"Siehst gut aus - heute schon gekotzt ?" Nobody
Nach Leones großen Erfolgen "Once upon a time in the west" und der Dollar-Trilogie war eigentlich alles gesagt. Leone hatte nicht vor einen weiteren Western zu drehen, da er das Genre eigentlich ausgeschöpft hatte. Aber es sollten die Westernkomödien von Bud Spencer und Terence Hill sein, die den Meister doch wieder zurück brachten. Filme der Marke "Die rechte und die linke Hand des Teufels" und "Vier Fäuste für ein Halleluja" zeigten Leones Werken keinen Respekt. Aber der eigentliche Grund für Leones Rückkehr war seine Meinung "wenn man meine Filme schon verspottet, sollte man es richtig machen". Und wer könnte das besser als Leone selber ? Also holte er sich Terence Hill und einen 2ten Regisseur, Tonino Valerii. Und so kam es....Sergio Leone parodiert das eigene Genre. Und das Ergebnis ist einfach umwerfend.
Zum Film selbst:
Der Film beginnt mit einer Aufnahme einer leeren, staubigen Straße die in ein Dorf führt, plötzlich tauchen 3 Reiter auf. Es folgen die alt bekannten Nah-Aufnahmen ihrer Gesichter. Natürlich ist klar, das diese Typen nichts gutes vor haben. Sie nehmen einen Friseur-Laden ein und sperren den Besitzer in eine Besenkammer. Alles sehr verwirrend bisher, doch dann kommt Licht in die Sache. Jack Beauregard (gespielt von Henry Fonda) kommt aus einem Hotel und hat seine Koffer dabei, er möchte dieses Dorf verlassen jedoch nicht ohne sich vorher rasiert haben zu lassen. Also spaziert er nichts ahnend in den Friseur-Salon. Nun sind die Rollen klar verteilt, 3 Auftragskiller und 1 Opfer. Zwei der Killer befinden sich außerhalb des Ladens und versuchen beschäftigt auszusehen, haben jedoch immer ein Auge auf den dritten Mann, der langsam damit beginnt Henry Fonda zu rasieren. Als er sich mit der Rasierklinge Fonda's Hals nähert und man sieht wie er vor hat gleich seine Kehle aufzuschlitzen hört man nur ein Geräusch ...das klicken des Revolvers, dessen Lauf direkt zwischen die Beine des Killers zeigt. Fonda sagt nicht ein Wort, der Revolver erledigt das für ihn. Das ganze endet Leone-typisch in einer Schießerei, welche in Slow-Motion einfach nur herrlich aussieht.
Jetzt wird uns der 2te Hauptcharakter vorgestellt, Nobody ( gespielt von Terence Hill), ein junger Revolverheld mit einer großen Schnauze.
Nobody verehrt Jack, er war immer sein großes Vorbild. Aber Jack ist alt und möchte nur noch seine Ruhe. Sein Schiff wartet bereits im Hafen, er möchte den Westen hinter sich lassen, abhaken. Doch Nobody möchte das er sich mit einem Knall verabschiedet, er möchte aus Jack eine Legende machen. Das geht seiner Meinung nach nur, wenn Jack die gefürchtete "Wilde Horde" erledigt. Eine Bande aus 150 Gesetzlosen, die so gut reiten und schießen als wären es 1000.
Das ist die eigentliche Rahmenhandlung des Films. Genial wie Leone hier vorgeht: Jack, ein alter Revolverschütze, der nur noch mit Brille wirklich sicher trifft, steht hier für den alten Western. Aber der Western ist tot, Jack ist alt und will weg. Im Gegenzug der junge Nobody, der eine neue Zeit einbricht. Den neuen Western.
Natürlich muss bei einem echten Leone-Film ein richtiger Soundtrack her. Für diesen sorgte wie immer Ennio Morricone, der sich hier richtig austobt. Einfach wahnsinnige Stücke sind hier zu hören, ganz besonders das Theme der wilden Horde.
Die Kamera ist umwerfend, einfach meisterhaft wie man am Ende das finale Duell Von Jack B. gegen die wilde Horde einfängt. Wirklich 1 Mann gegen 150 und das in einer unglaublichen Einstellung, dazu Morricones Musik, ganz großes Kino.
Der Film bleibt ständig auf hohem Niveau, nichts wirkt unpassend oder lächerlich. Trotz des hohen Humors bietet der Film durchaus ernste Szenen, besonders die Dialoge zwischen Nobody und Jack. Und manche Szenen sind einfach nur Kunst, ich erwähne nur mal die Szene als Nobody den Zugführer, der gerade am pissen ist über 1 Minute anstarrt ohne etwas zu sagen. Aber nicht zu vergessen die Eröffnungsszene, die mal wieder komplett ohne musikalische Begleitung auskommt. Ganz im Stil von "The Good, The Bad & The Ugly" oder "Once upon a time in the west".