Manchmal ist es schon schwierig nachzuvollziehen, wie die deutschen Filmverleiher auf ihre Titel kommen. Ok, bei Assault on Precinct 13 war es auch nicht ganz einfach, denn Anschlag auf Polizeirevier 13 klingt doch eher nach einer Folge Großstadtrevier, als nach John Carpenter-Horror. Also denkt man sich was kurzes knackiges aus wie - Assault - Anschlag bei Nacht. Naja, so knackig dann auch wieder nicht. Also nochmal umbenennen in Das Ende. Hmm, wieso aber dann das kurze knackige The Thing umbenennen in Das Ding aus einer anderen Welt? Wahrscheinlich weil es schon den Krimi Das Ding gab. Egal, Das Ende ist ein hübscher einprägsamer Titel, und nur ganz gemeine Stimmen beharren auf der Behauptung, der Verantwortliche, der seinerzeit den Film betrachtet hatte, dachte das The End am Ende des Films wäre der Titel...
Das Ende ist eigentlich ein Zombie-Film ohne Zombies. Sehr clever verwischt Carpenter hier die Genre-Grenzen und lässt die bedrohliche Jugendbande, die das Polizeirevier 13 belagert, bewusst gesichts- und emotionslos, wie eine Schar Untoter stehen sie an der Straße, unaufhaltsam drängen sie in das Haus und lassen sich auch durch Waffen kaum aufhalten. Dazu die klaustrophobische Atmosphäre in dem leer geräumten Revier und die gut gewählten Personen, die darin um Ihr Überleben kämpfen. Der farbige Hauptdarsteller Austin Stoker als überforderter doch souveräner Polzist, der schnell erkennt, dass man nur gemeinsam mit den Gefangenen eine Chance hat. Die hübsche und patente Sekretärin, die mal nicht kreischend in der Ecke sitzt (wie die Kollegin), sondern sich durchaus zu wehren weiß, das war vor Ellen Ripley schon mal die Ausnahme. Der nervöse schwarze Kleinkriminelle, der einem eingesperrten Hund gleich herumzappelt und für Unruhe sorgt. Und zwischen all dem - Darwin Joston als Napoleon Wilson. Eine schauspielerische Offenbarung. Einfach brillant, die Rolle, die Besetzung und die Verkörperung dieses abgebrühten Ganoven. Was mich wirklich (negativ) beeindruckte - Joston taucht nochmal in Eraserhead auf - und hat danach nie wieder vergleichbare Rollen bekommen. Hier war Potential für einen wirklichen Charakterdarsteller, und Carpenter hat ihn sogar nochmal für eine kleine Rolle in The Fog gecastet. Schade. Ohne mich jetzt zu weit nach vorn zu wagen, aber wenn nicht Anthony Hopkins den Hannibal Lecter gespielt hätte - Darwin Joston wäre definitiv eine Alternative gewesen...
Handwerklich perfekt in Szene gesetzt mit wenigen Knalleffekten, aber die haben es in sich. Der Mord an einem kleinen Mädchen wird selbst heutzutage noch tunlichst vermieden, und wenns denn sein muss, dann zeigt man aber bitteschön nur einen Kinderschuh im Gras oder einen Teddy mit Blutfleck. Ha, nicht so John Carpenter. Selbst nachdem man ihn gerichtlich aufgefordert hatte, die Szene zu streichen, sagte er ok - und ließ sie trotzdem im Film. Krass. Aber nicht falsch verstehen, Das Ende ist sicher kein Splatter, ja nicht mal ein Actionfilm. Es sind eher die ruhigen Einstellungen, die die Spannung hochhalten. Die Konflikte unter den Eingekreisten, die Versuche sich zu befreien oder Hilfe zu holen. Die zur Neige gehende Munition und die unaufhörlich näher kommenden namenlosen Killer. Darunter der eindringliche Carpenter-Soundtrack - ein perfektes Suspense-Vergnügen.
Anmerkung: das Remake aus 2005 mit Ethan Hawke und Laurence Fishburne ist durchaus auch sehenswert, geht jedoch storymäßig in eine ganz andere Richtung. Ein Vergleich ist hier durchaus interessant. Mit gefällt jedoch das Original besser.
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