Vom Spaß am Standardtanz…28.12.2007
Man sollte ein Faible für das Tanzen haben, am besten selbst schon den einen oder anderen Tanzkurs hinter sich gebracht haben, denn sonst wird man diesem Film nichts abgewinnen können, da man die Grundhaltung, die hinter dem Tanzen steht, nicht verstehen wird. Für viele - gerade uns Herren der Schöpfung – ist Tanzen ja auch kein Sport, ebenso wie rhythmische Sportgymnastik oder Synchronschwimmen, ist halt was für Mädchen oder für nicht wirklich männliche Männer, um es mal dezent auszudrücken. Aber wenn man sich einmal überwunden und vielleicht der Liebsten zuliebe einen Tanzkurs absolviert hat, dann mag es sein, daß man merkt, daß Tanzen zum einen nur leicht aussieht, es aber nicht ist, zum anderen aber tatsächlich einiges an Geschick, Taktgefühl und Körperbeherrschung bedarf – also nicht soweit entfernt ist von Kampfsportkunst. Aber hier darf man seine Holde auch führen…anders geht es nicht.
John Clark nun, eine typische Richard Gere Figur ( grauhaarig, Anwalt ), sollte eigentlich glücklich sein, ist es aber nicht. Er liebt seine Frau, seine Kinder, hat einen angenehmen Job, ein schönes Zuhause, aber in seinem Leben ist Leere. Eines Abends entschließt er sich spontan zum Besuch einer Tanzschule und fängt auch sogleich an, die ersten Schritte zu lernen. Natürlich kommt der Mann jetzt nicht mehr pünktlich heim, was seine Frau dazu bewegt, einen Detektiv zu engagieren. Doch dieser hat nichts Schädliches zu berichten, der Ehemann tanzt halt, und er verliebt sich auch nicht in eine Tänzerin, die in der gleichen Schule übt wie er. Nebenbei wird noch die Geschichte eines Arbeitskollegen erzählt, der seit Jahren tanzt, aber es niemandem erzählt, ist halt peinlich…und auch ein großes Happy-End findet sich nicht, der Film geht einfach zu Ende, und ein Mann hat sein Leben entscheidend erweitert.
Was ein schöner Film über das Älterwerden! Wenn man diesen Streifen mit der Gurke „Dirty Dancing“ vergleicht, wird man schnell merken, an welch unterschiedliches Publikum sich beide Filme richten, und warum der eine schlecht, der andere aber einfach schön ist. Richard Gere spielt einen Menschen wie Du und ich, der einfach mal noch etwas anderes in seinem Leben machen möchte, als nur die immergleiche Routine, die einen dann unweigerlich öde ins Grab führt. Gut, hier entscheidet sich die Hauptfigur für das Tanzen, aber es hätte auch Bogenschießen, Bergsteigen oder Karate sein können, denn bei allem gilt, der Weg ist das Ziel. Da ich nun aber selber tatsächlich gerne tanze ( ich höre schon das Gelächter der Leser…), fällt es mir sehr leicht, den Wandel der Hauptfigur zu verstehen, zumal hier nichts übertrieben wird und nur manchmal versucht wird, mit macht Klischees zu verbreiten. Ziemlich überflüssig ist übrigens Jennifer Lopez, denn es gibt keine Liebesstory oder gar ein Fremdgehen, und somit steht Frau Lopez meist nur herum und hadert mit ihrem Schicksal. Dem geneigten Zuseher aber vergeht die Zeit wie im Flug, er erkennt all die Schrittfolgen, die er selber beherrscht, und möchte sogleich gerne selbst aufs Parkett…8/10.