Review

Es gibt keine größere Einsamkeit als die eines Samurai, außer vielleicht die eines Tigers im Dschungel.
~ Der eiskalte Engel
Niemand ist reich genug, um seine eigene Vergangenheit zu tilgen.
~ Oscar Wilde

Ein Ausflug ins nasskalte Rotterdam, eine Observation, eine großangelegte Operation am Hafen, Ende September des Jahres steht an. Die Vereitelung eines Drogendeals, ein paar Tritte in den Bauch einer 'hochschwangeren' Frau, das braune Pulver kommt zum Vorschein, “Also ran an die Zauberjungs." Angeleiert wird der Verbrechensschlag vom Greifer, eine Art Söldner für das Gute, ein bisschen Moral und Kampf gegen die Kriminalität und Korruption im Sinn, als Belohnung aber der Koffer voll Geld. Belmondo hier Freelancer, Außenseiter, Windhund und Profi, schnell ein Mysterium, ein Einzelgänger und Einzelkämpfer mit Ruf, was vor allem den schwer geschädigten Organisationen da draußen im Untergrund missfällt. Ein Kopfgeldjäger, ein Cop ohne Regeln, ein Geheimfonds, ein Mann mit stets wechselnden Identitäten, mal ist die Brille auf der Nase, mal ein Schnauzbart darunter klebend:

Der auch als 'Roger Pilard' oder 'Johnny Lafont' agierende Der Greifer wird neben seinen sonstigen Aufgaben als Spezialist für die besonders schweren Fälle jetzt vom Kontaktmann Doumeq [ Victor Garrivier ] auch als Art Kopfgeldjäger auf den Raubmörder 'Die Bestie' Gilbert [ Bruno Cremer ] angesetzt, der sich bevorzugt mit jungen Kleinkriminellen verbündet und diese anschließend als einzige Mitwisser beseitigt. Einzig Costa Valdez [ Patrick Fierry ] konnte dieser Masche entgehen, weswegen sich Der Greifer in dessen Gefängniszelle 'versetzen' lässt. Problem nur: das Gefängnis wird von Bandenchef Spitzer [ Jean Negroni ] geleitet, der auch tief im Drogengeschäft steckt, die Wächter wie Granier [ Claude Brosset ] sind korrupt, und der Greifer wird das erste Mal als Gefahr erkannt.

Willst Du ein Küsschen oder soll ich dir in den Arsch treten? Los, raus!
In Paris geht das Geschehen weiter, ein Juwelierraub mit Plan und Ansage, ein Mehrfachmord an Polizisten, eine Nemesis für den Greifer tritt in Aktion und lässt das Blutbad wüten. Der Beste gegen “Die Bestie“, eine direkte Verbindung, eine Konfrontation am Blühen. Dazwischen wird gehorcht und gelauert, werden andere Probleme angegangen, konspirative Treffen gestört und auf Campingplätzen als Ort der Verschwörung und in Spielcasinos für die Kontaktaufnahme abgehangen. Die Handlung anekdotisch, das Geschehen weit gefächert, erst Melville, dann Peckinpah, da 'muss man die Konzentrierpille zu einschalten', der Job erst beruflich, dann privat engagiert und motiviert.

Musste das sein, mussten Sie ihn abknallen?“ - “Sieh das so, Kleiner: ich lege jeden um, der mich wiedererkennen könnte.
Der Film ist eher trocken, die Bewegungen überschaubar bis minimalistisch, die Gefühle gebremst bis rückzüglich, abgeflachte Effekte, selbst die Gewalt wirkt nicht 'vergnüglich', nicht eskalierend, nicht eskapistisch, nicht essayistisch. Die herbstlichen Gegenden sind kalt und karg bis leer, bald geht es aus der Armutsszenerie gar rein ins Gefängnis, paar Minuten Knastplotte, samt komplizierten Ausbruchsversuch (und wilden Autocrash), für die Geschichte vom Großwildjäger auf der Pirsch nach dem Sperber nicht von Belang, nicht wirklich wichtig. Die deutsche Synchronisation ist dabei etwas noch am Kalauern, die Originalfassung grob und ehrlich, die Zivilisation verroht und verrottet, mit Hang und Drang entweder zum Aussetzen von Problemen, voll mit Korruption oder auch Lust zur Lynchjustiz.

Darstellerisch durchaus gekonnt, dreht sich der Film seltsam im Kreise, hinten raus wirkt es eher etwas wie Getaway (1972), der eigentlich als Fokussierung in das Spiel gebrachte Cremer verschwindet gänzlich aus dem Blickfeld und wird auch charakterlich nie wirklich thematisiert, was der durchweg mit männlicher Besetzung gehaltenen Produktion auch eine merkwürdige homophobe Stimmung in seine Richtung mit beigibt. Einige Spannungsmomente wie das Vor-Finale auf einem verfallenen Bauerngehöft mitten auf dem isolierten Lande (mit schmerzhaft 'ungelenken' Fenstersturz als Stunt) scheinen recht konstruiert, alle Parteien, darunter die der privaten Killer-Elite (1975) fahren wie ferngesteuert zielgerecht genau in die Einöde, um sich dort mit unterschiedlichen Kalibern zu duellieren; Belmondo nutzt fleissig die High Standard Flite King, während McQueen zuvor die High Standard K-1200 Riot Standard Shotgun für selbiges Ketchup-rotes Blutvergießen einsetzte.

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