalisch unterstrichen wird. Langweile kennt First Blood Part II nicht, da es so gut wie keine Handlungslängen gibt und der Film über die volle Distanz zu unterhalten weiß. Obwohl Rambo II jetzt fast 35 Jahre auf dem Buckel hat, kann sich das Ergebnis damals wie heute sehen lassen, hier haben Regisseur George P. Cosmatos und sein Team wirklich ganze Arbeit geleistet.

Stallone überzeugt in seiner (nach Rocky) zweiten Paraderolle und stellt die One-Man-Armee Rambo körperlich beeindruckend dar. Im Gegensatz zum ersten Teil (hier wirkte er etwas schmächtig) hat er nochmal deutlich an Muskelmasse und Physis zulegen können und auch schauspielerisch erfüllt er die vom Drehbuch her gestellten Anforderungen vollumfänglich. Dazu trumpft Richard Crenna alias Colonel Trautman gewohnt sympathisch und charismatisch als Rambo's Freund und Mentor auf, der ähnlich wie im ersten Teil seinen Jungen beschützt und dem korrupten Staatsapparat in Form vom gewissenlosen und geldgeilen Bürokraten Murdock, dessen Figur von Charles Napier wunderbar zwielichtig interpretiert wird, mit einer feurigen Rede den Spiegel vor. Ebenfalls auf Rambos Seite ist die hübsche Vietnamesin Co Bao, die von Julia Nickson eine verführerische Note verliehen bekommt und nach einer angedeuteten Romanze die entscheidende Motivation für Rambos Rachefeldzug ausfüllen darf. Interessant zu wissen ist, dass ursprünglich Dolph Lundgren als Hauptbösewicht eingeplant war. Er hätte den russischen Oberbefehlshaber Podovsky spielen sollen, da Stallone ihn aber für Rocky IV besetzen wollte, wurde er durch Steven Berkoff ersetzt, welcher den sadistischen Kommandeur zynisch und unter die Haut gehend verkörpert. Weitere Darsteller wie Martin Kove als gesichtsloser Söldner und Voyo Goric als russischer Handlanger bieten zwar solide Leistungen an, können aber den insgesamt stringent auftretenden Hauptakteuren nicht das Wasser reichen.

Kommerziell war Rambo II der erfolgreichste Teil der Rambo Quadrologie (USA: 150.000.000 $; WW: 300.000.000 $; Deutschland: 4.065.315 Zuschauer) weil er dem amerikanischen Publikum genau das gab, was es sehen wollte und den Nerv der damaligen Zeit traf. Aus dem aus heutiger Sicht überholten politischen Hintergrund wird dem Film von vielen Kritikern gerne ein Strick gedreht: Rambo II, so heißt es, wäre eine sinnlose, rassistische Gewaltorgie die versucht, einen in der Wirklichkeit verlorenen Krieg durch brutales Gemetzel zu gewinnen. Die durchaus vorhandenen, kritischen Untertöne am Sinn eines Krieges allgemein und an der amerikanischen Führung im Umgang mit ihren eigenen Streitkräften, werden nicht wahrgenommen oder unter den Tisch gekehrt, während die in der Realität wirklich thematisierte Kriegsgefangenensuche ebenfalls oft vergessen wird. Egal wie man nun zu dem Thema steht, primär hatten Stallone & Co. weder reaktionäre Hetze, noch einen Antikriegsfilm im Sinn, es sollte einfach nur grandiose Actionunterhaltung geboten werden, was zweifelsfrei auch gelungen ist und Rambo II darf sich ohne rot zu werden als absoluter Klassiker des Actionkinos bezeichnen. MovieStar Wertung: 10/10 Punkte.

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